Abstimmung am Schliersee Hotel-Neubau zu groß: Bürger sagen Nein zu Projekt
News folgenEin Hotelneubau, gehobene Klasse, modern, groß – zu groß? Zu der Frage waren in dem oberbayerischen Urlaubsort Schliersee die Bürger an die Urnen gerufen.
In einem Bürgerentscheid haben die Bewohner des oberbayerischen Urlaubsorts Schliersee, rund eine Stunde entfernt von München, gegen den geplanten, umstrittenen Neubau des Hotels Schlierseer Hof gestimmt. Laut vorläufigen Ergebnissen vom Sonntag sprachen sich 2.115 Bürger dafür aus, dass die jetzige Größe des Bauobjekts nicht wesentlich überschritten werden soll, während 1.656 dagegen stimmten.
Die Eigentümer des traditionsreichen, aber inzwischen in die Jahre gekommenen Hotels möchten das Gebäude abreißen und einen größeren Neubau errichten. Sie argumentierten, eine Sanierung wäre teurer als der auf 55 Millionen Euro geschätzte Neubau.
Gegner unter dem Motto: "Schliersees Schönheit bewahren"
Die Gegner des Projekts hatten jedoch unter dem Motto "Schliersees Schönheit bewahren – kein Megahotel am See" eine Bürgerinitiative ins Leben gerufen und dazu rund 1.300 Unterschriften gesammelt – etwa doppelt so viele wie erforderlich. Sie kritisieren das geplante Gebäude, welches rund 90 Meter lang und knapp 24 Meter hoch sein soll, als überdimensioniert. Alexander von Schoeler, Pressesprecher der Initiative, betonte: "Wir wollen keine überdimensionierten Gebäude, die das Ortsbild zukünftig prägen und dadurch weitere Investorenwünsche wecken." Er fügte hinzu, dass sie stattdessen eine umfangreiche Renovierung oder einen maßvollen Neubau befürworten würden.
Der Gemeinderat hatte im Februar den Bürgerentscheid zugelassen. Der Ortshauptmann Franz Schnitzenbaumer (CSU) äußerte damals, dass es sinnvoll wäre, ein solch bedeutendes Projekt auf eine breite Basis zu stellen. Er hoffte darauf, dass ein neues gehobenes Hotel den Tourismus im Ort auch in der Nebensaison ankurbeln könnte.
Eigentümer: Keine Perspektive für weiteren Betrieb des Hotels
Die Eigentümer-Familie argumentierte, dass sie die Anzahl der Zimmer von 146 auf 116 reduziert hätten. Weniger würde sich finanziell nicht lohnen und keine Bankfinanzierung ermöglichen, so der Hotelier Marcel de Alwis. Sollten die Bürger gegen den Neubau stimmen, gäbe es seiner Meinung nach keine Perspektive für den weiteren Betrieb des Hotels. Man habe in den vergangenen Jahren das Hotel stetig renoviert, doch leider sei dies nicht mehr wettbewerbsfähig.
Das Schlierseer Hof hat eine lange Geschichte und wurde unter anderem als Drehort für die ZDF-Serie "Der Landarzt" genutzt. In den 1950er-Jahren erlebte das Haus seine Glanzzeit und beherbergte sogar prominente Gäste wie den Schauspieler Curd Jürgens.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
