Unklarheit um Zukunft von Bayern-Star An Undankbarkeit kaum zu überbieten
Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Der Franzose will Bayern verlassen, sein Arbeitgeber ziert sich. Doch das lässt er nicht auf sich sitzen und zeigt sich frustriert auf öffentlichen Terminen. Darf man sich das als Fußballprofi erlauben?
Seit knapp vier Jahren ist Benjamin Pavard eine feste Stütze der Bayern-Defensive, gewann mit dem Klub viele nationale und auch internationale Titel. Nun will er München – ein Jahr vor seinem Vertragsende – verlassen und sein Glück im Ausland suchen. Inter Mailand soll ihn umwerben, so melden es verschiedene Medien. Auch Trainer Thomas Tuchel bestätigte inzwischen, dass Pavard "um einen Wechsel gebeten hat." Und er spüre auch, dass der Spieler "ausschließlich seinen Willen im Kopf" habe.
Doch es gibt da ein Problem: Bayern will ihn wohl nur gehen lassen, wenn die Höhe der Ablösesumme stimmt und man zusätzlich einen geeigneten Ersatz für ihn gefunden hat.
Pavards Haltung zu seinem aktuellen Arbeitgeber demonstrierte er in den vergangenen Wochen auf und neben dem Platz. Beim traditionellen Lederhosen-Shooting mit Weißbierglas in der Hand wirkte er sichtlich frustriert. Seine Leistungen in den Testspielen waren durchaus schwankend. Medienberichte, denen zufolge Pavard am vergangenen Mittwoch angeblich das Training des FC Bayern schwänzen wollte, um einen Wechsel zu erzwingen, wies Tuchel allerdings deutlich zurück.
Allerdings fehlte er auch beim darauffolgenden Bundesliga-Spiel gegen den FC Augsburg (3:1), stand nicht mal mehr im Kader. Eine Begründung dafür lieferte der Verein zunächst nicht. Erst am Sonntag gab man bekannt, dass Pavard an Rückenproblemen leide.
Deshalb muss an dieser Stelle eine Frage erlaubt sein:
Ist Benjamin Pavard undankbar?
Ja, das Verhalten ist an Egoismus schwer zu überbieten
Er spielt bei einem der größten und erfolgreichsten Klubs der Welt, genießt großes Vertrauen bei seinem Trainer und verdient dem Vernehmen nach rund acht Millionen Euro im Jahr. Fünf Jahre lang, was insgesamt rund 40 Millionen macht. Den entsprechenden Vertrag hat er selbst unterschrieben. Ohne Zwang.
Jetzt möchte Pavard weg – und verleiht diesem Wunsch mit Lustlosigkeit, Frust und angeblichen Verletzungsproblemen Nachdruck. Selbst gegenüber den Fans kann er sich offenbar nicht zusammenreißen. Damit hat es Pavard übertrieben. Er soll sogar an einen Streik denken. Das alles ist an Egoismus und Undankbarkeit nur schwer zu überbieten.
Der FC Bayern hat vor Wochen für all seine Spieler die Tür für einen Wechsel aufgemacht – bei einem entsprechenden Angebot. Von Pavard und seinem Berater kam bis zuletzt: nichts. Zumindest nichts, was über Gerüchte und Gemunkel hinausgehen würde. Eineinhalb Wochen vor Transferschluss meldet sich nun Inter Mailand mit einem unzureichenden Angebot. Logisch, dass Bayern dem nicht sofort entsprechen kann.
Und auch die angebliche Wechsel-Erlaubnis des ehemaligen Sportvorstandes Hasan Salihamidžić für Pavard ist lächerlich. Salihamidžić ist weg. Eine neue Führung muss die Situation neu bewerten.
Eigentlich gibt es für das Verhalten von Pavard nur eine adäquate Strafe. Bayern muss ihn ein Jahr lang auf der Tribüne versauern lassen. Leider würde der Verein damit nur viel Geld verbrennen und wird sich stattdessen hoffentlich für die zweitbeste Variante entscheiden: die 30 Millionen Euro von Inter nehmen und Pavard mit der Schubkarre nach Mailand fahren.
Nein, denn er hat sich wohl auf eine Zusage verlassen
Benjamin Pavard spielt seit vier Jahren für den FC Bayern und hat die meiste Zeit Topleistungen gezeigt. Er hat alles mit dem Verein gewonnen: die Champions League, den DFB-Pokal und vier Meisterschaften. Inzwischen ist er 27 Jahre alt und damit im besten Fußballer-Alter. Stimmen die Berichte, kann er sich aktuell vor Angeboten kaum retten. Aus Italien, Frankreich und England. Wer kann es ihm da verdenken, dass er sich noch mal in ein neues Abenteuer stürzen möchte?
Aktuell wirkt der Franzose frustriert, und auch das muss man verstehen: Denn nach Angaben der "Bild" pocht Pavard auf eine angebliche Wechselzusage des Bayern-Managements – das damals noch aus dem Vorsitzenden Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidžić bestand. Das Problem: Beide sind heute nicht mehr aktiv für den Klub. Aber Pavard ist noch da, und er hat sich darauf verlassen, dass Absprachen mit der Chefetage etwas zählen.
Doch was bringt das alles? Pavard will weg und die meisten Bayern-Fans möchten ihn inzwischen wohl auch lieber loswerden. Solange er nicht geht, herrscht Unruhe im Verein, und die strahlt automatisch auf die ganze Mannschaft ab. Bayern sollte den Spieler schnellstmöglich abgeben und sich lieber einen neuen Verteidiger suchen.
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