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FC Bayern | Effenberg: Patrik Schick garantiert 25 Saisontore – Lewandowski-Ersatz?


Meinung
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Lewandowski-Nachfolger
Er garantiert dem FC Bayern 25 bis 30 Tore

MeinungEine Kolumne von Stefan Effenberg

Aktualisiert am 22.04.2022Lesedauer: 7 Min.
Patrik Schick hat für Bayer Leverkusen in 23 Bundesligaspielen in dieser Saison 20 Tore erzielt und ist für Stefan Effenberg (Kreis) ein Kandidat für Bayern.Vergrößern des Bildes
Patrik Schick hat für Bayer Leverkusen in 23 Bundesligaspielen in dieser Saison 20 Tore erzielt und ist für Stefan Effenberg (Kreis) ein Kandidat für Bayern. (Quelle: imago-images-bilder)

Bayern kann schon Meister werden, trotzdem steckt die Brisanz vor dem Topspiel gegen Dortmund weniger im Duell auf dem Platz, sondern vielmehr auf dem Transfermarkt.

Bayern gegen Dortmund, Erster gegen Zweiter: Das Duell am Samstagabend (ab 18.30 Uhr im Liveticker bei t-online) ist das große Highlight am 31. Spieltag. Es geht nicht mehr um die Deutsche Meisterschaft, weil die ohnehin der FC Bayern gewinnen wird, der bereits neun Punkte Vorsprung hat.

Und doch geht es um den Titel, weil Bayern ihn bereits in diesem Spiel und damit drei Spieltage vor Schluss gewinnen kann. Es wird der zehnte Titel in Folge. Was für eine Serie.

Eine besondere Brisanz birgt das Duell also nicht durch die sportliche Spannung.

Aufarbeitung läuft

Die entsteht vielmehr dadurch, dass beide Klubs am Ende einer extrem enttäuschenden Saison stehen und ihre Ziele definitiv nicht mehr erreichen werden. Dass beide zwar in der Liga im Soll sind, sich aber sowohl im DFB-Pokal als auch im Europacup blamiert haben. Dass bei beiden die Aufarbeitung läuft und in den nächsten Wochen viele Entscheidungen anstehen.

Dabei hat es offenbar ein Umdenken gegeben. Bayern und Dortmund werden beide an ihren Trainern Julian Nagelsmann und Marco Rose festhalten, so wie es auch Borussia Mönchengladbach mit Adi Hütter vorhat. Sie haben erkannt, dass es nicht immer am Trainer liegt, sondern sie sich vielmehr die Mannschaft genauer angucken müssen.

Aus meiner Sicht ist das die richtige Entscheidung. Auch wenn sie dazu führt, dass Bayern und Dortmund im Zuge eines Kaderumbaus ein turbulenter Sommer bevorsteht und sie teilweise sogar um die gleichen Spieler werben.

Das ging bei Niklas Süle los, der sich dann gegen eine Vertragsverlängerung bei Bayern und für einen Wechsel zum BVB entschieden hat. Auch Salzburg-Stürmer Karim Adeyemi war bei Bayern Thema, wird aber wohl nach Dortmund gehen. Abwehrspieler Nico Schlotterbeck vom SC Freiburg ebenfalls.

Werner und Schick

Nun buhlen offenbar beide Vereine um Leipzigs Mittelfeldspieler Konrad Laimer. Und: Beide brauchen womöglich schon in diesem, spätestens im kommenden Jahr einen neuen Torjäger. Da kommen Timo Werner von Chelsea und Patrik Schick von Leverkusen infrage. Gerade Schick hat eine hervorragende Entwicklung genommen und in dieser Saison bereits 20 Tore geschossen.

Ich behaupte, dass er ein guter Nachfolger für Lewandowski wäre und dem FC Bayern mit Zuspielen von Jamal Musiala, Kingsley Coman, Thomas Müller, Leroy Sané oder womöglich auch noch Serge Gnabry 25 bis 30 Saisontore in der Bundesliga garantiert.

Vor dem Aufeinandertreffen Bayern gegen Dortmund steht damit fest: Das Spiel ist wichtig und wird wesentliche Erkenntnisse liefern. Noch wichtiger wird wohl das Duell auf dem Transfermarkt, das damit insgesamt sechs Spieler betreffen könnte. Aber schauen wir uns die Mannschaften genauer an, so wie es auch die Verantwortlichen tun.

Wie groß wird der Umbruch von Borussia Dortmund?

Wahrscheinlich sehr groß. Axel Witsel wird den Verein verlassen, Torwart Roman Bürki und Torjäger Erling Haaland ebenfalls. Bis heute schweigt der Norweger zu seinen Plänen, obwohl Dortmund bereits im Januar um eine baldige Entscheidung gebeten hat. Vieles deutet darauf hin, dass er zu Manchester City wechselt. Das wäre ein logischer Schritt. Er hat sicher die Anlagen, dort eine Weltkarriere hinzulegen, wenn er in Zukunft verletzungsfrei bleibt. So ein Talent hat Europa noch nicht gesehen. Das große Problem war zuletzt, dass er verletzungsbedingt ungefähr die Hälfte der Spiele verpasst hat.

Was machen die bei Dortmund?

Die Abwehrspieler Manuel Akanji, Dan-Axel Zagadou, Marcel Schmelzer und der ausgeliehene Marin Pongracic sind wohl weg. Ebenfalls der ausgeliehene Reinier.

Die (teilweise ehemaligen) Nationalspieler Emre Can, Nico Schulz und auch Julian Brandt haben die Erwartungen über weite Strecken nicht erfüllt – auch hier ergibt ein Wechsel Sinn. Trotz der zuletzt aufsteigenden Form in der Liga.

Insgesamt gibt es schon einige Spieler, bei denen ich mich frage: Was machen die eigentlich bei Dortmund? Und dementsprechend müssen womöglich elf Spieler zu Recht die Borussia verlassen. Mancher leidet, das muss man nach dieser Saison sagen, an Selbstüberschätzung. Da muss der Verein reagieren.

Vier Toptalente beim BVB

Die größten Probleme hatte der BVB natürlich in der Abwehr, wo selbst Mats Hummels nur selten überzeugt hat.

Die Niederlagen waren teilweise heftig und der Frust entsprechend groß.

Ich würde aber mittlerweile nicht mehr alles negativ sehen. Trainer Marco Rose ist bereits dabei, langsam eine Mannschaft für die kommende Saison aufzubauen. Er hat zuletzt den erst 17-jährigen Tom Rothe beim 6:1 gegen den VfL Wolfsburg aufgestellt und damit gleich jemanden entdeckt, den er künftig als linken Verteidiger gut gebrauchen kann. Rothe traf sogar zum 1:0.

Auch die Jugendspieler Youssouffa Moukoko, Jamie Bynoe-Gittens und Lion Semic haben zuletzt ihre Einsatzzeiten in der ersten Mannschaft bekommen und durchaus gute Ansätze gezeigt. Ansonsten gehört Marius Wolf zu den wenigen Gewinnern der vergangenen Wochen und könnte damit eine Zukunft in Dortmund haben. Rose ist offenbar ein Fan von Wolf.

Kein Gefallen für Hummels und Reus

Thorgan Hazard oder Donyell Malen werden beweisen müssen, dass sie die Qualität haben, aber sicherlich eine neue Chance bekommen. Giovanni Reyna wünsche ich, dass er seine Verletzungen auskurieren und neu starten kann. Er hat zweifellos das Potenzial, beim BVB eine tolle Karriere hinzulegen.

Streng genommen gibt es bei Dortmund nach dieser Saison neben Reyna nur zwei Spieler, die über jeden Zweifel erhaben sind. Zum einen ist das Torwart Gregor Kobel, der ein guter Rückhalt ist. Zum anderen ist das Jude Bellingham, der sich mit seinen 19 Jahren schon zu einem Leader entwickelt hat.

Dementsprechend ist auch eine wichtige Frage: Was wird aus Hummels und Marco Reus, deren Verträge 2023 auslaufen – und bei denen sich beide Seiten Gedanken machen müssen?

Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass es in diesem Sommer bereits zur Trennung kommt – und dann wird natürlich die kommende Saison über die Zukunft entscheiden. Ich glaube nicht, dass die Verantwortlichen "Juhu" schreien, wenn die beiden langfristig bleiben wollen – und sie dürfen Hummels und Reus letztlich auch keinen Gefallen tun mit einer langfristigen Vertragsverlängerung.

Wahrscheinlich ergibt es sogar Sinn, umzudenken und künftig für Spieler in diesem Alter nur noch Ein-Jahres-Verträge zu vergeben, so wie das bei Bayern mittlerweile üblich ist. Damit schützt man sich auch finanziell, falls ein Spieler immer wieder mit Verletzungen zu tun hat. Und genau das ist ja bei Hummels und Reus der Fall.

Elf Spieler weg und einige auf Bewährung. Wie könnte die neue Dortmunder Mannschaft dann aussehen?

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BVB ist der optimale nächste Schritt

Süle kommt von Bayern, Schlotterbeck sehr wahrscheinlich vom Überraschungs-Pokalfinalisten SC Freiburg. Wenn der Transfer von Adeyemi gelingt, ist Dortmund künftig auch ohne Haaland gefährlich.

Dazu gibt es ein paar gute Transfer-Optionen. Ich bin weiterhin der Meinung, dass eine Rückkehr von Matthias Ginter von Borussia Mönchengladbach für alle Seiten sinnvoll wäre. Er kann nicht nur in der Innenverteidigung spielen, sondern genauso rechts hinten oder im defensiven Mittelfeld. Womöglich hilft auch der derzeit gehandelte Xaver Schlager vom VfL Wolfsburg. Und vielleicht sollte der BVB auch über Sheraldo Becker nachdenken, der Union Berlin gerade fast ins Pokalfinale geschossen hätte.

Für all diese Spieler wäre Dortmund ein exzellenter nächster Schritt und auch ein besserer als der zum FC Bayern.

Für mich ist Marcel Sabitzer ein gutes Beispiel dafür, dass ein Wechsel zum Rekordmeister falsch sein kann. Das ist ein hervorragender Fußballer, der Kapitän in Leipzig und dort sehr gut aufgehoben war. Für Bayern hat er nur ein einziges Spiel über die vollen 90 Minuten gemacht. Zuletzt saß er selbst gegen Augsburg auf der Bank.

Nagelsmann tut sich keinen Gefallen

Das ist für mich ein klares Zeichen, dass er es auch in der kommenden Saison schwer haben wird.

Umso mehr wundert es mich, dass Bayern Interesse an Konrad Laimer haben soll, dem nächsten ehemaligen Spieler von Trainer Julian Nagelsmann aus Leipzig. Laimer ist fußballerisch auf einer Stufe mit Sabitzer.

Nagelsmann tut sich sicherlich keinen Gefallen, wenn er in Namen dieser Kategorie denkt. Der FC Bayern sollte sich darum kümmern, echte Verstärkungen zu bekommen. Laimer wäre womöglich in Dortmund besser aufgehoben, wenn er denn überhaupt wechseln möchte.

Ich persönlich könnte das nicht verstehen, wenn er Titel holen möchte. Leipzig steht in dieser Saison im Pokalfinale gegen den SC Freiburg und kann sogar noch die Europa League gewinnen. Und was noch viel besser ist: Leipzig kann in der kommenden Saison im Rennen um die Deutsche Meisterschaft der lang ersehnte Konkurrent für Bayern werden.

Gewaltige Gefahr für Bayern

Wenn mit Christopher Nkunku der beste Spieler bleibt, so wie es Klubboss Oliver Mintzlaff versprochen hat – und wenn auch darüber hinaus die wichtigsten Spieler bleiben –, dann wird diese Mannschaft noch besser, als sie es jetzt schon ist. Dann gehen junge Spieler wie Josko Gvardiol oder Mohamed Simakan bereits in ihre zweite Saison, haben sich an die Bundesliga gewöhnt und können den nächsten Schritt machen. Dann ist alles drin.

Und gerade für die Entwicklung von Nkunku wäre ein Verbleib genau richtig. Ich muss da immer an das Beispiel von Stürmer Luka Jovic denken, der sich in Frankfurt so hervorragend entwickelt hat – dann aber einem verlockenden Angebot von Real Madrid erlegen ist und seitdem dort auf der Bank sitzt. Das muss eine Warnung für Nkunku sein.

Ich bin mir sicher: Da kommt mit Leipzig eine gewaltige Gefahr auf Bayern zu, die die Münchner in den nächsten Jahren einige Titel kosten kann. Die Voraussetzungen sind da, dass RB langfristig die neue Nummer zwei im deutschen Fußball sein kann. Und damit auch der Langeweile im Meisterkampf ein Ende bereiten wird.

Zumal auch der FC Bayern womöglich vor gravierenden Änderungen im Kader steht. Doch wie groß wird der Umbruch in München sein?

Zweifel an Nagelsmann-Wünschen

Nagelsmann hat zumindest einige Änderungen angekündigt. Und sicherlich werden ein paar Spieler wie Bouna Sarr, Sabitzer oder Omar Richards ausgetauscht. Ich gehe dennoch weiterhin davon aus, dass der Kern und die wichtigsten Spieler bleiben, dass beispielsweise Thomas Müller und Manuel Neuer nun verlängern, wenn auch nur um ein Jahr. Bei Serge Gnabry und Robert Lewandowski steht hinter einer Zukunft bei Bayern natürlich ein dickes Fragezeichen.

Von diesen Personalien hängt sicherlich ab, wie Bayern reagieren muss, wie sie in die kommende Saison gehen und ob es womöglich dauert, bis sie ins Laufen kommen.

Ich wäre nach dem ersten Jahr mit Nagelsmann vorsichtig, ihm nun jeden Wunsch zu erfüllen wie zum Beispiel den nach Laimer. Natürlich dürfen viele große Trainer sich ihren Kader nach ihren Vorstellungen zusammenstellen – auf der anderen Seite sind Zweifel angebracht, nachdem das beispielsweise mit Sabitzer eben bisher nicht geklappt hat.

Sabitzer kann den richtigen Schritt nun zumindest noch nachholen und in diesem Sommer nach Dortmund gehen.

Am Ende könnte ein großer Umbruch bei Borussia Dortmund anstehen, ein kleiner beim FC Bayern und überhaupt keiner in Leipzig.

Das könnte dazu führen, dass es in der Bundesliga endlich wieder spannend wird und sich die Spitze des deutschen Fußballs tatsächlich neu ordnet. Viel hängt nun von der Kaderplanung ab und entsprechend auch von dem Duell zwischen Bayern und Dortmund auf dem Transfermarkt.

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
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