Kundenzufriedenheit Studie stellt VW, BMW, Mercedes und Audi schlechtes Zeugnis aus
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Geht es nach einer neuen amerikanischen Untersuchung, schneiden deutsche Autohersteller bei der Kundenzufriedenheit schlecht ab. Das steckt dahinter.
Halten deutsche Autos das, was sie versprechen? Wenn es nach der Zufriedenheit amerikanischer Kunden geht, offenbar nicht: In der renommierten "U.S. Vehicle Dependability Study" des Marktforschungsunternehmens J.D. Power unter 32 Marken liegen Audi, BMW, Mercedes oder VW allesamt weiter hinten. Besonders bitter: Audi belegt nur Platz 30, also den drittletzten Platz vor Lincoln und Land Rover.
In der Studie wurde erfasst, wie viele Mängel pro 100 Fahrzeuge des Modelljahrgangs gemeldet wurden. Dabei landete Lexus auf dem ersten Platz mit 133 Beanstandungen, gefolgt von Hyundai-Edelmarke Genesis (144) und Kia (152). Auf Platz 4 folgen Buick (159 Beanstandungen) und Chevrolet (162 Beanstandungen).
Beste deutsche Marke ist BMW auf Platz 15 mit 184 gemeldeten Mängeln auf 100 Autos und somit als einziger deutscher Hersteller über dem Durchschnitt von 186 Beanstandungen. Porsche liegt auf Platz 20 (208), Volkswagen auf Platz 24 (216), Mercedes auf Rang 27 (240 Beanstandungen).
Die zuverlässigsten Modelle
Die Gesamtwertung der Einzelmodelle führen Lexus RX und Toyota CH-R an.
In der Kompaktklasse liegt der Kia Forte vorn (nicht in Deutschland erhältlich), bei den kompakten Premiumfahrzeugen siegt der BMW 4er. Deutsche Technik ist auch im Mini Cooper verbaut, der die Klasse der kompakten sportlichen Fahrzeuge anführt – so schlecht schneiden die Deutschen also insgesamt doch nicht ab.
Andere Bewertungskriterien als nur die Pannenanfälligkeit
Woran liegt es, dass die deutschen Fabrikate deutlich schlechter abschneiden als noch 2012, als Porsche auf Platz 2 lag, Mercedes auf Platz 9 und BMW auf Platz 10?
Die Studie ist anders angelegt als beispielsweise die ADAC-Pannenstatistik in Deutschland (lesen Sie hier, welche Autos 2022 besonders gut und besonders schlecht abschnitten), die ausschließlich Liegenbleiber erfasst. J.D. Power erfasst auch die Zufriedenheit mit Assistenzsystemen, der Klimaanlage, dem Fahrerlebnis, dem Exterieur, Funktionen, Bedienelementen und Anzeigen, dem Infotainment-System, außerdem Innenraum, Antriebsstrang und Sitzen. 30.062 Besitzer eines Autos aus dem Baujahr 2020 wurden zu ihrer Gesamtzufriedenheit nach drei Jahren befragt.
Das waren die häufigsten Fehler
In dieser Zeit erlebten die Besitzer gehäuft Fehler mit der Starterbatterie, aber vor allem bei der eingebauten Technik: 49,9 von 100 Fahrzeugen hatten Probleme mit dem Infotainment, also der Spracherkennung, bei der Bedienung des Touchscreens, bei der Zufriedenheit mit der Handykopplung, sie erlebten Abstürze oder veraltete Karten – weit vor Problemen mit dem Exterieur, der zweitschlechtesten Kategorie. Sechs der Top-10-Probleme hatten mit dem Infotainment zu tun.
Und hier kommen die deutschen Hersteller ins Spiel: Der Bereich Software gehört erstens zu den Schwachpunkten im Vergleich zu Tesla und Co., das zeigte sich eklatant bei der Einführung des VW Golf 8 (lesen Sie mehr zu den Problemen). Zweitens wird die meiste Technik in Oberklassefahrzeugen verbaut, bevor die neuen Systeme ihren Weg in den Massenmarkt finden – und bekanntlich verkaufen BMW, Mercedes oder Audi hauptsächlich hochpreisige Fahrzeuge.
Diese enthalten Technik-Features, die sich dann als nicht ganz ausgereift oder für die Kunden als unpraktisch erweisen – und das wird bei dieser Form der Untersuchung zum Problem, da die Kunden von Premiumfahrzeugen auch mehr erwarten. Anders herum scheinen andere Premiummarken aus Japan (Lexus) oder Korea (Genesis) diesen Spagat zwischen Luxus, Fortschrittlichkeit und Zuverlässigkeit aktuell deutlich besser zu schaffen.
- jdpower.com: "Vehicle Dependability Improves Despite Continued Problems with Technology, J.D. Power Finds" (Englisch)
- handelsblatt.com: "Mercedes, BMW, Volkswagen fallen in US-Studie durch"
- tagesschau.de: "Deutsche Autos zu unzuverlässig?"