Notebook-Test MacBook Air 15" im Test: Apples Angriff auf PC-Notebooks
Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Apple setzt zum Angriff auf PC-Notebooks an: Das neue MacBook Air will Nutzer zum Wechsel bewegen. Könnte das gelingen? Wir haben das Gerät getestet
Erst in der vergangenen Woche stellte Apple sein jüngstes Mitglied der MacBook-Familie vor: das MacBook Air 15". Ist es gleiche Gerät wie das 13-Zoll-MacBook-Air aus dem vergangenen Jahr, nur ein bisschen größer? Nicht ganz.
Das MacBook Air war bislang immer das kleine, kompakte Gerät. Wer es größer brauchte, musste zu den deutlich teureren Pro-Varianten greifen. Erstmals gibt es nun das leichte Einstiegsmodell in größerem Format – gleichzeitig senkt Apple auch noch die Preise. Mit diesem Modellkniff könnte der Konzern sich neue Zielgruppen erschließen – und vor allem im Windows-Segment wildern.
Am Dienstag, dem 13.6.2023, kommt das neue MacBook Air in den Handel. Wir konnten es vorab testen und einschätzen, ob das große MacBook Air auch ein großer Wurf oder am Ende eher eine kleine Enttäuschung ist.
Große Ähnlichkeit zum kleinen Pendant
Vergleicht man das neue MacBook Air 15" mit dem kleineren Modell, so ist schnell klar: Die Gemeinsamkeiten sind deutlich zahlreicher als die Unterschiede. Im Wesentlichen handelt es sich um eine größere Variante des 2022 runderneuerten MacBook Air.
Das ist eine gute Nachricht – denn hier hatte Apple im vergangenen Jahr viel richtig gemacht. Einen detaillierten Überblick dazu, was sich im Vergleich zum vorherigen MacBook Air alles geändert hat, können Sie in unserem Testbericht des neuen MacBook Air 13" nachlesen.
Auch beim 15-Zoll-Modell gilt: Das Alugehäuse kommt in vier Farben – Mitternacht (ein tiefdunkles Blau), Polarstern (eine silbrige Champagnerfarbe), Spacegrau und Silber – und ist wie immer tadellos verarbeitet. Außerdem müssen Nutzer mit zwei USB4/Thunderbolt-Anschlüssen auskommen – eine Einschränkung, die die M1- und M2-Chips mit sich bringen.
Darüber hinaus ist ebenfalls wieder ein Anschluss für Apples magnetischen Stromstecker MagSafe integriert – das textilummantelte Kabel liegt jeweils in der Gehäusefarbe in der Verpackung. Der Stecker trennt sich leicht vom Gerät, sollte man mal übers Kabel stolpern – und hält zudem die beiden USB-C-Anschlüsse frei. Wer will, kann aber auch per USB-C laden.
Laufzeit und Leistung weiterhin überragend
Die Akkulaufzeit soll übrigens der des 13-Zoll-Modells entsprechen. Unserem Eindruck nach dürfte das auch stimmen. Ob man dann tatsächlich, wie Apple angibt, auf 15 bis 18 Stunden kommt, hängt natürlich stark von der Bildschirmhelligkeit und Nutzung ab. Bei typischer Mischnutzung kommt man aber locker über den ganzen Arbeitstag und auch noch den Feierabend – und hat dann meist auch morgens noch Saft übrig.
Auch die groben Leistungsdaten sind gleich: Im Innern steckt Apples M2-Chip. Nach wie vor können Intel und AMD nichts liefern, was vergleichbar leistungsfähig und effizient ist. Die stärksten Mobil-Chips in der Windowswelt mögen am einfachen M2 vorbeiziehen – aber zum Preis einer enormen Hitzeentwicklung und eines hohen Energieverbrauchs. Im Akku-Betrieb sind die Chips meist deutlich gedrosselt – und halten bei hoher Last dennoch nicht ansatzweise so lang wie Apples eigene Chips.
Gleichzeitig ist auch das neue MacBook Air 15" komplett lüfterlos – und bleibt damit auch bei hoher Last lautlos. Die Leistungsdaten sind vergleichbar mit dem 13-Zoll-Modell und können im Testartikel dazu nachgelesen werden. Grundsätzlich gilt aber: Nur wer auf rechenintensive Spezialanwendungen angewiesen ist, stößt beim M2 an seine Grenzen. Dank 10-Kern-GPU lässt sich damit sogar passabel spielen – die Zahl der verfügbaren Games ist aber deutlich geringer als in der Windows-Welt.
Dabei konnte Apple die Dicke des Geräts fast unverändert halten. Mit einer Höhe von 1,15 Zentimeter ist es nur 0,2 Millimeter dicker als das 13-Zoll-Pendant. Es reiche dennoch für den Titel "Dünnstes 15-Zoll-Notebook der Welt", sagt Apple.
Kleinere und größere Unterschiede
In all diesen Punkten gleicht "der Neue" seiner kleineren Variante. Es gibt aber auch Unterschiede. Beginnen wir mit den kleineren: So ist statt des 30-Watt-USB-C-Ladegeräts (das MagSafe-Kabel endet auf der anderen Seite in einem USB-C-Stecker) hier das 35-Watt-Modell mit einem zusätzlichen USB-C-Anschluss beigelegt. So kann man etwa gleichzeitig iPhone und MacBook laden.
Ein etwas stärkeres Ladegerät ist auch hilfreich, da der Akku im großen Modell 66,5 Wattstunden fasst – 13,9 Wattstunden mehr als im kleineren Gerät. Schnellladen klappt auch hier nur mit dem optional erhältlichen 70-Watt-Netzteil (65 Euro).
Spürbar gewachsen ist auch das Trackpad, das jetzt weit ausladende Fingergesten mühelos fasst. Nur das Trackpad des 16-Zoll-MacBook-Pro ist noch etwas größer. Die Bedienung macht auch mit Vier-Finger-Gesten viel Spaß.
Mehr für die Ohren
Einen großen Unterschied gibt es im Klang: Der ist beim MacBook Air 13" für das Format zwar ausgezeichnet, aber doch recht bassarm. Im größeren Modell hat Apple statt zwei Hochtönern und zwei Tieftönern zusätzlich ein weiteres Tieftönerpaar integriert.
Die sechs Lautsprecher sind im Bereich der Scharniere untergebracht und sorgen nicht nur für eine beachtliche Lautstärke, sondern auch für einen hörbar besseren und vor allem satteren Klang als beim 13-Zoll-Modell.
Im direkten Vergleich kommt das neue MacBook Air 15 Zoll nahezu an den Klang des MacBook Pro 14 Zoll heran, ist dabei aber noch deutlich lauter. In diesem flachen Format dürfte es kein Notebook geben, das auch nur ansatzweise so gut klingt. Um am Schreibtisch Musik zu hören oder auf der Couch einen Film zu schauen, reicht das allemal.
... und für die Augen
Der wichtigste und augenfälligste Unterschied ist das 15,3-Zoll-Display. Dass die Bildschirmdiagonale 1,7 Zoll größer ist als beim kleineren 13,6-Zoll-MacBook-Air, klingt vielleicht nach einem eher marginalen Unterschied – doch das stimmt nicht. Das MacBook Air 15" wirkt nach dem Ausklappen geradezu riesig, auch im Vergleich zum 14,2-Zoll-Bildschirm des kleineren MacBook Pro.
Deutlicher wird es, wenn man die Auflösung vergleicht: Hier hat Apple nämlich die Pixeldichte beibehalten und den zusätzlichen Platz auch mit zusätzlichen Bildpunkten gefüllt. Das kleinere MacBook Air zeigt 2.560 mal 1.664 Bildpunkte an, also insgesamt 4,25 Millionen Pixel. Das neue 15-Zoll-Modell bietet 2.880 mal 1.864 Bildpunkte, was zusammengenommen 5,36 Millionen Pixel sind – über eine Million Pixel mehr.
Entsprechend bietet das Display auch eine größere Arbeitsfläche und fühlt sich dadurch deutlich mehr wie ein Gerät an, das sich auch als stationäres Arbeitsgerät am Schreibtisch, ohne externe Monitore, sinnvoll einsetzen lässt. Die 500 Nits Helligkeit liegen spürbar über dem, was man von typischen Windows-Notebooks gewohnt ist – und eignen sich auch für Außeneinsätze im Schatten.
Zusammengeklappt fühlt es sich in der Hand schon deutlich größer als ein 13-Zoll-Notebook an. Mit einem Gewicht von 1,51 Kilogramm und einer Höhe von nur gut einem Zentimeter (11,5 Millimeter) lässt es sich aber noch immer gut mitnehmen und fällt im Rucksack oder in der Tasche nicht wirklich auf. Und während viele 13-Zöller auf dem Schreibtisch eher wie eine mobile Notlösung als ein vollwertiger Arbeitsplatz wirken, macht das große MacBook Air auch hier eine gute Figur.
Apple will neue Gruppen erschließen, auch Windowsnutzer
Auch strategisch ist das MacBook Air 15" ein wichtiges Gerät. Mit seiner Einführung schließt Apple eine Lücke in seinem Angebot: Ein – im Apple-Kosmos – günstiges Allround-Gerät in der so beliebten 15-Zoll-Kategorie gab es bislang nicht. Gleichzeitig senkte Apple die Preise für das 13-Zoll-Modell: Statt 1.499 Euro kostet es nun deutlich konkurrenzfähigere 1.299 Euro. Das MacBook Air 15" startet ab 1.599 Euro.
Damit wird die Mac-Plattform auch für Windows-Nutzer interessant. Das betonte Apple bei der Vorstellung seines neuen Geräts wieder und wieder: Das MacBook Air 15" ist schneller, hat ein helleres und höher auflösendes Display sowie deutlich mehr Akkulaufzeit als die allermeisten vergleichbaren Windows-Notebooks. Allerdings ist auch der Preis höher.
Trotzdem könnte gerade dieses Gerät Windows-Nutzer zum Wechsel bewegen. Beim Einrichten des neuen Macs erhalten Nutzer dann auch die Möglichkeit zu wählen, ob sie ihre Daten von einem Mac oder einem PC auf das neue Gerät umziehen möchten.
Fazit: Eine große Freude
Apple wird auch mit dem neuen 15-Zoll-Gerät viele Fans finden: Es ist hochwertig verarbeitet, für das große Displayformat erstaunlich kompakt und leicht – und mit einem Preis von 1.599 Euro sogar noch halbwegs erschwinglich. Das Arbeiten am "großen" Air machte uns viel Spaß – hat man erstmal eine Weile am 15,3-Zoll-Display gearbeitet, mag man gar nicht mehr an das 13-Zoll-Gerät zurückkehren.
Insbesondere der SSD-Speicher ist im Basismodell allerdings schon arg knapp bemessen: 256 GB dürften längst nicht allen Nutzern reichen, der Aufpreis von 230 Euro für 512 GB SSD-Speicher ist gewohnt happig. Die 8 GB integrierter Arbeitsspeicher werden bei Apple-Silicon besser genutzt als bei vergleichbaren Windows-Rechnern. In unserem Test des 13-Zoll-MacBook-Air im vergangenen Jahr konnten wir keine Einschränkungen ausmachen.
Unser Testgerät des 15-Zoll-Modells war mit 16 GB Arbeitsspeicher ausgestattet, die für jeden Anwendungszweck reichen sollten. Die theoretisch möglichen 24 GB RAM sind nicht nur teuer (460 Euro Aufpreis gegenüber dem Basismodell), sie dürften auch nur in Einzellfällen wirklich sinnvoll sein.
Weder SSD noch Arbeitsspeicher lassen sich nachträglich aufrüsten – über die extrem schnellen Thunderbolt-Anschlüsse lassen sich nachträglich aber externe SSD-Speicher anschließen, die dem internen kaum nachstehen und dennoch deutlich günstiger sind.
Aktuell gilt: Vermutlich nie hatten Kunden im unteren Preissegment der MacBooks so viel Auswahl – und erhielten dabei so viel Leistung. Endlich gibt es dabei auch ein bezahlbares Angebot im wichtigen 15-Zoll-Segment. Wer den Premium-Aufschlag der Apple-Welt zahlen kann, erhält im Gegenzug ein ausgezeichnetes Gerät – das sicherlich über viele Jahre ausreichende Leistungsreserven bietet.
- Eigener Test