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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Grundgerüst der Geldanlage Asset Allocation: Was ist das und warum ist das wichtig?
Wenn Sie Geld anlegen wollen, sollten Sie an die richtige Asset Allocation denken. Was das ist und wieso Sie sich damit beschäftigen sollten.
Börsenprofis werfen mit allerlei Fachbegriffen um sich. Asset Allocation ist einer davon – und auch noch ein extrem wichtiger. Doch keine Sorge: So kompliziert, wie sie klingt, ist Asset Allocation gar nicht. Wir erklären Ihnen, was es damit auf sich hat, welche Vorteile sie bringt und wie Sie die für Sie passende Asset Allocation finden.
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Was ist überhaupt ein Asset?
Fangen wir vorne an: Ein Asset ist ganz einfach nur das englische Wort für Vermögenswert oder Anlagegegenstand. Das könnte zum Beispiel ein Haus sein, das Sie besitzen, eine Aktie oder ein wertvolles Gemälde. Assets lassen sich zu Assetklassen zusammenfassen, wenn sie ein ähnliches Verhältnis von Chancen und Risiken haben.
Die wichtigsten Assetklassen sind:
- Aktien
- Immobilien
- Rohstoffe
- Anleihen
- liquide Mittel (zum Beispiel Guthaben auf dem Tagesgeldkonto oder Bargeld)
Definition: Was ist Asset Allocation?
Die deutsche Übersetzung verrät es bereits: Vermögensaufteilung. Mit der Asset Allocation teilen Sie also Ihr Vermögen auf verschiedene Assetklassen auf. Das heißt, Sie wählen zum einen aus, in welche Vermögenswerte Sie überhaupt investieren wollen. Zum anderen entscheiden Sie, welchen Prozentsatz Ihres Gesamtkapitals Sie in welche Assetklasse stecken wollen. Die Gesamtheit Ihrer Geldanlagen nennt sich dann Portfolio. Statt Asset Allocation oder Vermögensaufteilung hört man manchmal auch den Begriff Vermögensallokation.
Beispielhaft könnte die Asset Allocation in einem Portfolio so aussehen:
- 60 Prozent Aktien,
- 20 Prozent Anleihen
- 20 Prozent Tagesgeld
Warum ist Asset Allocation wichtig?
Ganz einfach: weil Sie damit das Risiko, mit Ihrer Geldanlage Verluste zu machen, systematisch reduzieren und gleichzeitig dafür sorgen können, Chancen auf hohe Erträge zu haben. Den Grund kennen Sie inzwischen: Verschiedene Assetklassen bergen unterschiedlich hohe Risiken – und liefern damit auch verschieden hohe Erträge.
Wenn Sie nicht alles auf eine Karte setzen, sondern Ihr Geld und damit das Risiko mit einer breiten Vermögensallokation auf verschiedene Anlageklassen streuen, sinkt mit großer Wahrscheinlichkeit also auch das Verlustrisiko. Das Gute: Trotzdem kann ein hübscher Ertrag, genannt Rendite, für Ihr gesamtes Portfolio dabei herausspringen. Mehr zur Risikostreuung lesen Sie hier.
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Welche Asset Allocation empfiehlt sich?
Das lässt sich pauschal nicht sagen. Für jeden Anleger ist ein anderer Mix richtig, je nachdem, welches Ziel Sie verfolgen. Die drei klassischen Anlageziele sind:
- Sicherheit
- Verfügbarkeit
- Rendite
Man nennt sie auch das "magische Dreieck der Geldanlage". Magisch deshalb, weil Sie immer nur höchstens zwei Ziele gleichzeitig erreichen können. Das dritte wird zwangsläufig vernachlässigt.
Sind Ihnen zum Beispiel Sicherheit und Verfügbarkeit Ihres Vermögens wichtig, werden Sie einen größeren Teil Ihres Kapitals in risikoärmere Assetklassen wie Anleihen und Tagesgeld investieren wollen, als jemand, der eine möglichst hohe Rendite anstrebt und dafür auch bereit ist, stärker ins Risiko zu gehen. Dann wären Aktien die bessere Wahl. Aber auch schon ein Wechsel vom Tages- zum Festgeldkonto bringt in der Regel mehr Rendite – allerdings zum Preis einer geringeren Verfügbarkeit.
Ein weiterer möglicher Faktor, der darüber entscheiden kann, wie Sie Ihr Portfolio zusammenstellen, ist die Nachhaltigkeit einer Geldanlage. Das Thema wird immer mehr Deutschen auch bei ihren Finanzen wichtig. Dass man für Nachhaltigkeit auf Rendite verzichten müsse, ist allerdings ein Mythos.
Mitentscheidend für die Asset Allocation Ihres Portfolios kann zudem sein, wie groß der Zeitraum ist, über den Sie Ihr Geld anlegen wollen. Generell gilt: Je mehr Zeit Sie haben, desto mehr Risiko können Sie eingehen. Denn dann machen Ihnen Krisen weniger aus, weil sich kurzfristige Kurs- und Wertschwankungen auf lange Sicht wieder ausgleichen.
Tipp: Eine Möglichkeit, gute Renditen einzufahren, ohne allzu stark ins Risiko gehen zu müssen, ist die Geldanlage in sogenannte ETFs. Das sind spezielle Aktienfonds, also Aktienkörbe, bei denen ein Computeralgorithmus einen Aktienindex wie etwa den Dax nachbildet. Mit vergleichsweise wenig Aufwand und ohne großes Startkapital können Sie so in Unternehmen auf der ganzen Welt investieren – und innerhalb der Assetklasse Aktien eine sehr breite Streuung Ihres Geldes über verschiedenste Unternehmen erreichen.
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Was ist Rebalancing?
Mit Rebalancing (mehr dazu lesen Sie hier) sorgen Sie dafür, dass die von Ihnen gewählte Asset Allocation langfristig erhalten bleibt. Höchstwahrscheinlich entwickeln sich Ihre verschiedenen Assetklassen nämlich nicht parallel.
Nehmen wir an, Sie haben 3.000 Euro in Aktien investiert und 3.000 Euro in Anleihen. Dann haben Sie sich für eine Vermögensallokation entschieden, bei der Ihr Kapital zu 50 Prozent in Aktien und zu 50 Prozent in Anleihen steckt.
Nun kann es aber sein, dass Ihre Aktien innerhalb eines Jahres um 9 Prozent im Wert steigen, Ihre Anleihen hingegen nur um 1 Prozent. Ihre Aktien stehen dann bei 3.270 Euro, Ihre Anleihen nur bei 3.030 Euro.
Das Verhältnis hat sich verschoben: Statt des ursprünglichen 50-zu-50-Verhältnisses machen Ihre Aktien nun einen Anteil von 52 Prozent aus, die Anleihen sind auf 48 Prozent geschrumpft. Das bedeutet: Sie müssen Ihr Portfolio neu gewichten – rebalancen.
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Gut zu wissen: Rebalancing ergibt Sinn, weil Renditen von Wertpapieren wie Aktien und Anleihen langfristig von der sogenannten Regression zum Mittelwert gekennzeichnet sind. Das heißt, sie nähern sich tendenziell wieder der für die jeweilige Assetklasse durchschnittlichen Rendite an. Performt eine Assetklasse in einem Jahr stark, ist es statistisch wahrscheinlich, dass das in Zukunft wieder anders aussieht – und umgekehrt.
Um die alte Verteilung innerhalb Ihres Portfolios wiederherzustellen, können Sie nun entweder "neues Geld" in die Assetklasse investieren, die sich schlechter entwickelt hat, in unserem Beispiel also in Anleihen. Umgekehrt können Sie auch Anlagegegenstände aus der Assetklasse verkaufen, die hinzugewonnen haben (hier: Aktien), und kaufen von dem realisierten Gewinn in der Verlierer-Assetklasse nach.
Nehmen wir an, Sie entscheiden sich für die zweite Variante. Dann müssten Sie zunächst Aktien im Wert von 120 Euro verkaufen. Die stecken Sie dann komplett in Anleihen, wodurch Sie in den ursprünglichen Stand zurückkehren: Ihre Aktien sind nun 3.150 Euro wert, Ihre Anleihen ebenfalls – das gewünschte Verhältnis von 50 zu 50. Im Netz finden Sie verschiedene Rechner, mit denen Sie herausfinden, wie Sie Ihre Assetklassen richtig umschichten.
Strategische oder taktische Asset Allocation?
Bis hierher ging es ausschließlich um die sogenannte strategische Asset Allocation, bei der Sie sich langfristig für eine bestimmte Gewichtung verschiedener Vermögenswerte entscheiden und diese mithilfe des Rebalancing immer wieder nachjustieren. Finanzexperten unterscheiden davon aber noch die taktische Asset Allocation.
Darunter versteht man, dass Anleger bestimmte Assetklassen für einen begrenzten Zeitraum über- oder untergewichten. Ziel dabei ist es, kurzfristig auf Marktentwicklungen zu reagieren und dadurch die Rendite des gesamten Portfolios zu erhöhen.
Ein Beispiel: Läuft es auf dem Aktienmarkt gerade besonders gut, könnten Sie Ihre Vermögensallokation taktisch ändern, indem Sie den Anteil der Aktien vorübergehend erhöhen. Nämlich so lange, wie das Hoch auf dem Aktienmarkt anhält. Danach würden Sie wieder zu Ihrer strategischen Asset Allocation zurückkehren.
Doch Vorsicht: Taktische Vermögensallokation ist eigentlich nur ein anderes Wort für Market Timing, eine aktive Anlagestrategie, bei der Sie versuchen, günstige Zeitpunkte für Kauf und Verkauf von Wertpapieren zu finden, um Ihren Ertrag zu erhöhen.
In der Theorie klingt das nicht schlecht, doch in der Praxis weist keine andere aktive Anlagestrategie so schlechte Ergebnisse vor. Passive Anleger – auch "Buy and Hold"-Anleger genannt – fahren langfristig überwiegend besser. Eine einfache Art, passiv zu investieren, ist die bereits oben erwähnte Anlage in ETFs.
- Eigene Recherchen
- boerse.ard.de
- finanzfluss.de
- madamemoneypenny.de
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