Streit um Knallhart-Zölle ADAC-Test: Sind China-Autos überhaupt ihr Geld wert?
Amerika beschließt Knallhart-Zölle auf chinesische Elektroautos. Und auch Europa denkt darüber nach. Das würde die Modelle deutlich verteuern. Nur: Wie gut sind sie überhaupt? Der ADAC deckt ihre Schwächen auf.
US-Präsident Joe Biden hat Sonderzölle auf eine Reihe chinesischer Produkte verhängt, die heimischen Herstellern schaden könnten. Die Zölle auf Elektroautos sollen von 25 auf 100 Prozent steigen, wie die Regierung in Washington am Dienstag mitteilte. Auch in Europa prüft die EU-Kommission die Einführung von Anti-Dumping-Zöllen auf Elektroautos von Nio, BYD oder MG.
Deren Modelle sind dabei, sich auf dem deutschen Markt zu etablieren. Im Bereich der Elektroautos liegt ihr Anteil bereits bei fast neun Prozent. Aber können sie bei Qualität und Sicherheit mit der europäischen Konkurrenz mithalten? Das hat der ADAC untersucht.
Scholz skeptisch gegenüber Anti-Dumping-Zöllen
Bundeskanzler Olaf Scholz und der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson haben sich kritisch zu dem Vorhaben geäußert. Scholz wies darauf hin, dass derzeit mindestens 50 Prozent der aus China importierten Elektrofahrzeuge von westlichen Marken stammen, die dort produzieren und die Fahrzeuge nach Europa importieren.
Bestnoten im Crashtest
Das Ergebnis: Chinesische Autos sind ernstzunehmende Konkurrenten und überzeugen in vielen Testkategorien, sagt ADAC-Präsident für Technik, Karsten Schulze. "Unsere Tests zeigen: Die chinesischen Hersteller haben in den vergangenen Jahren stark aufgeholt und können mit etablierten Marken inzwischen mithalten."
Im Euro-NCAP-Crashtest erreichten fast alle getesteten Modelle die Bestnote von fünf Sternen. Auch beim Schleudertest, bei dem die Funktionsfähigkeit des ESP überprüft wird, waren die chinesischen Autos fehlerfrei.
Neben der Sicherheit wurde auch die Verarbeitung der Fahrzeuge gelobt. Die Materialqualität sei überwiegend gut und die Verarbeitung von Karosserie und Innenraum hochwertig, so die ADAC-Experten.
Assistenten oft nicht zuverlässig
Allerdings gibt es auch Verbesserungspotenzial: Vor allem bei den Assistenzsystemen wie Verkehrszeichenerkennung, Spurhalte- und Abstandsregeltempomaten wurden Mängel festgestellt. Sie funktionierten oft nicht zuverlässig. Hier profitieren die europäischen Hersteller noch von ihrer jahrzehntelangen Erfahrung mit den komplex aufeinander abgestimmten Systemen.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Bedienung der Autos, die oft stark auf Touchscreens ausgerichtet ist. Softwarefehler, träge Displays oder falsche Übersetzungen führen gelegentlich zu Problemen bei der Steuerung von Klimaanlage, Navigation oder Entertainment.
Schwächen werden schnell ausgebessert
Es zeigt sich jedoch, dass die chinesischen Hersteller schnell auf Kritik reagieren: Bei neueren Modellen, zum Beispiel von Nio, wurden die Assistenzsysteme bereits deutlich verbessert.
Preislich liegen chinesische Modelle meist mehrere tausend Euro unter der europäischen Konkurrenz. Aber Vorsicht: Ein günstiger Anschaffungspreis kann später durch hohe Reparaturkosten oder einen starken Wertverlust teurer werden als gedacht.
- presse.adac.de: ADAC Tests: Chinesische Autos sind auf Augenhöhe mit der Konkurrenz
- Nachrichtenagentur Reuters