Hinrichtungen, Folter und Morde Amnesty: Taliban begehen schwerste Menschenrechtsverletzungen
Seit einem Jahr regieren die radikalislamischen Taliban Afghanistan. Menschenrechtlern zufolge begehen sie grausame Verbrechen.
Die Taliban haben laut einem Amnesty-Bericht entgegen ihrer Ankündigungen nach ihrer Machtübernahme vor einem Jahr schwerste Menschenrechtsverletzungen in Afghanistan begangen. Die radikalislamische Regierung verfolge Minderheiten, schlage friedliche Proteste gewaltsam nieder und unterdrücke Frauen, heißt es in dem am Montag veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation. Zudem gebe es außergerichtliche Hinrichtungen und Fälle des Verschwindenlassens von Menschen.
Verbrechen wie Folter, Morde aus Rache und Vertreibungen von Minderheiten blieben oftmals straflos, heißt es in dem Bericht "Die Herrschaft der Taliban: Ein Jahr voller Gewalt, Straflosigkeit und falscher Versprechen".
"Vor einem Jahr haben sich die Taliban öffentlich dazu verpflichtet, die Menschenrechte zu schützen und zu fördern", erklärte Theresa Bergmann, Asien-Expertin bei Amnesty International in Deutschland. "Ein Jahr später ist die menschenrechtliche Bilanz jedoch katastrophal." Willkürliche Inhaftierungen, Folter, Verschwindenlassen oder Hinrichtungen im Schnellverfahren seien an der Tagesordnung.
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Rechte von Mädchen und Frauen leiden besonders
Auch wichtige Errungenschaften der vergangenen 20 Jahre, insbesondere bei den Rechten von Mädchen und Frauen, würden zunichtegemacht, erklärte Bergmann. Ausbildung und Teilhabe am öffentlichen Leben würden ihnen verwehrt. "Sie erfahren in nahezu jedem Lebensbereich systematisch Diskriminierung."
Recherchen von Amnesty zeigen laut dem Bericht, dass die Sicherheitskräfte der Taliban exzessiv Gewalt anwenden, um das Verbot friedlicher Proteste durchzusetzen. Menschenrechtsverteidiger und Aktivisten würden schikaniert, bedroht, inhaftiert und getötet, heißt es in dem Bericht weiter. Im vergangenen Jahr seien zudem mehr als 80 Journalistinnen und Journalisten festgenommen und gefoltert worden, weil sie über friedliche Proteste berichteten.
Es gebe zahlreiche Berichte über Taliban-Soldaten, die Afghaninnen und Afghanen verprügelten und folterten, die gegen Erlasse der Taliban verstoßen haben sollen oder der Zusammenarbeit mit der früheren Regierung beschuldigt werden, erklärte die Menschenrechtsorganisation.
Leichen mit Folterspuren und Schusswunden gefunden
Auch Fälle von Rachemorden und Hinrichtungen von mutmaßlichen Widerstandskämpfern seien bekannt geworden, heißt es in dem Bericht. So seien Hunderte Leichen mit Schusswunden oder Folterspuren gefunden worden, die auf außergerichtliche Hinrichtungen hindeuten.
Dutzende Menschen seien verschwunden, weil sie unter der vorherigen Regierung gearbeitet haben oder weil sie verdächtigt werden, am Widerstand gegen die Taliban beteiligt gewesen zu sein. Zudem habe es rechtswidrige Vertreibungen von nicht-paschtunischen Minderheiten aus ihren Häusern und von ihren Höfen gegeben.
Amnesty forderte die Taliban zur Achtung der Menschenrechte und des Völkerrechts auf. Zudem müsse die internationale Gemeinschaft wirksame Maßnahmen ergreifen, um die Taliban für die begangenen Verbrechen zur Rechenschaft zu ziehen.
- Nachrichtenagentur AFP