Bis Baujahr 1994 Asbest im Haus: So erkennen Sie die Gefahr
Asbest wurde lange Zeit als Baustoff eingesetzt. Und das kann nun zur Gefahr für die Gesundheit werden.
Von Gebäuden, die vor Jahrzehnten gebaut wurden, geht eine ernsthafte Gesundheitsgefahr aus. Denn nicht selten wurden Baumaterialien verwendet, die beispielsweise Krebs verursachen können. Zu diesen Materialien zählt Asbest.
Was ist Asbest?
Asbest zählt wie beispielsweise Quarz und Feldspäte zu den silikatischen Mineralien. Er kommt somit auch in der Natur vor.
Bis in die 1990er-Jahre galt Asbest als wichtigster Baustoff. Das lag vor allem an seinen Eigenschaften: hohe Hitzebeständigkeit, geringe Brennfähigkeit sowie gute chemische Beständigkeit. Zudem ließ sich das Material gut verarbeiten, weshalb es unter anderem für Produkte wie Dachpfannen, Dichtungen, Zement oder Eternitplatten benutzt wurde.
Doch Untersuchungen zeigten, dass von Asbest auch eine Gefahr für die Gesundheit ausgeht. Daher ist es seit 1993 verboten, das Material zu verwenden.
Gesundheitsgefahr durch Asbest
Laut der Verordnung "Global harmonisiertes System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien" (GHS) handelt es sich bei Asbest um einen karzinogenen Stoff der Gruppe 1A. Das bedeutet, dass Asbest als stark krebserzeugend eingestuft wird.
Gefährlich ist Asbest vor allem aufgrund seiner Fasern. Diese werden schon durch das einfache Zerschlagen von asbesthaltigen Teilen freigesetzt. Teilweise kann es aber auch sein, dass das Baumaterial aufgrund seines Alters zerfällt und dementsprechend Fasern in die Umgebung abgibt. Gefährlich ist das, da die durch die Luft fliegenden Fasern leicht eingeatmet werden können und sich sodann in der Lunge einnisten. Dann kann es zu Erkrankungen wie Asthma oder gar Lungenkrebs kommen. Auch die sogenannte Asbestose (Staublunge) ist keine Seltenheit.
Gelangen Asbestfasern in den Körper, können sich folgende Symptome zeigen:
- starke Atemgeräusche
- Kurzatmigkeit
- Atemnot
- Reizhusten mit und ohne Auswurf
- bläuliche Lippen, teilweise geschwollen
- bläuliche Finger, teilweise geschwollen
- Gewichtsverlust
Wo kann Asbest auftreten?
Häufige Orte, an denen Asbest vorhanden sein kann, sind:
- Dach- und FassadenverkleidungAsbesthaltige Materialien wurden oft für Dächer beziehungsweise Dacheindeckungen (Dachpfannen), Leichtbauplatten und Fassadenverkleidungen verwendet. Vor allem in Immobilien, die vor den 1990er-Jahren errichtet wurden.
- Deckenplatten und WandverkleidungenNeben dem Dach und der Fassade wurde auch beim Innenausbau auf asbesthaltige Produkte gesetzt. Dazu zählen beispielsweise Deckenplatten oder Wandverkleidungen. Und auch in Fliesenkleber oder Spachtelmasse kann Asbest enthalten sein.
- IsolierungIn der Vergangenheit wurde Asbest oft als Dämmmaterial für Dächer, Wände sowie Heizungsanlagen eingesetzt. Vor allem bei einem Heizungstausch kann es daher nun zum Kontakt mit dem Material kommen.
- Heizungsanlagen und RohreNeben den Heizungsanlagen und -räumen wurden auch die Heizungsrohre und -kessel mit Asbest isoliert.
- FußbodenbelägeEinige ältere Bodenbeläge, wie beispielsweise Vinylböden, können Asbest enthalten. Aber auch der Kleber, der zum Verlegen von Vinyl oder Teppich verwendet wurde, kann asbesthaltig sein.
- NachtspeicheröfenAuch in den damals beliebten Heizquellen fanden asbesthaltige Materialien Verwendung.
Asbest erkennen
Es ist schwer, Asbest zu erkennen. Denn Asbest riecht nicht und gibt keine Strahlung ab. Nur ein Sachverständiger kann mithilfe eines Prüfverfahrens herausfinden, ob sich Asbest in den Materialien befindet. Dafür wird eine Probe des Materials entnommen und an ein Labor geschickt. Dieses überprüft dann mithilfe der SBH-Methode, ob sich Asbest in dem entsprechenden Produkt befindet.
Ein weiterer Hinweis kann laut TÜV Rheinland die Zusammensetzung des Materials sein. Dabei wird zwischen schwach oder fest gebundenem Asbest unterschieden. Die Technische Regel Gefahrenstoffe (TRGS 519 Asbest) definiere Produkte mit einer Rohdichte bis zu 1.000 Kilogramm pro Kubikmeter als schwach- und ab 1.400 Kilogramm pro Kubikmeter als festgebunden, erklärt der TÜV Rheinland.
Handelt es sich möglicherweise um schwach gebundenen Asbest, wird sicherheitshalber noch eine Luftmessung durchgeführt, um die Asbestbelastung der Raumluft zu bestimmen. Dabei wird die Anzahl der Fasern gemessen, die umherfliegen.
Wann brauche ich einen Sachverständigen?
Wurde das Gebäude vor 1993 erbaut oder saniert, sollten Sie bei Umbau- oder Sanierungsmaßnahmen aus Sicherheitsgründen einen Sachverständigen um Unterstützung bitten. "Schließlich geht es um die Gesundheit der Bewohner", erklärt der TÜV Rheinland.
Aber auch bei Renovierungsmaßnahmen – Austausch des Fußbodenbelags oder der Wandverkleidung – besteht die Gefahr, mit Asbest in Kontakt zu kommen. Erkundigen Sie sich daher dringend vorab, aus welchem Jahr die Werkstoffe sind, die Sie ersetzen wollen.
Wichtig: Da von Asbest derart große Gefahren ausgehen, sind auch beim allgemeinen Umgang mit dem Material höchste Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Selbst, wenn der Asbestanteil in dem Produkt sehr gering ist. Die Gefahr besteht nicht nur bei der Bearbeitung beziehungsweise Entfernung des Stoffes aus dem Gebäude. Auch bei der Entsorgung sind bestimmte Vorschriften einzuhalten.
Aus diesem Grund sollten Sie derartige Maßnahmen nur von einem Fachbetrieb durchführen lassen. Denn neben den festgebundenen Stoffen können sich auch schwach gebundene Stoffe in dem Material oder der Umgebung befinden. Und diese schwachgebundenen Werkstoffe neigen dazu, im Alterungs- oder Zerfallsprozess Fasern abzugeben. Und diese können dann von den Bewohnern eingeatmet werden und zu den entsprechenden Erkrankungen führen.
Asbest-Fund im Haus: Das ist jetzt zu tun
Wenn Asbest gefunden wurde, ist besondere Vorsicht geboten. Dann wird der Fundort abgesperrt, das Material von einem Fachbetrieb professionell entfernt und entsorgt.
Wichtig ist, keine eigenmächtigen Maßnahmen durchzuführen. Das bedeutet, dass Sie den Asbest weder entfernen noch reparieren sollten.
Fazit
Asbest kann man nur schwer erkennen, da er weder riecht noch strahlt. Auch eine besonders auffällige oder typische Optik hat der Stoff nicht. Schließlich wurde er überwiegend als Zusatz in beispielsweise Dachpfannen, Dichtungen oder Wandverkleidungen verarbeitet. Meist können nur Sachverständige Asbest erkennen.
Um ein Gesundheitsrisiko durch einen Asbestkontakt zu vermeiden, sollten Sie einen Experten um seine professionelle Einschätzung bitten, bevor Sie Renovierungs- oder Sanierungsarbeiten durchführen. Dadurch können Sie mögliche Gesundheitsgefahren wie beispielsweise eine Krebserkrankung durch den Kontakt mit Asbest verhindern.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa