Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Die Deutschen und ihre Dialekte Sprechen Sie Fränkisch? Zehn Begriffe, die nur Insider kennen
Sind Sie ein "Greinmeicherla" und essen Sie gerne "Bodaggn"? Wenn Sie keine Ahnung haben, wovon hier die Rede ist, könnte es jetzt interessant werden.
Bayern ist bei den Deutschen ein beliebtes Urlaubsland. Das liegt sicher auch am Dialekt im süddeutschen Bundesland. Das bestätigen Umfragen – etwa eine repräsentative Umfrage aus dem April 2023, die t-online in Auftrag gegeben hatte. Damals war knapp hinter dem Sieger Hamburg der Münchner Dialekt der zweitbeliebteste. Doch Bayern hat sprachlich noch mehr zu bieten: Nördlich des "Weißwurstäquators" (für alle Nicht-Bayern: die Donau) findet sich neben der Oberpfalz noch Franken.
Für die Menschen in Franken ist es extrem wichtig, nicht in einem Atemzug mit Lederhosen, Weißwurst und generell allem genannt zu werden, was aus München und Umgebung kommt. So auch bei der Sprache.
- Hochdeutsch in Hannover? Irrtum! Diesen Dialekt hört man in Niedersachsen
- "Pott"-Dialekt lernen: Die typischsten Begriffe aus dem Ruhrgebiet
Kaum harte Konsonanten im Fränkischen
Das Fränkische ist ein oberdeutscher Dialekt und damit schon einmal deutlich weicher als niederdeutsche Sprachvarianten, aber die Franken legen hier noch einmal eine Schippe drauf und so gibt es kaum einen harten Konsonanten in ihrem Dialekt. Neben der Aussprache sind es die vielen einzigartigen Wörter, die es Außenstehenden manchmal etwas schwer machen, sich in Franken zurechtzufinden. Hier eine kleine Auswahl von Wörtern und ihre Übersetzung, beziehungsweise ihre Umschreibung:
- Rowern: Damit ist eine Schubkarre gemeint. In manchen Gegenden wird sie auch als "Robbern" bezeichnet. Wahrscheinlich ist das Wort abgeleitet vom Begriff "Radwer" und trägt das Rad in sich, das jede Schubkarre aufweist.
- Bodaggn: Nein, hier geht es nicht um Pobacken. Gemeint sind hier Kartoffeln. Spannend ist die Herkunft des Wortes, das eigentlich "Potake" heißt. Es ist möglich, dass es mit den Hugenotten aus Südfrankfreich kam, wo es allerdings auch nicht heimisch gewesen war, sondern aus der Sprache der Bewohner Haitis importiert worden war.
- Als Grischberla wird eine Person bezeichnet, die eher schmächtig gebaut ist. Anderswo würde man so jemanden wohl als "Handtuch" oder "Lauch" bezeichnen.
- Bier wird meist in Seidla ausgeschenkt und getrunken. Natürlich gibt es auch die Maß in Franken, üblicherweise jedoch trinkt man Bier aus Halbliter-Krügen und -Gläsern.
- Ein Greinmeicherla ist normalerweise ein weinerliches Kind, jedoch wird das Wort auch als despektierliche Bezeichnung für eine erwachsene Person gebraucht, die nah am Wasser gebaut ist. "Greinen" ist ein Wort für "Weinen".
- Süß wird es, wenn man auf einer Weide ein Moggala entdeckt. So wird nämlich ein Kalb bezeichnet.
- Auch das Achala ist im Tierreich zu Hause. So nennt der Franke ein Eichhörnchen. Man merkt: Fränkisch geht ökonomisch mit Buchstaben um.
- Kulinarisch geht es bei Gniedla zu. Gemeint sind natürlich Knödel oder Klöße, eines der zentralen Bestandteile fränkischer Genusskultur. Meist isst man sie zusammen mit Braten oder:
- Schäuferla/Schäuferle, einem Fleischgericht aus der Schweineschulter mit dem namensgebenden Knochen und einer so knusprigen wie fettigen Kruste.
- Gehen Franken zum Booder, lassen sie sich im Frisörsalon die Haare machen. Der Name ist die Dialektform des Berufs des "Baders". Dort wurden früher Haare geschnitten, Zähne gerissen und Bärte rasiert. Der Berufsstand ist Vergangenheit, der Begriff ist in Franken geblieben.
- eigene Recherchen
- fau.de: "Fränkisches Wörterbuch: Was für die einen Kartoffel,…" (Homepage der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg)