Faktencheck Stimmen diese fünf Mythen über Wohnungseinbrüche?
Alle viereinhalb Minuten brechen Kriminelle in eine Wohnung oder ein Haus ein. Leben Menschen in Deutschland immer unsicherer in den eigenen vier Wänden? Und steigt mit der dunklen Jahreszeit die Einbruchsgefahr?
Nach Angaben des Bundeskriminalamtes kommt es vor allem in den Wintermonaten Januar, Februar, November und Dezember mit jeweils mehr als 10.000 Taten zu den meisten Wohnungseinbrüchen, bei denen etwas gestohlen wurde. Zwischen Juni bis September sind die Zahlen wesentlich geringer. Den Beginn der Winterzeit nutzt die Polizei deshalb regelmäßig zur Warnung vor Wohnungseinbrüchen. Dazu einige Fakten.
Wird immer öfter eingebrochen?
Nein. Das Bundeskriminalamt (BKA) registrierte bundesweit 2018 zum zweiten Mal in Folge einen Rückgang. Während die Zahlen von 2008 bis 2015 kräftig stiegen, war 2017 mit 319 und 2018 mit 267 erfassten Einbrüchen pro Tag wieder in etwa auf dem Niveau von vor über zehn Jahren.
Mögliche Gründe: Die Bundesregierung hat die Strafen verschärft. Zudem sind Hausbewohner und Mieter achtsamer geworden und investieren mehr in den Einbruchschutz ihrer Immobilien.
Sind Großstädter besonders gefährdet?
Nein. Zu den Hochburgen der Wohnungseinbrüchen zählt Neumünster, gefolgt von Bremen und Bonn.
Betrachtet man aber Einbrüche in den jeweiligen Bundesland, so steht Nordrhein-Westfalen (29.904 Wohnungseinbrüche im Jahr 2018) an der Spitze, gefolgt von Niedersachsen (11.202) und Berlin (7.574).
Haben Einbrecher im Dunkeln leichte Beute?
Nicht unbedingt. Nach Angaben des BKA kommt es zwischen 21.00 Uhr abends und 6.00 Uhr morgens zu drei von fünf Einbrüchen. Zu diesem Zeitraum wurden aber auch Fälle mit unbestimmbarer Uhrzeit gezählt – etwa wenn die Bewohner übers Wochenende weggefahren oder im Urlaub waren. Auf Monate bezogen wurde 2018 häufiger im Winter eingebrochen als im Sommer – laut BKA-Tatzeitstatistik im Dezember zum Beispiel so oft wie im August und September zusammen.
Jährlich rufen daher Polizei und Politik zum "Tag des Einbruchschutzes" auf, um mit Beginn der dunklen Jahreszeit über Einbruchschutz zu informieren. Interessierte können sich allerdings nicht nur an diesem Tag über mögliche Sicherheitsmaßnahmen informieren. Die Polizei berät Immobilienbesitzer und Bewohner auch außerhalb der Hochsaison kostenlos – teilweise sogar vor Ort.
Sind Einbrecher meistens Ausländer?
Nein. Am häufigsten ermittelte die Polizei deutsche und örtlich-regionale Tatverdächtige – oft bekannte Gewohnheitstäter, zum Beispiel Drogenkonsumenten, die durch Einbrüche ihre Rauschgiftsucht finanzieren. Die Polizeiliche Kriminalstatistik zeigt, dass etwa 7.949 der 2018 begangenen Einbrüchen von Deutschen durchgeführt wurde, in 5.078 Fällen handelte es sich um Täter mit einer anderen Herkunft – von ihnen waren wiederum 1.390 Einbrecher Zuwanderer.
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Demnach besaßen rund 61 Prozent der Verdächtigen die deutsche Staatsangehörigkeit; eine Große Gruppe unter den "Nichtdeutschen" Einbrechern bilden Tatverdächtige mit einer osteuropäischen Staatsangehörigkeit. Nach BKA-Angaben hat der Anteil überregional und international agierender Tatverdächtiger "kontinuierlich zugenommen". Solche "reisende Täter" stammten häufig aus Südost- und Osteuropa.
Ist Deutschland in Europa besonders betroffen?
Nein. Trotz seiner zentralen Lage zwischen West und Ost gibt es hierzulande weit weniger Einbrüche als in anderen wirtschaftsstarken EU-Ländern. Mit 184 erfassten Einbrüchen auf 100.000 Einwohner stand die Bundesrepublik im jüngsten Ländervergleich von Eurostat 2016 besser da als etwa Spitzenreiter Dänemark (778 Fälle), Schweden (429), Luxemburg (368), Frankreich (361) oder die Schweiz (313).
- Nachrichtenagentur dpa
- Polizeiliche Kriminalstatistik