Leber leidet unter Konsum So wirkt sich Alkohol auf die Leberwerte aus
Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Bestimmte Leberwerte verändern sich durch zu viel Alkohol. Welche und wie lange es dauert, bis die Werte bei Alkoholverzicht sinken, erfahren Sie hier.
Der Abbau von Alkohol findet hauptsächlich in der Leber statt. Das hinterlässt Spuren: Wer zu viel trinkt, schädigt seine Leber. Die Auswirkungen machen sich zunächst nicht durch spürbare Beschwerden bemerkbar, aber häufig durch veränderte Leberwerte.
"Leberwerte" ist der Überbegriff für verschiedene Stoffe, die der Leber entstammen und im Blut nachweisbar sind. Auffällige Leberwerte ergeben sich also häufig im Rahmen einer Blutuntersuchung.
Sie legen nahe, dass die oder der Untersuchte in den Wochen (beziehungsweise Monaten oder sogar Jahren) zuvor riskante Mengen an Alkohol konsumiert hat. Für veränderte Leberwerte kann es neben Alkohol jedoch auch noch andere Ursachen geben, etwa eine durch Viren ausgelöste Leberentzündung (Virushepatitis).
Welche Leberwerte sind bei Alkohol erhöht?
Bei einer Person, die über einige Wochen hinweg zu viel Alkohol getrunken hat, sind typischerweise folgende Leberwerte erhöht:
- die Gamma-Glutamyltransferase (Gamma-GT oder GGT)
- die Aspartat-Aminotransferase (AST)
- die Alanin-Aminotransferase (ALT)
Das sind Eiweiße, die im Lebergewebe vorkommen und dort an bestimmten Stoffwechselvorgängen mitwirken. Der Fachbegriff für Eiweiße, die diese Aufgabe erfüllen, lautet Enzyme – entsprechend werden die genannten Stoffe auch Leberenzyme genannt.
Gut zu wissen: Früher wurden die Transaminasen AST und ALT anders genannt, nämlich GOT (Glutamat-Oxalacetat-Transaminase) beziehungsweise GPT (Glutamat-Pyruvat-Transaminase). Mitunter verwenden Ärztinnen und Ärzte diese alten Bezeichnungen auch heute noch.
Dass Menschen, die Alkohol im Übermaß konsumieren, häufig erhöhte Leberenzyme aufweisen, hat im Wesentlichen zwei Gründe: Zum einen bewirkt Alkohol, dass die Leberzellen größere Mengen der Gamma-GT bilden. Zum anderen gelangen die anderen Leberenzyme vermehrt ins Blut, wenn Leberzellen geschädigt werden.
Zu Beginn einer alkoholischen Lebererkrankung sind die Leberenzyme nur leicht erhöht – wenn überhaupt: Bei manchen Menschen wirkt sich der Konsum zunächst nicht auf die Werte aus.
Weitere Laborwerte, die durch Alkohol steigen
Neben den Leberenzymen gibt es noch weitere Blutwerte, die sich bei dauerhaftem Konsum von Alkohol verändern können. Als aussagekräftig gilt insbesondere eine erhöhte Konzentration des CDT-Werts. CDT ist die Abkürzung für carbohydrate deficient transferrin, was so viel bedeutet wie "Transferrin, dem es an Kohlenhydraten fehlt".
Transferrin ist ein Eiweißstoff, der in der Leber gebildet wird und dafür zuständig ist, Eisen durch den Körper zu transportieren. Jedes Transferrin-Molekül verfügt über mehrere Kohlenhydratketten. Alkohol und seine Abbauprodukte können bewirken, dass vermehrt "unvollständiges" Transferrin entsteht, welches mit weniger Kohlenhydratketten ausgestattet ist.
Darüber hinaus kann Alkohol die Reifung der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) beeinträchtigen. Diese werden in der Folge allzu groß, was sich bei der Blutuntersuchung durch einen erhöhten MCV-Wert äußert. MCV ist die Abkürzung für mean corpuscular volume und steht für das mittlere Volumen eines roten Blutkörperchens.
Wie lange ohne Alkohol für gute Leberwerte?
Wer nach einem Übermaß an Alkohol auffällige Leberwerte hat und darum auf Alkohol verzichtet, fragt sich möglicherweise, wie lange die Werte erhöht bleiben.
In vielen Fällen normalisieren sich die Werte recht schnell: Meist reichen bereits einige Wochen ohne Alkohol, bis sich die Leberwerte normalisieren, und zwar etwa
- 2 bis 6 Wochen bei der Gamma-GT,
- 2 bis 4 Wochen bei AST und ALT und
- 2 bis 3 Wochen beim CDT.
Der MCV-Wert kann bis zu 16 Wochen auffällig sein. All das sind allerdings Richtwerte – die genaue Dauer variiert von Person zu Person.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Abrufdatum: 21.2.2023)
- Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Abrufdatum: 21.2.2023)
- Online-Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): drugcom.de (Abrufdatum: 21.2.2023)
- Online-Informationen des Öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs: www.gesundheit.gv.at (Abrufdatum: 21.2.2023)
- Thomes, P. G., et al.: "Natural Recovery by the Liver and Other Organs After Chronic Alcohol Use". Alkohol Research, Vol. 41, Iss. 1 (April 2021)
- S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie: "Screening, Diagnostik und Behandlung alkoholbezogener Störungen" (PDF). AWMF-Leitlinien-Register Nr. 076-001 (Stand: Januar 2021)
- Gressner, A. M., Arndt, T.: "Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik". Springer, Berlin, Heidelberg 2019
- Andresen-Streichert, H., et al.: "Alkoholmarker bei klinischen und forensischen Fragestellungen". Deutsches Ärzteblatt Jahrgang 115, Heft 18, S. 309-315 (Mai 2018)
- Biesalski, H. et al.: "Ernährungsmedizin". Thieme, Stuttgart 2017