Auf dem Weg zur Legalisierung Cannabis: Wie gefährlich ist das Rauschmittel?
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Cannabis ist insbesondere bei jungen Menschen populär – und soll künftig in Deutschland legal konsumiert werden dürfen. Doch wie wirkt Cannabis auf den Körper?
Gras – umgangssprachlich für Marihuana – ist derzeit das beliebteste Rauschmittel der EU. In Deutschland standen Besitz und Handel der Droge, die aus der Cannabispflanze gewonnen wird, bislang jedoch unter Strafe.
Das soll sich bald ändern: Die Bundesregierung hat nun ihren Plan einer Cannabis-Legalisierung in Deutschland auf den Weg gebracht. Der Entwurf muss jetzt dem Bundestag zur Debatte und Verabschiedung zugeleitet werden.
Konkret heißt das: Cannabis soll künftig in entsprechend lizenzierten Vereinen (Cannabis Clubs) an Erwachsene verkauft werden dürfen. Doch welche Wirkung macht den Reiz der Droge aus? Und gibt es einen Unterschied zwischen Hanf, Haschisch und Cannabis?
Was ist Marihuana und wie wird es konsumiert?
Bislang wurde Marihuana in Deutschland wegen der rauschfördernden Wirkung als illegale Droge eingestuft. Wer es besitzt oder damit handelt, macht sich laut deutschem Betäubungsmittelgesetz aktuell noch strafbar. Der Konsum selbst ist allerdings nicht strafbar, setzt aber einen Besitz voraus.
Wortherkunft und Begriffe: Der Name Marihuana wird vom mexikanischen Spanisch abgeleitet. Dort heißt es "marihuana" oder auch "Maria Juana". Konsumenten in den USA leiteten daraus die weitere Bezeichnung "Mary Jane" ab. Die Droge wird in der Szene neben "Gras" auch "Weed" oder "Dope" genannt.
Marihuana – das sind die kleinen getrockneten Blüten und blütennahen Blättchen der weiblichen Cannabispflanze. Die harzhaltigen Blüten werden getrocknet und für den Konsum zusammen mit Tabak zu einem sogenannten Joint gedreht. Das Drehen des Joints wird "Bauen" genannt, das Rauchen selbst wird als Kiffen bezeichnet. Eine weitere Möglichkeit ist der Konsum über eine Bong – eine Wasserpfeife ohne Schlauch. Auch backen einige Menschen Brownies und Kekse oder stellen Schokolade mit Marihuana her.
Marihuana: Der Unterschied zu Cannabis, Haschisch und Hanf
Hanf ist die Grundpflanze, aus der später Marihuana und Haschisch hergestellt werden können. Unterschieden wird zwischen männlichem und weiblichem Hanf. Beide Pflanzen enthalten Cannabioide: CBD und THC. Aber nur das THC besitzt eine psychoaktive, berauschende Wirkung. Zu finden ist THC zu einem wirksamen Teil allein in der weiblichen Hanfpflanze, die als Cannabispflanze bezeichnet wird.
Die Cannabioide CBD und THC:
Cannabioide: Die chemischen Verbindungen sind Substanzen der Hanfpflanze, die an unsere körpereigenen Cannabioid-Rezeptoren andocken und eine Wirkung auslösen können.
CBD aus der männlichen Hanfpflanze ist nicht illegal und mittlerweile in vielen frei verkäuflichen Produkten zu finden. Hanfsamen gelten mit ihrem hohen Nährstoffgehalt als Superfood. Beliebt sind auch CBD-Öle, die laut Nutzern ähnlich wie Baldrian eine entspannende Wirkung haben sollen. Wissenschaftlich bestätigt ist dies allerdings noch nicht.
THC hingegen ruft einen Rausch hervor und macht "high". In Deutschland sind Produkte mit einem THC-Gehalt von über 0,2 Prozent daher illegal und werden bisher nur für therapeutische Zwecke verschreibungspflichtig verkauft.
Haschisch ist neben Marihuana ein weiteres Produkt, das aus der THC-haltigen Cannabispflanze hergestellt werden kann. Hier wird aber nicht die getrocknete Blüte, sondern das Harz der Pflanze verwendet. Dieses wird zu goldgelben bis braunen Blöcken und Platten gepresst. Es wird auch "Pott", "Hasch" oder "Shit" genannt.
Die Wirkung von Marihuana
Das THC bindet sich an bestimmte Rezeptoren in unserem Körper. Dazu zählen Rezeptoren für das Gedächtnis, die Bewegung, die Sinnes- und sogar die Zeitwahrnehmung. Diese Rezeptoren regulieren unter anderem auch Appetit, Stimmung, Konzentration und Koordination. Die Gesamtheit der Veränderungen, die durch das Rauchen in diesen Bereichen auftreten kann, wird als "high sein" bezeichnet – das kann positive sowie negative Wirkungen mit sich bringen.
Der Rausch ist sehr individuell und hängt von äußeren Umständen und der Verträglichkeit jedes Einzelnen ab. Generell gibt es bei berauschenden legalen als auch illegalen Drogen – auch Alkohol zählt dazu – keine immer gleiche oder vorhersehbare Wirkung. So wie einige Menschen aggressiv auf Alkohol reagieren, können andere kein Marihuana vertragen und beispielsweise mit Übelkeit oder Angstzuständen reagieren.
Mögliche positive Wirkungen
- Entspannung, Leichtigkeit
- Neue Denkmuster und Ideen
- Intensivere Wahrnehmung von Details
- Euphorie und Albernheit
- Intensives Gemeinschaftserleben
- Empathie
Mögliche negative Wirkungen
- Benommenheit
- Gesteigerter Appetit
- Panik, Paranoia, Angstzustände
- Halluzinationen
- Motorische und koordinative Einschränkungen
- Übelkeit
- Erinnerungslücken
- Gefühl der Ausgrenzung, sich allein fühlen
Welche Risiken und Nebenwirkungen gibt es?
Wie bei jeder Droge lauern auch beim Marihuana gewisse Risiken, derer sich Konsumenten bewusst sein sollten. Dazu zählen unter anderem gesundheitsschädliche Streckmittel, eine mögliche Abhängigkeit oder negative Gefühlszustände – auch "Horrortrip" genannt – während des Konsums.
Gefährliche Streckmittel: Was bedeutet gestrecktes Gras?
Wie viele andere Drogen können auch Marihuana oder Haschisch gestreckt sein. Da beide durch die Illegalität keinen Sicherheitskontrollen unterliegen, können ungehindert weitere Stoffe hinzugefügt werden. Beide können mit anderen, wirkstoffarmen Pflanzen gestreckt sein. Auch Kaliumdünger, Glas, Blei, Talkum, Haarspray, Sand oder Zucker wurden bereits nachgewiesen und stellen ein gesundheitliches Risiko dar.
Besonders gefährlich ist es, wenn das Marihuana mit dem sogenannten "Brix" gestreckt wurde. Brix ist ein synthetisches Streckmittel aus Zucker, Hormonen und flüssigem Kunststoff. Vor dem Trocknen werden die Blüten darin eingetaucht, damit sie schwerer sind und besser aussehen. Brix ist gesundheitsschädlich, da der verbrannte und inhalierte Kunststoff die Lunge schädigt.
Risiko: Abhängigkeit
Eine weitere Gefahr ist die mögliche Abhängigkeit von der Droge. Im Vergleich zu chemischen Drogen wie Kokain oder Heroin macht Marihuana selten körperlich abhängig. Allerdings kann eine psychische Abhängigkeit entstehen. Wenn Konsumenten der Meinung sind, bestimmte Alltagssituationen oder -probleme ohne die "Dosis" Marihuana nicht mehr bewältigen zu können, kann dies ein erstes Anzeichen dafür sein.
Paranoia und Angstzustände
Beim Konsumieren von Marihuana kann es vorkommen, dass betroffene Personen eine Paranoia entwickeln. Das bedeutet, dass sie plötzlich misstrauisch gegenüber anderen werden, sich beobachtet oder verfolgt fühlen. Das kann so weit gehen, dass auch nach dem Rausch ein gewisses Misstrauen verbleibt, das meist nach und nach wieder ganz verschwindet.
Auch Angstzustände können eine negative Begleiterscheinung sein. Ob sie auftreten oder nicht, ist von Person zu Person verschieden. Auch vorherige Stimmung, Probleme und Sorgen können die Wirkung des Rauschs dahingehend negativ beeinflussen.
Die Debatte um eine Legalisierung: Darf man Gras jetzt rauchen?
Der Cannabis-Trend geht schon länger international Richtung Liberalisierung. In Ländern wie Kanada und Uruguay und US-Bundesstaaten wie Washington und Colorado ist der Eigenanbau, Konsum und teilweise auch der Verkauf von Cannabis bis zu einem bestimmten Level legal und unter staatlicher Kontrolle.
Nun zieht auch Deutschland mit der Legalisierung von Cannabis nach. Das Bundeskabinett in Berlin beschloss am Mittwoch den entsprechenden Gesetzentwurf von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Wann genau das Gesetz in Kraft treten wird, ist allerdings noch nicht klar. Das Bundesgesundheitsministerium schreibt auf seiner Website aber, dass das Cannabis-Gesetz Ende des Jahres 2023 in Kraft treten könnte. Bis dahin bleibt die Droge verboten, auch wenn der Besitz kleiner Mengen schon lange vielerorts gar nicht mehr strafrechtlich verfolgt wird.
Medizinisches Marihuanna schon heute legal
Durch die Legalisierung von Cannabis soll der unkontrollierte Handel auf dem Schwarzmarkt eingedämmt werden, verunreinigtes und gestrecktes Cannabis verringert und so ein besserer Schutz der Verbraucher sichergestellt werden.
Für Ärzte besteht allerdings schon jetzt in Deutschland in Ausnahmefällen die Möglichkeit, Patienten mit bestimmten Erkrankungen die THC-haltige Pflanze zu verschreiben.
In diesen Fällen kann Cannabis als therapeutisches Mittel verschrieben werden:
- Bei chronischen Schmerzen durch zum Beispiel Migräne oder Phantomschmerz
- Bei neurologischen Erkrankungen wie zum Beispiel Epilepsie oder Multipler Sklerose
- Bei psychiatrischen Erkrankungen wie Depressionen oder dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom
- Bei entzündlichen Erkrankungen wie Rheuma
- Bei Übelkeit durch Krankheiten wie Krebs oder HIV
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Leafly: Wissensportal für Cannabis als Medizin
- Europäischer Drogenbericht 2019
- CBD Ratgeber
- Hanfverband.de
- Kräuterpraxis.de
- Bundesministerium der Justiz und Verbraucherschutz: Betäubungsmittelgesetz