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Corona-Lage: Wie Sie Weihnachten allein, aber nicht einsam verbringen


Meinung
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Weihnachten im Lockdown
Wie Sie die Feiertage allein, aber nicht einsam verbringen

MeinungEine Kolumne von Ulrike Scheuermann

Aktualisiert am 21.12.2020Lesedauer: 4 Min.
Allein zu Weihnachten mit dem Baum: Das muss kein Grund sein, das Fest in trister Einsamkeit zu verbringen.Vergrößern des Bildes
Allein zu Weihnachten mit dem Baum: Das muss kein Grund sein, das Fest in trister Einsamkeit zu verbringen. (Quelle: Vanessa Gren / EyeEm/getty-images-bilder)

Weihnachten heißt in diesem Corona-Winter für besonders viele Menschen Festtage ohne Familie, Partner und Freunde. Dennoch: Wer ein paar Dinge beherzigt, hat gute Chancen auf Zufriedenheit.

In Deutschland leben 16 Millionen Menschen allein. Wegen der hohen Corona-Infektionszahlen werden nun größere Zusammenkünfte abgesagt, Familienbesuche eingeschränkt. Das heißt, dass Menschen in diesem Jahr noch mehr als sonst zu Weihnachten allein bleiben.

Doch das muss nicht automatisch negativ sein oder gar in die Einsamkeit führen. Es bietet sogar Potenzial für persönliche Entwicklung und eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit Einsamkeit.

Einsamkeit schmerzt wie körperliches Leid

Wer sich einsam fühlt, fühlt sich ausgeschlossen, nicht zugehörig, vereinzelt. Man vermisst andere Menschen. Das kann ein leidvoller Zustand und ein schmerzhaftes Gefühl sein.

Was dabei im Gehirn passiert, ist gut erforscht. Das Schmerzzentrum, in dem auch körperlicher Schmerz verarbeitet wird, ist aktiv. Das ist nachvollziehbar, wenn man die Entwicklungsgeschichte des Menschen betrachtet.

Für den Steinzeitmenschen, der in einer Sippe lebte, bedeutete das Getrenntsein von der Gruppe in den meisten Fällen den Tod. Das Einsamkeitsgefühl als Teil des biologischen Warnsystems des Menschen setzte dann ein starkes Signal, so wichtig wie Hunger, Durst oder körperlicher Schmerz. Hunger signalisiert "Organisiere dir Nahrung"“, Einsamkeit signalisiert: "Organisiere dir Kontakte".

Man kann sich überall einsam fühlen – oder eben nicht

So funktioniert das noch heute. Zum Beispiel zu Weihnachten, weil man den Eindruck bekommen kann, alle anderen würden schön gemeinsam feiern, nur man selbst nicht. Das ist zwar eine falsche Annahme. Sie sorgt allerdings dafür, dass wir uns "außen vor" und somit einsam fühlen können. Dann helfen die Erkenntnisse der Einsamkeitsforschung.

Der Zustand der Einsamkeit ergibt sich nämlich nicht unbedingt aus einem Mangel an sozialen Kontakten. r k in jeder Situation auftreten, in der wir uns nicht verbunden mit anderen fühlen.

Das kennt eigentlich jeder: Man kann sich auch unter Menschen einsam fühlen: Alle sind lustig, nur man selbst ist traurig und wird immer stiller. Man fühlt sich beim Partner nicht gut aufgehoben, weil der nicht auf einen eingeht. Oder man erlebt Mobbing unter Kollegen.

Einsam oder nicht? Das hängt auch von der Selbstwahrnehmung ab

Man ist einsam, wenn man andere Menschen um sich herum vermisst. Man ist allein, wenn kein anderer um einen herum ist. Alleinsein ist ein Zustand, der mit Gefühlen von Freude, innerem Frieden und im Genießen der Stille einhergehen kann.

Dementsprechend geht es auch beim Lindern von Einsamkeit nicht nur darum, seine sozialen Fähigkeiten zu verbessern oder Hilfsmaßnahmen in Anspruch zu nehmen, um unter Leute zu kommen.

Wirksamer noch ist es laut aktuellen Studienergebnissen des renommierten Einsamkeitsforschers John Cacioppo, die Wahrnehmung seiner selbst und anderer zu verändern, zum Beispiel durch mehr Selbstliebe und Selbstwertschätzung. Oder dadurch, dass man nicht sofort davon ausgeht, dass andere Menschen negativ über einen denken.

Wie Sie Freude am Alleinsein entwickeln

Ich habe mehrere Ansätze für Sie, um die Freude am Alleinsein zu entwickeln und zu verstärken:

  • Relativieren: Weihnachten ist nicht unbedingt das, wie es uns erscheint

Relativieren hilft, sich nicht in das Gefühl des Ausgeschlossenseins hineinzubegeben. Erstens sind Sie an diesem Corona-Weihnachten mit dem Alleinfeiern nicht allein. Zweitens wird Weihnachten in unserer Gesellschaft sehr idealisiert und emotional aufgeladen.

Alle sitzen friedlich und besinnlich beieinander? Von wegen. Oft gibt es gerade wegen dieser zu hohen Erwartungen an die Weihnachtsfeiertage viel Stress und Konflikte in der Familie. Die Erkenntnis, dass Weihnachten nicht immer das wunderschöne Fest ist, als das es dargestellt wird, hilft, die Weihnachtsfeiertage gelassener auf sich zukommen zu lassen und sich lieber zu überlegen, wie man sie für sich unter den gegebenen Umständen stimmig gestalten kann.

  • Neuer Fokus: Weihnachten, das Fest der (Selbst-)Liebe

Liebe und Selbstliebe gehören zusammen, so auch zu Weihnachten. Allerdings ist die Selbstliebe nicht – wie oft beschrieben – die Voraussetzung, um andere lieben zu können. Ein Weg zu mehr Selbstliebe ist es, zuerst anderen seine Liebe zu schenken – der andere Weg, beim Alleinsein einen liebevollen Kontakt zu sich selbst zu entwickeln:

  • Sich selbst etwas schenken

Anderen etwas schenken bereitet Freude, und man drückt damit seine Zuneigung und Liebe aus. Auch man selbst kann die beschenkte Person sein und ihr damit seine Liebe zeigen.

  • Besondere Self Care für die Weihnachtstage planen, zum Beispiel mit Fokus auf den Körper

Hier ist einiges möglich: Bewegung, Sport, das Bad zum persönlichen Spa gestalten, kuschelige Sachen anziehen. Lichterketten aufhängen, Kerzen, duftendes Tannengrün – und Stimmungsmacher Nummer 1 auf Knopfdruck: Musik hören.

  • Mit jemanden reden

Telefonieren, Von dem besten Freund oder der Freundin bis zur Tele-fonseelsorge oder sogar "nur" eine Sprachnachricht versenden

  • Erwünschte Emotionen anders als bisher erzeugen

Man kann den emotionalen Zustand, den man sich zu Weihnachten wünscht, von einem bestimmten Setting entkoppeln und sich fragen: Welche Emotionen möchte ich zu Weihnachten erleben und wie kann ich sie erzeugen? Damit entfernt man sich noch mehr vom Einsamkeitsgefühl.

Weitere Wege:

  • Wünscht man sich vor allem Verbundenheit, kann man mit Geschenken, die man versendet oder den Nachbarn vor die Tür stellt, dafür sorgen, dass dieses Gefühl aufkommt.
  • Soll Weihnachten vor allem mit Frieden verbunden sein? Dann kann man zum Beispiel inneren Frieden durch Lesen, Musik hören, Meditieren, Spazierengehen oder In-der-Natur-sein erzeugen.
  • Geht es für Sie vor allem um Freude? Rausgehen bei Tageslicht, kreativ werden, schreiben, mit jemandem Kontakt aufnehmen, genussvolles Kochen und Essen.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie mit einem pragmatischen Akzeptieren des Ist-Zustandes ein gutes Weihnachten für sich erleben können.

Ulrike Scheuermann ist Diplom-Psychologin und Bestsellerautorin. Seit 25 Jahren hilft sie Menschen dabei, ihr Leben mit modernsten Methoden der Psychologie innerlich frei und ohne Blockaden besser und gesünder zu gestalten. Ihre Self-Care- und Coaching-Programme finden in ihrer Akademie in Berlin und online statt.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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