Beckenbodenschwäche Wenn die Gebärmutter aus dem Körper fällt
Eine Gebärmutter vollbringt Höchstleistungen. Der Muskel, der normalerweise gerade mal 50 bis 100 Gramm auf die Waage bringt, wiegt am Ende der Schwangerschaft rund 1,5 Kilogramm und dehnt sich gewaltig mit dem Kind mit. Wird dem Gewebe beim Zurückbilden nicht geholfen, besteht die Gefahr einer späteren Gebärmuttersenkung.
Der weibliche Beckenboden ist wie ein Auffangbecken aus Muskeln, Bändern und Bindegewebe. Er hält nicht nur Blase und Darm fest, sondern auch die Gebärmutter. Wird der Beckenboden geschwächt, wie das zum Beispiel bei einer Schwangerschaft und vor allem bei einer Geburt der Fall ist, dann kann es zu einer Gebärmuttersenkung kommen. Je mehr Kinder eine Frau entbindet und je größer diese sind, desto größer scheint auch das Risiko.
Selbst ein Kaiserschnitt löst diese Probleme nicht. Denn bereits in der Schwangerschaft verändert der Hormonspiegel die Beschaffenheit des Bindegewebes, wird das Beckengefüge lockerer und das Becken zur Geburt hin leicht verformbar.
Geburtsverletzungen nicht auf die leichte Schulter nehmen
Eine Schwangerschaft ist nicht der einzige Risikofaktor. Übergewicht, Bindegewebsschwäche, das häufige Heben schwerer Lasten oder auch Krankheiten wie Asthma können zu einer Gebärmuttersenkung führen. Außerdem Geburtsverletzungen, wie sie durch einen Dammschnitt oder die Geburtszange entstehen.
"Durch sie wird der Beckenboden lädiert und oft werden die muskulären Verletzungen nicht ausreichend versorgt", so Michael Taeuber, Oberarzt an der Schön Klinik in Fürth. "Was dann daraus wird, entscheidet sich oft erst Jahre später. Denn hier sind auch der Lebensstil, das entsprechende Training, das man in den Alltag integrieren kann und vor allem auch das Gewicht der Frau in späteren Jahren ausschlaggebend."
Die Gebärmutter kann herausfallen
Die meisten Gebärmuttersenkungen betreffen ältere Frauen. Zahlen darüber, wie viele Frauen im gebärfähigen Alter davon betroffen sind und wie viele davon bereits Mütter sind, gibt es nicht. Fachleute unterscheiden bei der Gebärmuttersenkung drei unterschiedliche Schweregrade: Der Gebärmuttermund ist bis maximal ins untere Scheidendrittel abgesunken, er ist bis zum Eingang der Scheide abgesunken und dort bereits ertastbar oder es kommt zu einem tatsächlichen Prolaps uteri. Was kurz gesagt bedeutet: Die Gebärmutter fällt aus der Frau heraus.
Eine Gebärmuttersenkung muss nicht zwingend störend sein
Leichte Formen der Gebärmuttersenkung werden oft gar nicht behandelt. Auch, weil viele Frauen ganz gut damit leben können. Es gibt aber auch Möglichkeiten, den Körper zu unterstützen. Zum Beispiel mithilfe eines bestimmten Pessars, das der Gebärmutter dabei hilft, an ihrem Platz zu bleiben. In schlimmeren Fällen wird operiert. Heutzutage möglichst minimalinvasiv, erklärt Taeuber im Gespräch mit t-online.de. "Es gibt verschiedene Verfahren. Aber man muss die Frau aufklären, dass bei einer erneuten Schwangerschaft die 'Reparatur' auch wieder kaputt gehen kann."
Symptome einer Gebärmuttersenkung
Doch wie macht sich eine Gebärmuttersenkung bemerkbar? "Erst hat man das Gefühl, einen Fremdkörper mit sich herumzutragen und dann spürt man richtig, wie etwas nach unten drückt", beschreibt es die 38-jährige Birgit, Mutter von Zwillingen, die sie spontan zur Welt gebracht hat. Andere Frauen berichten auch von Unterleibs- und/oder Rückenschmerzen, Schmerzen beim Sex, Urinverlust, Verstopfung und dem verstärkten Drang, auf die Toilette zu müssen.
Birgit ist erst seit Kurzem von dem Problem betroffen. Sie kämpft aktiv gegen die Schwäche an: Mit Beckenbodentraining, sanften Sportarten wie Schwimmen und speziellen, das Gewebe unterstützenden Tampons. Außerdem achtet sie darauf, ihr Gewicht zu halten. Dadurch kann die Senkung zwar nicht rückgängig gemacht, aber ein weiteres Absinken der Gebärmutter verhindert werden.
"Ich habe das damals gar nicht ernst genommen mit der Rückbildungsgymnastik. Für mich war das eher eine Abwechslung im Babyalltag, eine Möglichkeit, die anderen Mütter zu treffen. Heute weiß ich, dass ich weniger Probleme hätte, wenn ich damals meinen Beckenboden wieder gestärkt hätte."
Sollten Ärzte besser aufklären?
Immer wieder werden Stimmen laut, dass Ärzte nicht genug über die Verletzungen, die durch eine Geburt entstehen können, aufklären. "Wenn man sieht, was Frauen teilweise auf sich nehmen, um schwanger zu werden oder welche Risiken sie manchmal mit einer erneuten Schwangerschaft eingehen, dann glaube ich nicht, dass sich für eine Frau mit Kinderwunsch etwas ändern würde, wenn man sie ausführlich über das mögliche Risiko einer späteren Gebärmuttersenkung aufklärt", meint der Frauenarzt.
Sex ist gut für den Beckenboden
Ein Grund, auf weitere Schwangerschaften zu verzichten, ist eine Gebärmuttersenkung nicht. Auch, wenn sich die Folgen von Schwangerschaft zu Schwangerschaft verstärken können: Eine Gefahr für Kind oder Mutter besteht nicht.
Betroffene Frauen, die sich wie Birgit noch ein Kind wünschen, finden sogar noch eine positive Seite: "Die Lockerung des Beckenbodens ist doch gar nicht so schlecht für eine Geburt." Birgit hat sich jetzt schon vorgenommen, bereits während der Schwangerschaft gezielt den Muskel zu kräftigen.
"Bis dahin üben mein Partner und ich weiter und trainieren auf diese angenehme Weise bereits den Beckenboden", schmunzelt sie. Michael Taeuber gibt ihr Recht: "Sex ist tatsächlich gut für den Beckenboden und läuft sozusagen unter Biofeedback - ähnlich den Hilfsmitteln wie Chinesischen Liebeskugeln, die sogar verschrieben werden können und die man sonst einsetzt, um eine Gefühl für den Beckenboden zu bekommen und das Gewebe zu trainieren."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.