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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Chronischer Schnupfen Was gegen eine dauerhaft verstopfte Nase hilft
Husten, Schnupfen, Halskratzen: Erkältungen plagen Erwachsene im Schnitt zwei bis vier Mal im Jahr, Kinder sogar sechs bis zehn Mal.
Der Grund: Aufgrund der hohen Virenvielfalt kann der Körper keine Immunität aufbauen. Manche Menschen sind sogar dauerhaft von Schnupfen geplagt. Eine mögliche Ursache ist eine Allergie. Woher chronischer Schnupfen kommen kann – und was Betroffenen hilft.
Erkältung: Die meisten erwischt es mehrmals im Jahr
Eine Erkältung, auch grippaler Infekt genannt, ist die häufigste Infektionskrankheit überhaupt. Über 200 verschiedene Erkältungsviren sind bekannt, die Schnupfen, Husten, Halsschmerzen und ein unangenehmes Krankheitsgefühl hervorrufen können. Aufgrund der hohen Virenvielfalt gelingt es dem Körper nicht, eine Immunität aufzubauen. Aus diesem Grund kann man nicht nur mehrmals im Jahr erkranken, sondern sogar mehrfach kurz hintereinander erkältet sein.
"Es ist normal, dass viele Menschen mehrmals im Jahr erkältet sind, vor allem in der kalten Jahreszeit. Die häufigsten Auslöser einer akuten Rhinitis sind viraler Natur", sagt Dr. Michael E. Deeg, Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und Pressesprecher des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V. "Erkältungsviren sind harmlos, das unterscheidet sie von echten Grippeviren oder dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2. Eine spezielle Behandlung braucht es bei einer Erkältung nicht. Nach etwa einer Woche klingen die Erkältungssymptome in der Regel von selbst wieder ab."
Was hinter einer chronische Sinusitis steckt
In Folge einer Erkältung kann sich eine akute Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) entwickeln: Durch die Einwirkung von Erkältungsviren schwellen die Nasenschleimhäute an und bilden vermehrt Sekret. Die Öffnungen, über welche die Nasennebenhöhlen mit der Nase verbunden sind, können verstopfen. Durch die schlechtere Luftzirkulation und die Sekretansammlung bildet sich in den Nasennebenhöhlen ein Milieu, in dem sich Erreger wohlfühlen – und Entzündungsprozesse bis hin zu Vereiterungen in Gang setzen. Eine akute Nasennebenhöhlenentzündung klingt nach ein bis zwei Wochen von selbst wieder ab.
Heilt die akute Entzündung der Nasennebenhöhlen nicht aus, kann sie chronisch werden. Häufig sind auch Allergien, eine verkrümmte Nasenscheidewand oder Nasenpolypen die Ursache für eine Chronifizierung. Von einer chronischen Sinusitis sprechen Ärzte, wenn die Beschwerden öfter als viermal pro Jahr auftreten oder länger als drei Monate anhalten.
Allergie als Ursache von chronischem Schnupfen
Plagt der Schnupfen anhaltend, stecken oftmals Allergien hinter den chronischen Beschwerden, etwa eine Pollenallergie (Heuschnupfen). Hinweise auf einen allergischen Schnupfen gegenüber Pollen sind dem Deutschen Allergie- und Asthmabund e. V. (DAAB) zufolge:
- Fließschnupfen mit flüssig-klarem Sekret
- anfallsartig auftretende Niesattacken (oft bei Ortswechseln)
- anhaltende "Erkältungs"-Symptome
- Verbesserung der Beschwerden in Regenphasen (Pollen werden aus der Luft gespült.)
- tränende, juckende Augen
Auf eine Hausstaubmilbenallergie können folgende Symptome hindeuten:
- entzündete Nasenschleimhaut
- anhaltend verstopfte Nase
- Niesreiz bei Staubentwicklung
- Husten
- stärkere Beschwerden nachts und am frühen Morgen nach dem Aufstehen
- verstärkte Symptomatik während der Heizperiode
"Bei anhaltendem Schnupfen ist der Besuch bei einem HNO-Arzt anzuraten. Bei einer Allergie ist eine frühe Behandlung wichtig, um einer Mitbeteiligung der Lunge vorzubeugen. Ein Allergietest zeigt, ob eine Allergie Auslöser der Beschwerden ist", sagt Deeg. "Dann helfen spezielle Nasensprays, etwa mit Cortison und Antihistaminika.
Herkömmliche Nasensprays führen bei allergiebedingtem Schnupfen nicht zum Erfolg. Ebenso kann eine Hyposensibilisierung erwogen werden. Ziel ist, den Körper langsam an das Allergen zu gewöhnen, sodass die allergische Reaktion weniger stark ausfällt."
Dr. Michael E. Deeg ist Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und Pressesprecher des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V.
Nasentropfen-Sucht als Auslöser für chronischen Schnupfen
In selteneren Fällen ist eine anhaltend verstopfte Nase auf eine "Nasentropfen-Sucht" in Folge einer Erkältung oder einer andauernden Anwendung von abschwellenden Präparaten bei einer Allergie zurückzuführen. Abschwellende Nasentropfen und -sprays sollten nicht länger als maximal zehn Tage am Stück angewendet werden.
Sonst gewöhnt sich die Nasenschleimhaut an den abschwellenden Effekt: Sie regeneriert sich nur noch schwer und bleibt geschwollen. Zudem trocknet die Nasenschleimhaut bei längerem Gebrauch aus, was ein zusätzliches Anschwellen begünstigt und die Nasenatmung weiter erschwert. Statt sich zu entwöhnen, greifen viele Menschen aus Verzweiflung weiter zu abschwellenden Nasensprays und Tropfen, um die verstopfte Nase zu öffnen.
"Abschwellende Nasensprays und Nasentropfen können schnell zur Abhängigkeit führen: Bereits nach einer Woche kommt es bei täglicher Anwendung zum Gewöhnungseffekt", warnt Deeg. "Eine verringerte Tagesdosis, zum Beispiel in Form einer Umstellung auf ein Kinder-Spray und einer Behandlung von immer nur einem Nasenloch, erleichtert die Entwöhnung. Wem es im Alleingang nicht gelingt, der kann sich von einem Hals-Nasen-Ohrenarzt bei der Entwöhnung begleiten lassen."
Wiederkehrende Erkältung: Ist das Immunsystem geschwächt?
Wiederkehrende Erkältungen und chronischer Schnupfen können auch ein Hinweis auf ein geschwächtes Immunsystem sein. Oftmals sind Menschen mit angeborenen Krankheiten des Abwehrsystems, Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Raucher, Personen mit Essstörungen (Mangelernährung), Personen mit Schlafstörungen sowie anhaltend stark gestresste Menschen besonders häufig erkältet und haben mit stärkeren Symptomen zu kämpfen.
"Kommen Erkältungen immer wieder und können Sie sich das nicht erklären, gehen Sie zum Arzt. Ein Blutbild kann Hinweise auf ein geschwächtes Immunsystem oder möglicherweise vorliegende Erkrankungen geben", rät Deeg.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- hno-aerzte-im-netz.de: "Was ist Schnupfen?". Online-Information des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V. (Stand: Aufgerufen am 2. Mär 2023)
- hno-aerzte-im-netz.de: "Gewöhnungseffekt: Nasenspray kann süchtig machen". Online-Information des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V. (Stand: 15. Januar 2020)
- hno-aerzte-im-netz.de: "Nasennebenhöhlenentzündung – ab wann ist sie chronisch?". Online-Information des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V. (Stand: 15. Januar 2020)
- daab.de: "Allergie oder Erkältung?". Online-Information des Deutschen Allerge- und Asthmabunds e. V. (DAAB). (Stand: Aufgerufen am 2. März 2023)
- daab.de: "Hausstaubmilbenallergie". Online-Information des Deutschen Allerge- und Asthmabunds e. V. (DAAB). (Stand: Aufgerufen am 2. März 2023)
- gesundheit.gv.at: "Schnupfen (akute virale Rhinitis)". Online-Information des Öffentlichen Gesundheitsportals Österreich des Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. (Stand: 29. September 2021)
- gesundheitsinformation.de: "Erkältung". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 23. September 2020)
- awmf.org: "Rhinosinusitis". S2k-Leitline der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. sowie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V. AWMF-Register-Nr. 017/049 und 053-012. (Stand: 2017)