Verlorene Nähe Mit diesem Trick verbessern Sie Ihre Beziehung
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Entfremdung und Entfernung können in jeder Partnerschaft entstehen – gerade in stressigen und unsicheren Zeiten wie der Corona-Pandemie. Doch ein tägliches Ritual kann helfen, die verlorene Nähe zurückzuholen.
"Wo ist unsere Liebe geblieben?". Inmitten vom Pandemie-Stress, mit Sorgen und einer unsicheren Zukunft, sind wir angespannter als sonst. Es kommt häufiger zu Streit, Rückzug, Entfremdung. Man lebt nebeneinander her.
Wie finden Liebespaare und Freunde wieder zueinander? Können wir unsere Liebe neu entdecken? Ja. Ich habe dafür das Konzept einer täglichen "Fünf-Minuten-Zweisamzeit" entwickelt.
Es muss nicht die große Veränderung – oder Trennung – sein
Um die Liebe wiederzufinden, braucht es nicht unbedingt große Unternehmungen, die zurzeit ohnehin schwierig machbar sind. Es muss auch nicht gleich ein Paarcoaching sein – auch wenn ich als Psychologin eine professionelle Begleitung wichtig finde und häufig empfehle. Und: Schon gar nicht muss man sich sofort trennen, weil zeitweise Nähe und Verbundenheit wenig spürbar sind.
Häufig fängt das Problem schlicht damit an: Der Anspruch, man solle sich ständig innig lieben und toll finden, ist einfach zu hoch. Das wäre perfekt. Aber Perfektionismus ist nicht gleich Liebe.
Kleine, aber häufige Verabredungen
Mit einer täglichen Routine kann man schon nach kurzer Zeit in eine neue Richtung steuern, die eine liebevolle Beziehung wieder erblühen lässt. Auf den ersten Blick mag die "Fünf-Minuten-Zweisamzeit" nur eine kleine Veränderung im Alltag bedeuten. Doch alles, was wir am besten täglich tun, entwickelt eine große Kraft. Der Grund: Unser Unterbewusstsein stellt sich darauf ein und arbeitet in die gleiche Richtung.
Wahrscheinlich bemerken Sie mit der Zeit, dass Sie sich unwillkürlich auf die gemeinsame Zeit mit ein paar Gedanken vorbereiten, sich darauf freuen, sich der anderen Person auch außerhalb der kurzen gemeinsamen Zeit näher fühlen. So bewirken wir mit täglichen kleinen Schritten oft große Veränderungen.
Wie funktioniert die "Fünf-Minuten-Zweisamzeit"?
- Das Wichtigste: In dieser kurzen Zeit wendet man sich absolut konzentriert der anderen Person zu. Man ist ausschließlich interessiert am anderen: Leitfrage: "Wie geht es dir wirklich?" Die andere Person erzählt ebenfalls etwa zwei Minuten, wie es ihr geht. Dann wechselt man. Beide kommen ungefähr gleich lang zu Wort.
- Das Setting sollte vom sonstigen Alltag abgegrenzt sein, also nicht so, wie man sonst zusammen Zeit verbringt. Entweder Face-to-Face, etwa auf einer Parkbank, am Tisch, in Sesseln einander gegenüber. Oder auch Side-by-Side: Man könnte sich ans offene Fenster stellen, nebeneinander auf dem Teppich liegen (hellwach, bitte nicht eindösen!) oder kurz raus- und fünf Minuten spazieren gehen. Das Handy darf nicht dabei sein.
- Eine, einer von beiden fragt: "Wie geht es dir wirklich?" Damit ist gemeint: Was bewegt, beschäftigt, belastet, begeistert, beglückt? Dann wird ruhig zugehört, nichts erwidert, nicht diskutiert.
- Anschließend darf der oder die andere antworten und erzählen, zum Beispiel zu diesen Fragen: Welche Gefühle und Stimmungen sind da, leichte und schwierige? Was waren Lernerfahrungen? Was berührt, erschreckt, begeistert mich gerade? Was war schön mit der anderen Person? Dankbarkeit? Vorfreude? Man vermeidet oberflächliche Alltagsthemen, Organisatorisches oder Belanglosigkeiten à la "Was hat der da wieder gemacht" oder "Was wir noch erledigen müssen".
- Am besten findet die "Fünf-Minuten-Zweisamzeit" immer zur gleichen Zeit statt – auf alle Fälle verabredet, sonst wird sie wohl nichts. So entwickelt sich leicht eine Routine, über die man nicht mehr jedes Mal neu entscheiden muss.
Was Sie damit bewirken
Sie beugen dem Nebeneinanderher- und Auseinanderleben vor oder beenden es wieder. Der Alltagstrott ist unterbrochen. Sie lernen sich gegenseitig wieder kennen, haben den anderen im Gefühl, wissen um seinen inneren Zustand.
Dadurch entstehen Nähe, Verbundenheit und Einklang. Und das hat viel mit Liebe zu tun: Sie "sehen" Ihr Gegenüber – im Sinne von: sie erkennen sein oder ihr Wesen. Das ist Liebe. Entsprechend fühlt sich die andere Person auch gesehen und geliebt.
Beziehungen geben Sicherheit und Stabilität
Stabile, tiefe und liebevolle Beziehungen sind der Schlüssel zu einem gesunden und glücklichen Leben. Das ist in wissenschaftlichen (Langzeit-)Studien nachgewiesen.
Erst recht in unsicheren Zeiten können wir uns auf das verlassen, was Bestand hat, auch wenn vieles sich verändert: unsere Freunde, Familie und andere wichtige Menschen in unserem Leben.
Ulrike Scheuermann ist Diplom-Psychologin und Bestsellerautorin. Seit 25 Jahren hilft sie Menschen dabei, gut für sich zu sorgen. Ihre Self-Care-Programme finden in ihrer Akademie in Berlin statt.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- www.ulrike-scheuerman.de