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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach EZB-Zinsentscheid Was jetzt auf Immobilienkäufer und Eigentümer zukommt
Das Bankenbeben hatte die Bauzinsen zuletzt sinken lassen, doch bald dürften sich Darlehen wieder verteuern. Bekommen Bauherren jetzt Probleme?
Für Menschen, die eine Immobilie kaufen oder bauen wollen, ist die Lage derzeit unübersichtlich. Noch im März kletterten die Zinsen zügig innerhalb weniger Wochen, dann fielen sie wegen der Bankenkrise wieder ähnlich schnell. Doch auch dieser Rückgang dürfte nur von kurzer Dauer sein.
Denn die Europäische Zentralbank (EZB) kämpft weiterhin mit Zinserhöhungen gegen die Inflation. So stieg der Leitzins im Euroraum an diesem Donnerstag um weitere 0,25 Prozentpunkte (mehr dazu hier). Die meisten Experten sind sich daher einig: In den kommenden Monaten wird der Zinssatz für zehnjährige Baufinanzierungen erneut Richtung vier Prozent oder darüber hinausgehen.
Bauzinsen von bis zu 4,5 Prozent möglich
"Wir rechnen weiter mit stark schwankenden Zinsen, kurzfristige Ausschläge über die Marke von vier Prozent sind dabei möglich", sagt etwa Mirjam Mohr, Vorständin Privatkundengeschäft beim Baukreditvermittler Interhyp. "Größere Anstiege auf 5 Prozent oder darüber hinaus sehe ich auf absehbare Zeit aber nicht."
Eine längerfristige Prognose bis Jahresende gestaltet sich zurzeit schwierig. Finanzfachleute sehen sowohl Argumente für sinkende als auch für gleichbleibende und steigende Konditionen. Schließlich muss die EZB weiterhin den Spagat schaffen, die Inflation entschieden zu bekämpfen, ohne dabei die Wirtschaft abzuwürgen. Erschwerend kommen die Turbulenzen am Finanzmarkt hinzu. Von Interhyp befragte Experten erwarten am Jahresende Bauzinsen zwischen 3,5 und 4,5 Prozent für zehnjährige Darlehen.
So viel teurer könnte es werden
Sollte der Zins wirklich so hoch steigen, würde das für angehende Bauherren Tausende Euro Mehrkosten bedeuten, wie das Vergleichsportal Check24 vorrechnet. Demnach kostet es Kreditnehmer, die ein Darlehen über 400.000 Euro zu einem Durchschnittszinssatz von 3,31 Prozent jährlich aufnehmen (Stichtag 1. Mai), bis zum Ende der zehnjährigen Laufzeit 117.982 Euro, die Immobilie zu finanzieren. Die monatliche Rate liegt bei 1.770 Euro. Sollte sich der Zins hingegen auf 4,5 Prozent erhöhen, kämen 41.593 Euro hinzu. Außerdem würde die Monatsrate um 397 Euro auf 2.167 Euro steigen.
Höhere Zinsen treffen aber nicht nur diejenigen, die sich jetzt um ein Haus oder eine Wohnung bemühen. Auch wer bereits Eigentümer ist, bald jedoch eine Anschlussfinanzierung für einen Immobilienkredit benötigt, ist betroffen. Dass sich das höhere Zinsniveau in diesem Fall zu einem echten Problem entwickelt, kann Michael Neumann, Vorstand des Kreditvermittlers Dr. Klein, allerdings nicht feststellen.
Zum einen hätten viele Darlehensnehmer bereits Anfang vergangenen Jahres ihre Anschlussfinanzierung vorgezogen, zum anderen sei vor zehn, zwölf Jahren zu einem ähnlichen Zins finanziert worden. "Wenn es in Einzelfällen zu Zahlungsschwierigkeiten kommt und die Immobilie verkauft werden muss, liegt das eher nicht an der Zinsentwicklung oder Inflation", sagt Neumann.
Frühe Beratung kann sich lohnen
Um dieses Szenario zu vermeiden, empfiehlt er eine individuelle Beratung und den Vergleich möglichst vieler Angebote – analog zur Erstfinanzierung. Und frühzeitiges Handeln: "Schon drei oder vier Jahre vor Ablauf der aktuellen Zinsfestschreibung sollten sich Eigentümer mit dem Thema Anschlussfinanzierung befassen und sich mit Spezialisten zusammensetzen. Dann können sie hierfür den besten Zeitpunkt abpassen und die optimale Lösung am Markt finden."
So rät es auch Interhyp-Vorständin Mohr angehenden Käufern. Wer sich frühzeitig beraten lasse, könne bei eventuellen Zinsdellen – wie etwa im Zuge des Bankenbebens – schneller reagieren. "Gleichzeitig muss ganz klar gesagt werden: Man sollte beim Immobilienkauf nicht auf Zehntelpunkte beim Zins angewiesen sein, sondern immer eine solide finanzielle Planung mit entsprechendem Spielraum aufstellen", so Mohr.
Die Expertin empfiehlt zudem, unbedingt Kaufpreise zu verhandeln. Gerade ältere Objekte mit schlechteren Energieeffizienzklassen könnten sich auf den zweiten Blick lohnen. "Abgesehen davon, dass es derzeit kaum Neubauobjekte gibt, kann es durchaus sinnvoll sein, auch ältere Bestandsbauten zu erwerben und einen klaren Sanierungsplan zu entwerfen."
- Pressemitteilung von Check24
- Pressemitteilung von Dr. Klein
- Pressemitteilung von Interhyp
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa