Ein rätselhafter Patient Gefahr im Pool
Eine Kalifornierin kommt mit Kopfschmerz und Übelkeit ins Krankenhaus, ihr Zustand verschlechtert sich rapide. Experten der US-Seuchenschutzbehörde gehen bald der Frage nach, wo die Frau schwimmen war.
Als die 21-Jährige aufwacht, leidet sie unter Kopfschmerzen, ihr ist schwindelig und sie muss sich erbrechen. Weil die Symptome im Laufe des Tages nicht abklingen, geht sie schließlich ins Northern Inyo Hospital in Bishop, US-Bundesstaat Kalifornien.
Während sie dort untersucht wird, übergibt sie sich erneut. Sie reagiert überempfindlich auf Licht und ihr Nacken ist schmerzhaft versteift. Aufgrund der typischen Symptome diagnostizieren die Ärzte eine Meningitis, eine Entzündung der Hirnhäute.
Eine Analyse des Liquors, der das Hirn umgibt, bestätigt dies: Die Flüssigkeit enthält viel mehr Zellen als normal, auch die Eiweißkonzentration ist erhöht - Anzeichen einer Entzündung.
Ob Viren oder Bakterien die Krankheit ausgelöst haben, wissen die Ärzte zu diesem Zeitpunkt nicht. Eine sofort eingeleitete Behandlung, die unabhängig vom Erreger helfen sollte, schlägt nicht an, der Zustand der Frau verschlechtert sich immer weiter. Zwei Tage nach ihrer Aufnahme im Krankenhaus wird sie in eine Klinik in Reno verlegt, doch auch die Ärzte dort können ihr nicht helfen. Sie stirbt.
Keine Viren, keine Bakterien
Was verursachte die tödliche Krankheit? Die US-amerikanische Seuchenschutzbehörde CDC untersucht Liquor- und Blutproben der Frau. Doch in den Bakterienkulturen zeigt sich nichts und die Tests auf Grippe-, West-Nil- und Herpes-Virus sind negativ.
Dann jedoch liefert die Suche nach Erreger-Erbgut in den Proben einen Treffer: Naegleria fowleri, eine Amöbe, die in warmem Süßwasser lebt. Die Frau litt also an einer sogenannten Primären Amöben-Meningoenzephalitis. US-Medien, darunter die "Los Angeles Times" berichten anschließend über den Tod der Frau durch die "Gehirn fressende Amöbe".
Infektionen mit dem Einzeller verlaufen fast immer tödlich, schreibt ein Team um Jennifer Cope von der CDC nach Abschluss der Untersuchungen im "Morbidity and Mortality Weekly Report" der Seuchenschutzbehörde.
In den zwei Wochen vor ihrem Tod war die Frau nur einmal schwimmen, finden die Experten heraus: In einem privaten Pool, dessen Wasser erst direkt vorm Schwimmen mit Chlor versetzt worden. Der Pool liegt in einem Wüstengebiet. Das Wasser, das aus einer Gebirgsquelle stammt, hat die letzten 2,4 Kilometer in einer in den Sechzigerjahren gebauten Überlandleitung zurückgelegt, heißt es in dem Bericht. Die Oberseite der Leitung war an vielen Stellen verrostet, so dass es im Prinzip eine Rinne geworden sei, schreiben die Forscher.
An dem Juli-Tag, an dem sie Wasserproben entnehmen, ist das Wasser an der Quelle rund zehn Grad Celsius warm, am Einlass zum Swimmingpool dagegen rund 37 Grad. Die Frau war im Juni gestorben.
Infektion durch die Nase
Obwohl die CDC weder im Wasser des Swimmingpools noch in der Leitung Hinweise auf N. fowleri entdeckt, geht sie davon aus, dass die Frau sich dort mit der Amöbe infiziert hat. Der Fall unterstreicht, so die CDC, wie wichtig es ist, beim Betreiben eines Swimmingpools auf die Hygiene zu achten.
Nach Angaben der CDC erfolgt die Infektion mit N. fowleri in der Regel, wenn jemand beim Baden oder Tauchen kontaminiertes Wasser durch die Nase aufnimmt. Die Amöbe kann dann ins Gehirn wandern und die lebensgefährliche Entzündung auslösen. Durch ungewolltes Verschlucken oder auch durch Trinken könne man sich nicht infizieren, so die CDC. Wenn Swimmingpools ordentlich gewartet und desinfiziert werden, droht grundsätzlich keine Ansteckungsgefahr.
Wie das Robert Koch-Insitut berichtet vermehren sich die Amöben insbesondere bei Temperaturen zwischen 30 und 45 Grad Celsius. Verbreitet sei der Einzeller daher besonders in Süßgewässern und Böden der Subtropen und Tropen, aber auch in natürlich oder künstlich erwärmten Süßgewässern gemäßigter Klimazonen.
Laut einem Fachartikel von 2014 endeten mehr als 95 Prozent der bekannten N.-fowleri-Infektionen tödlich. Insgesamt ist die Infektion sehr selten. Die meisten Fälle wurden in den USA, Australien und Frankreich beschrieben - aus Deutschland ist bisher keiner bekannt. Die Forscher gegen allerdings davon aus, dass viele Fälle in Entwicklungs- und Schwellenländern nicht als solche erkannt und deshalb nicht berichtet werden.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.