Nachts wach, tagsüber müde Was hinter Schlafstörungen stecken kann
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Schlafstörungen können viele Ursachen haben, oft stecken psychische Erkrankungen dahinter. Was sind die Ursachen? Und was hilft?
Inhaltsverzeichnis
- Definition: Wann liegt eine Schlafstörung vor?
- Symptome: So machen sich Schlafstörungen bemerkbar
- Schlafdauer: Wie viel Schlaf braucht der Mensch?
- Mögliche Ursachen für Schlafstörungen
- Diagnose: So stellt der Arzt eine Schlafstörung fest
- Psychische Erkrankungen und Stress
- Organische Erkrankungen: Welche Krankheiten verursachen Schlafstörungen?
- Schlaflosigkeit begleitet oft die Wechseljahre
- Behandlung: Schlafhygiene, Hausmittel und Co.
- Medikamente: Nur in Absprache mit dem Arzt nehmen
Psychischer Stress, Hormonstörungen oder der schnarchende Partner: Schlafprobleme sind für die Betroffenen jede Nacht eine Qual. Sie liegen im Bett, können nicht abschalten und fühlen sich am nächsten Tag wie gerädert. Lesen Sie hier, was Schlafstörungen auslösen kann und welche Behandlungen helfen.
Definition: Wann liegt eine Schlafstörung vor?
Wer pro Woche in mehr als drei Nächten hintereinander schlecht schläft und das über einen Zeitraum von mehr als vier Wochen, leidet an einer Schlafstörung. Der medizinische Fachbegriff hierfür lautet Insomnie. In Deutschland sind Untersuchungen zufolge über 30 Prozent der Erwachsenen davon betroffen.
Nicht nur Probleme beim Ein- und Durchschlafen, sondern auch auffälliges Verhalten rund um den Schlaf (Parasomnie) wie Schlafwandeln oder Sprechen im Schlaf zählen im erweiterten Sinn zu Schlafstörungen. Infolge des Schlafdefizits kommt es zu Tagschläfrigkeit und Konzentrationsproblemen. Schlafstörungen können akut auftreten und wieder abklingen, sie können aber auch chronisch werden. Daher ist es wichtig, frühzeitig einen Arzt aufzusuchen.
Symptome: So machen sich Schlafstörungen bemerkbar
Schlechte Schlafqualität kann sich auf unterschiedliche Art bemerkbar machen. Typische Anzeichen für Schlafstörungen sind:
- langes Wachliegen bis zum Einschlafen (mehr als 30 Minuten),
- mehrmaliges nächtliches Aufwachen und Probleme beim Wiedereinschlafen,
- Grübeleien während der Nacht, die das Einschlafen verhindern,
- zu frühes Aufwachen vor dem vorgesehenen Zeitpunkt,
- Probleme beim Aufstehen, weil der Schlaf nicht erholsam war,
- starke Tagmüdigkeit, Erschöpfung und Konzentrationsprobleme,
- Nachlassen der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit sowie
- unbewusstes Schlafwandeln.
Daneben gibt es auch Schlafstörungen, die nicht unbedingt die Schlafqualität einschränken, sondern eher für den Partner ein Problem sind. Dazu gehören zum Beispiel Sprechen im Schlaf, Zuckungen und Schnarchen. Hier haben Betroffene oft keine Beschwerden, sondern stören nur andere.
Schlafdauer: Wie viel Schlaf braucht der Mensch?
Ein gesunder Mensch, egal, wie alt er ist, hat normalerweise keine Probleme mit dem Einschlafen und Durchschlafen. Der Schlafbedarf jedoch ist individuell unterschiedlich und auch vom Alter abhängig. Pauschale, für alle gültige Aussagen über die ideale Schlafzeit sind nicht möglich und auch nicht seriös, da die Schlafdauer zum Großteil genetisch festgelegt ist. Bei den meisten Erwachsenen liegt der Schlafbedarf zwischen sechs und acht Stunden.
Ältere Menschen ab 65 Jahren benötigen meist etwas weniger (fünf bis sechs Stunden), junge Menschen dagegen mehr. Bei Kindern von 6 bis 13 Jahren schwankt der Durchschnittswert zwischen 9 und 11 Stunden, bei Jugendlichen (14 bis 17 Jahre) zwischen 8 und 10 Stunden. Die Angaben beziehen sich auf den durchgehenden Schlaf. Kommt es zu Unterbrechungen, sind diese abzuziehen.
Mögliche Ursachen für Schlafstörungen
Schlafstörungen sind meist keine eigenständige Krankheit, sondern Symptom einer anderen Erkrankung oder die Reaktion auf äußere Umstände oder einen falschen Lebensstil. Häufige Gründe für Schlafprobleme sind:
- Stress und Sorgen,
- Lärm,
- koffeinhaltige Genussmittel, Alkohol und Drogen,
- Schmerzen,
- Schilddrüsenerkrankungen,
- Atemaussetzer (Schlafapnoe),
- nächtlicher Harndrang,
- Bluthochdruck,
- hormonelle Verschiebungen in den Wechseljahren,
- Zähneknirschen,
- Schlafwandeln,
- Schnarchen mit Atemstillständen,
- Restless-Legs-Syndrom,
- Depressionen und depressive Verstimmungen,
- Schichtarbeit.
Diagnose: So stellt der Arzt eine Schlafstörung fest
Im Gespräch stellt der behandelnde Arzt Fragen, etwa nach Schmerzen, Krankheiten, Medikamenten, Stress, Arbeitszeiten oder Schlafverhalten. Er informiert sich in der Regel auch, ob Alkohol oder Drogen konsumiert werden. Die Antworten des Patienten helfen dem Mediziner, die Ursache der Schlafprobleme herauszufinden. Körperliche Untersuchungen, Schlaftagebücher oder Fragebögen können dabei zusätzliche Hinweise geben.
Auch eine Untersuchung im Schlaflabor in einer Klinik oder einem schlafmedizinischen Zentrum kann sinnvoll bei der Diagnostik sein. Dort wird der Schlafende mittels Aufzeichnungsgeräten genau überwacht und untersucht.
Psychische Erkrankungen und Stress
Über die Hälfte der Schlafstörungen sind auf psychische Belastungen und psychische Erkrankungen zurückzuführen. Häufig betroffen sind Menschen mit Depressionen und depressiven Verstimmungen. Neben Ein- und Durchschlafstörungen ist es typisch, dass sie schon am frühen Morgen wach werden. Obwohl sie müde und erschöpft sind, können sie nicht mehr einschlafen. Schuld daran ist eine permanente Anspannung, die sie innerlich nicht zur Ruhe kommen lässt.
- Ausführlich: Depressionen erkennen und behandeln
Stress, Zeitdruck und Hektik verhindern ebenfalls häufig, dass sich der Körper im Schlaf erholt. Laut einer Studie der DAK-Gesundheit schlafen etwa 80 Prozent der Berufstätigen zwischen 35 und 65 Jahren unruhig. Schuld daran sind seelische Belastungen, zu viel Stress und Druck. Die Betroffenen liegen oft stundenlang wach und ihre Gedanken drehen sich wie ein Karussell.
Auch Lärm, Jetlag oder Schichtarbeit belasten die Nachtruhe und bringen die natürlichen Schlaf-Wach-Phasen durcheinander. Mehr als jeder dritte Arbeiter im Drei-Schicht-Betrieb leidet an Ein- und Durchschlafproblemen. Ältere haben dabei häufiger Probleme als Jüngere.
Organische Erkrankungen: Welche Krankheiten verursachen Schlafstörungen?
Körperliche Erkrankungen wie Herz- und Atemwegserkrankungen können den Schlaf beeinträchtigen. Wer unter einer schmerzhaften chronischen Erkrankung wie beispielsweise Rheuma oder unter Rückenproblemen leidet, spürt die Schmerzen oft stärker, sobald er sich zum Schlafen hingelegt hat.
Patienten mit Krebs, hormonellen Erkrankungen wie zum Beispiel Schilddrüsenüberfunktion oder chronischen Nieren- und Magenerkrankungen berichten ebenfalls häufig über Einschlaf- und Durchschlafprobleme. Bei Menschen mit Demenz verändert sich häufig die Schlafverteilung über den Tag hinweg so stark, dass die Patienten im Extremfall tagsüber fast nur noch schlafen und nachts wach sind.
Auch eine Reihe neurologischer Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, Epilepsie, Schlaganfall und bestimmte Gehirntumore können den nächtlichen Schlaf erheblich stören und zu erhöhter Tagesmüdigkeit führen. Ob es eine medizinische Ursache für die Schlafstörung gibt, kann nur ein Arzt beurteilen.
Schlaflosigkeit begleitet oft die Wechseljahre
Wenn Frauen in die Wechseljahre kommen, leiden sie oft unter Schlafstörungen und klagen über Einschlafprobleme. Schuld sind die Hormone, die den gesamten Schlafrhythmus durcheinanderbringen und den Körper nachts nicht zur Ruhe kommen lassen. Insbesondere die Hitzewallungen und nächtlichen Schweißausbrüche, die die Hormonumstellung begleiten, machen einen erholsamen Schlaf in vielen Fällen unmöglich.
Die Folge sind Symptome wie Müdigkeit am Tag, Abgeschlagenheit und mitunter auch Depressionen. Eine Hormonersatztherapie kann in einigen Fällen eine Besserung bringen. Allerdings sollten betroffene Frauen die Vor- und Nachteile einer Hormonbehandlung ausführlich mit ihrem Arzt besprechen.
Übrigens: Auch in der Schwangerschaft kommt es häufig zu Schlafstörungen. Besonders Frauen in der Frühschwangerschaft und im letzten Drittel der Schwangerschaft sind hiervon betroffen. Ursachen sind vor allem in der frühen Phase die Hormonumstellungen, an die sich der Körper erst langsam gewöhnen muss. Gegen Ende der Schwangerschaft dagegen macht es der wachsende Bauch schwer, eine geeignete Schlafposition zu finden. Hinzu kommt der nächtliche Harndrang, der zum Toilettengang zwingt.
Behandlung: Schlafhygiene, Hausmittel und Co.
Für viele Formen der Schlafstörung gibt es bewährte Therapien. Häufig müssen Betroffene ihre Schlafhygiene verbessern, also ungünstige Gewohnheiten ablegen. Manchmal sind dazu kognitive Verhaltenstherapien nötig. Sie haben das Ziel, Denkmuster und Verhaltensweisen zu verändern, die vom Schlaf abhalten können.
Ist eine körperliche oder seelische Erkrankung die Ursache der Schlafstörung, steht die Behandlung durch den Arzt an erster Stelle. Unterstützend können Sie aber auch in diesen Fällen selbst etwas gegen Schlafstörungen tun.
Folgende Maßnahmen und Hausmittel haben sich in vielen Fällen bewährt:
- Gewöhnen Sie sich regelmäßige Schlafenszeiten an und verzichten Sie tagsüber auf ein Nickerchen.
- Sorgen Sie für angenehme Schlafbedingungen. Dazu gehören auch die richtige Zimmertemperatur (ungefähr 18 Grad Celsius) und eine gute Matratze.
- Trinken Sie abends weder Alkohol noch Kaffee – beides wirkt aufputschend.
- Heilkräutertees mit Melisse, Baldrian oder Melisse helfen, zu entspannen.
- Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung an der frischen Luft.
- Vermeiden Sie Streit und aufwühlende Filme vor dem Zubettgehen.
- Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder Yoga lindern langfristig Schlafstörungen.
- Johanniskraut ist als pflanzliches Antidepressivum bekannt. Bei depressiven Störungen kann die Heilpflanze zu einem erholsamen Nachtschlaf beitragen.
- Wannenbäder mit Lavendelöl beruhigen und haben eine schlaffördernde Wirkung.
- Ätherische Öle wie Lavendel und Thymian eignen sich auch für Massagen. Das Einreiben wirkt entspannend und schlaffördernd.
- Warme Milch mit Honig kann beim Einschlafen helfen. Die enthaltene Aminosäure Tryptophan regt die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin an.
- Feucht-kalte Wadenwickel können als Einschlafhilfe genutzt werden.
Medikamente: Nur in Absprache mit dem Arzt nehmen
Sollten Sie über einen längeren Zeitraum an Schlafstörungen leiden und diese trotz aller Bemühungen nicht loswerden, sollten Betroffene einen Arzt aufsuchen. Auf keinen Fall sollte man eigenständig zu Schlafmitteln zu greifen, da diese abhängig machen können und oft Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Neurologen-und-psychiater.im-netz.org
- Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM)
- Gesundheitsinformation.de
- Aerzteblatt.de
- Patienteninformation.de