Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Teurer Heimcomputer Der allererste IBM-PC war nur Mittelmaß
Mit dem "Personal Computer 5150" brachte IBM vor 38 Jahren den ersten kommerziell erfolgreichen PC auf den Markt. Obwohl dieser kein technischer Überflieger war, begann damit der Einzug von Computern in Büros und Privathaushalte.
Technologisch gesehen war das IBM-Modell 5150 kein Meilenstein. Der erste kommerziell erfolgreiche "Personal Computer" (PC), den der US-Elektronikkonzern IBM am 12. August 1981 in New York vorstellte, entwickelte sich zwar zum Vorbild jenes Allzweck-Rechnertyps, der in den folgenden Jahren seinen Siegeszug antreten sollte. Doch das lag nicht an überlegenen Fähigkeiten.
Im Gegenteil: Der PC, den IBM an jenem Sommertag vor 35 Jahren bei einem Firmenevent präsentierte, war beim Blick unter das Gehäuse Allerweltskost und selbst nach damaligem Stand technisch eher schon rückständig. Dass er stilprägend für die Computerindustrie wurde und dem Rechner zum Durchbruch bei Privatanwendern verhalf, lag eher am Timing.
Der PC traf den Nerv der Käufer
Der etwa schreibmaschinengroße flache Kasten, an den Drucker, Bildschirm und Tastatur angeschlossen werden konnten und dessen interne Hauptkomponenten nach einem für die Massenfertigung konzipierten Baukastensystem zusammengeschraubt waren, kam zur richtigen Zeit und traf einen Nerv bei Konsumenten und Mitbewerbern. Diese kopierten die Machart des 5150 eifrig und wurden dabei letztlich schnell erfolgreicher als IBM.
"Es ist der Computer für jeden, der schon immer einen persönlichen Rechner im Büro, auf dem Campus einer Universität oder zu Hause haben wollte", pries IBM-Vizepräsident C. B. Rogers das Modell. Er eignete sich für Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und auch für Telespiele. Die Basisversion kostete 1565 Dollar, damals umgerechnet 3540 D-Mark.
PC war IBMs Antwort auf Apple und Commodore
Der PC war keine Erfindung von IBM. Er war nur die Antwort auf den bereits wachsenden Markt preisgünstiger Kompaktrechner, die neu gegründete Computerfirmen wie Commodore oder Apple bis Anfang der 80er Jahren in zunächst allerdings eher kleinen Stückzahlen auf den Markt brachten. Der Traditionskonzern, bekannt für seine Großrechner, wollte als Antwort auf die Herausforderung ein eigenes Modell "für den Hausgebrauch" anbieten.
Es war eine defensive Reaktion, die die Start-up-Konkurrenz vom Markt fegen sollte. Das Großunternehmen war nicht darauf aus, ein neues Kapitel der Computergeschichte zu schreiben.
Betriebssystem kam von einer damals unbekannten Firma
Innerhalb weniger Monate entwickelte ein Team im IBM-Forschungslabor in Boca Raton im US-Bundesstaat Florida das Modell 5150. Statt einen Rechner selbst neu zu konzipieren, kaufte IBM das Knowhow kleinerer Dienstleister ein. Das Betriebssystem lieferte die damals recht unbekannte Firma eines gewissen Bill Gates namens Microsoft.
Was den IBM-PC damals mit zu einem Verkaufsschlager machte, war mutmaßlich auch der Name des Herstellers, der seit Jahrzehnten zur Elite der US-Wirtschaft gehörte und auch Geschäftsleuten und Durchschnittsbürgern außerhalb der kleinen Szene der Computernerds bekannt war. Auch die großangelegte Vermarktung spielte eine Rolle.
IBM verlor den Anschluss an die Konkurrenz
Selbst IBM war vom Erfolg seines Modells überrascht, verlor dann aber den Anschluss an umtriebigere Konkurrenzunternehmen, die die Idee des aus Standardsystemkomponenten bestehenden benutzerfreundlichen Rechners aufgriffen. Firmen wie Compaq brachten bis Anfang der 90er Jahre die ersten billigen, wirklich massentauglichen PCs auf den Markt.
Eine nicht unwesentliche Rolle dabei spielten Gates und Microsoft, die den IBM-PC mit ihrem Betriebssystem MS DOS zum Laufen brachten. Der geschäftstüchtige Firmengründer verkaufte IBM zwar sein Programm, ließ sich vertraglich aber zugleich das Recht zusichern, MS DOS auch an andere Hersteller zu liefern, die mit den gleichen Bauteilen eigene "Heim-Computer" klonten und IBM damit letztlich erfolgreich Konkurrenz machten.
Bill Gates profitierte vom Deal mit IBM
Dass IBM sich darauf einließ und die Kontrolle über das Betriebssystem verlor, gilt einigen Experten als einer der größten unternehmerischen Fehlleistungen. Gates wurde Milliardär, Microsoft zur dominierenden Firma des PC-Zeitalters. IBM indessen verlor den Anschluss und verkaufte seine PC-Sparte 2005 an die chinesische Firma Lenovo, um sich wieder ganz auf IT-Infrastrukturen und die dazugehörigen Dienstleistungen für Unternehmenskunden zu konzentrieren. Das Kapitel "Heim-Computer" ist dort beendet.