"Völlig verblendet" Boris Johnson nutzt letzte Rede für Kritik an Putin
In einer letzten Rede in der Downing Street hat Johnson deutliche Worte gegen Wladimir Putin gefunden. Er verurteilt den Krieg erneut scharf.
Boris Johnson hat seine letzte Ansprache als britischer Premierminister genutzt, um Russlands Präsidenten zu kritisieren. Er sagte am Dienstag in der Downing Street, Großbritannien habe durch schnelle Waffenlieferungen geholfen, den Kurs der Ukraine im russischen Angriffskrieg zu ändern. Das Land werde alles tun, um die Menschen durch die Energiekrise zu bringen, die durch Putins bösartigen Krieg ausgelöst wurde. "Ich weiß, dass Liz Truss und ihre Regierung alles dafür tun wird, um durch diese Krise zu führen", sagte Johnson. "Wenn Putin denkt, er kann durch Erpressung oder Mobbing der britischen Bevölkerung gewinnen – dann ist er völlig verblendet."
Am Montag war Liz Truss von den britischen Tories zur neuen Parteichefin gewählt worden. Boris Johnson gab sein Amt nach zahlreichen Skandal um sein Verhalten während der Corona-Lockdowns auf. Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, gab Russland an, durch den Wechsel in der britischen Regierung "keine Veränderung zu erwarten".
Seit mehr als einem halben Jahr führt Wladimir Putin einen Krieg in der Ukraine. Tausende Menschen sind getötet worden, Hunderttausende auf der Flucht. Großbritannien unterstützt die Ukraine mit Waffenlieferungen.
"Energische Unterstützung"
Seiner Nachfolgerin Liz Truss versprach Johnson in seiner Rede "nichts als energische Unterstützung". Hunderte Mitarbeiter, Abgeordnete, Fotografen und Reporter hatten sich dafür in der abgesperrten Straße versammelt.
Mit dem Auftritt am Morgen nahm Johnson nach gut drei Jahren im Amt vorerst Abschied von der Regierungsspitze. Spekulationen über ein mögliches Comeback tat der 58-Jährige gewohnt humorvoll ab, jedoch nicht ohne Zweifel daran zu lassen, wie ernst er es damit meint. "Lassen Sie mich sagen, dass ich nun wie eine dieser Trägerraketen bin, die ihre Funktion erfüllt hat und sanft wieder in die Atmosphäre eintritt und unsichtbar irgendwo in einem entfernten Teil des Pazifiks versinkt", sagte Johnson.
Johnson auf dem Weg nach Schottland
Der 58-Jährige zählte noch einmal die tatsächlichen und angeblichen Errungenschaften seiner Regierungszeit auf - darunter den Brexit, die rasche Verteilung von Corona-Impfstoffen, die frühe Unterstützung der Ukraine mit Waffenlieferungen sowie die Bekämpfung von Kriminalität und den Bau neuer Krankenhäuser.
Im Anschluss stieg er mit seiner Frau Carrie in einen Wagen und machte sich auf den Weg nach Schottland. Um die Mittagszeit wird er zu einer Audienz bei Königin Elizabeth II. erwartet, wo er um seine Entlassung aus dem Amt bitten wird. Unmittelbar danach soll Nachfolgerin Liz Truss von dem 96 Jahre alten Staatsoberhaupt mit der Regierungsbildung beauftragt werden. Truss will sich am Nachmittag ebenfalls aus der Downing Street an die Nation wenden (etwa 17 Uhr MESZ).
- Liveübertragung der Rede von Boris Johnson am 6. September 2022
- AFP News Agency
- Nachrichtenagentur dpa