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Ist eine Szintigrafie gefährlich? Nebenwirkungen und Ablauf


Anwendung, Ablauf, Nebenwirkungen
Was bei einer Szintigrafie passiert

mp , Nica Trappe

Aktualisiert am 07.03.2024Lesedauer: 5 Min.
Arzt erklärt einer Patientin etwas am Tablet.Vergrößern des Bildes
Mit einer Szintigrafie können Stoffwechselprozesse in Geweben dargestellt werden. (Quelle: Nomad/getty-images-bilder)

Mit einer Szintigrafie lässt sich sichtbar machen, wie sich das Gewebe in bestimmten Organen verhält. Wann sie zum Einsatz kommt und wie sie abläuft.

Bei einer Szintigrafie erhält die Untersuchungsperson eine kleine Menge radioaktiv markierter Teilchen (sog. Radionuklide) entweder über eine Spritze in die Vene oder manchmal auch in Form von Tabletten.

Je nach untersuchtem Gewebe verwendet die Ärztin oder der Arzt dafür ein leicht radioaktives Arzneimittel (Radiopharmakon), das sich in diesen Gewebezellen besonders gut anreichert beziehungsweise ablagert. Fachleute bezeichnen diese Substanz als Tracer (von engl. trace = Spur). Die Tracer-Substanz sendet für einige Stunden eine langwellige Gammastrahlung aus, die sich mit einer speziellen Gammakamera aufnehmen lässt.

Das so entstehende Bild heißt Szintigramm. Es zeigt, wie hoch die Stoffwechselaktivität in dem entsprechenden Gewebe ist und wie stark es durchblutet wird. Daraus kann die Ärztin oder der Arzt Rückschlüsse auf krankhafte Veränderungen ziehen, zum Beispiel Entzündungen oder Tumoren in der untersuchten Körperstruktur.

Anders als bei der Computertomografie (CT) oder bei der Magnetresonanztomografie (MRT) müssen Sie für eine Szintigrafie nicht "in die Röhre". Dafür kann es sein, dass Sie nach der Injektion der Tracer-Substanz einige Minuten bis Stunden warten müssen, bis diese sich im jeweiligen Gewebe angereichert hat.

Warum wird eine Szintigrafie durchgeführt?

Eine Szintigrafie kann aus verschiedenen Gründen sinnvoll sein. Organe und Strukturen lassen sich zwar auch mit anderen bildgebenden Verfahren gut sichtbar machen, etwa mithilfe von Röntgen oder Ultraschall. Diese halten jedoch nicht die dynamischen Stoffwechselprozesse fest, die sich im Körper abspielen. So sind zum Beispiel bei Entzündungsprozessen im Skelett nicht immer strukturelle Veränderungen im Röntgenbild sichtbar – eine Szintigrafie kann diese aber aufdecken.

Grundsätzlich ist eine Szintigrafie für verschiedene Organe und Strukturen möglich. Am gängigsten sind Aufnahmen

  • der Schilddrüse, um zum Beispiel eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) oder Tumoren aufzudecken
  • der Knochen und Gelenke, um beispielsweise rheumatische Prozesse und Knochenmetastasen bei Krebserkrankungen darzustellen
  • des Herzmuskels, unter anderem bei Verdacht auf eine koronare Herzkrankheit
  • der Lunge, etwa bei der Diagnostik einer Lungenembolie
  • anderer innerer Organe, wie bei verschiedenen Funktionsstörungen der Leber, Niere oder Milz

Wann ist eine Schilddrüsenszintigrafie notwendig?

Die Schilddrüsenszintigrafie gehört zu den häufigsten Untersuchungsverfahren in der Nuklearmedizin. Sie wird zum Beispiel eingesetzt, wenn bei einer Ultraschalluntersuchung eine Vergrößerung oder knotige Veränderungen der Schilddrüse aufgefallen sind. Meist erhalten Sie die Tracer-Substanz – in dem Fall 99mTechnetium-Pertechnetat (PTT) oder Jodid mit 123Jod – als Spritze in die Armvene. Diese Stoffe ähneln klassischem Jod, sodass sie sich in der Schilddrüse anreichern. Diese nutzt sie für die Produktion von Schilddrüsenhormonen.

Etwa 15 Minuten nach der Injektion kann die Gammakamera die Stoffwechselprozesse in der Schilddrüse optimal darstellen. Anhand des Szintigramms erkennen Nuklearmedizinerinnen und -mediziner zum Beispiel sogenannte "heiße" und "kalte Knoten". Das sind zumeist gutartige Tumoren in der Schilddrüse, deren Zellen jeweils unterschiedlich viel Jod aufnehmen. Sie sind entweder übermäßig ("heißer Knoten") oder vermindert ("kalter Knoten") aktiv. Zusätzlich misst die Ärztin oder der Arzt bei der Untersuchung, wie viel der verabreichten Menge des Radionuklids die Schilddrüse tatsächlich aufnimmt und verarbeitet ("Uptake").

Was zeigt ein Szintigramm an?

Das Szintigramm ist das Ergebnis der Szintigrafie: das Bild, das die Gammakamera aufzeichnet. Hier wird sichtbar, was passiert, wenn die radioaktive Substanz – der Tracer – sich im Körper verteilt und im jeweiligen Gewebe anreichert.

Je nachdem, wie viel Strahlung ein bestimmtes Gebiet abgibt, erscheint es in unterschiedlichen Farben: blau und violett stehen für eine geringe, gelb und rot für eine hohe Aktivität. Daher kommt auch die Bezeichnung der "heißen" und "kalten" Knoten bei der Schilddrüsenszintigrafie. Sie unterscheiden sich nicht tatsächlich in ihrer Temperatur, zeigen sich aber aufgrund ihrer unterschiedlichen Stoffwechselaktivität in warmen beziehungsweise kalten Farben im Szintigramm. Auch Entzündungen erscheinen rot, abgestorbenes Gewebe eher blau.

Auch der Weg, den die Tracer-Substanz nimmt, kann für die Diagnostik bestimmter Erkrankungen aufschlussreich sein. So wählt die Fachperson für eine Nierenszintigrafie als Tracer eine Substanz, die über die Niere wieder ausgeschieden wird. Neben der Nierenfunktion an sich kann sie anhand des Szintigramms beurteilen, ob der Abfluss des Urins in die Blase gestört ist. Mithilfe einer Myokardszintigrafie – also einer Darstellung der Tracer-Substanz im Herzmuskel – kann die Ärztin oder der Arzt sich ein Bild von der Durchblutung des Herzmuskels machen.

Wie lang dauert eine Szintigrafie?

Wie lang eine Szintigrafie dauert, hängt vom untersuchten Gewebe und der damit zusammenhängenden Fragestellung ab. Nachdem die Ärztin oder der Arzt Ihnen die radioaktive Substanz verabreicht hat, gibt es zunächst eine Wartezeit, bis sie sich optimal im Gewebe angereichert hat. Diese kann zwischen 15 Minuten (bei der Schilddrüsenszintigrafie) und drei Stunden (bei der Skelettszintigrafie) liegen. Bei Untersuchungen mit längeren Wartezeiten können Sie meist auch spazieren gehen oder noch einmal nach Hause fahren.

Wichtiger Hinweis

Manche Arzneimittel beziehungsweise Wirkstoffe können das Szintigramm beeinflussen. Es ist in einigen Fällen daher notwendig, dass Sie Medikamente für eine gewisse Zeit absetzen müssen. Dies ist zum Beispiel bei einer Schilddrüsenszintigrafie und Präparaten der Fall, die Schilddrüsenhormone enthalten. Klären Sie daher im Vorfeld der Untersuchung mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, ob und für wie lange Sie gegebenenfalls Medikamente absetzen sollten.

Auch die Untersuchung selbst dauert unterschiedlich lang. Bei einer Schilddrüsenszintigrafie lassen sich in der Regel innerhalb von zehn Minuten alle notwendigen Aufnahmen anfertigen, bei einer Szintigrafie des Skeletts oder des Herzens kann dies auch eine bis zwei Stunden dauern. Meist liegen Sie in der Zeit ruhig auf einer Liege. Manche Szintigramme werden auch im Sitzen angefertigt. In der Regel wird das Fachpersonal Sie bitten, metallische Gegenstände wie Gürtelschnallen, Spangen oder Münzgeld in den Taschen vor der Untersuchung abzulegen, damit sie auf den Bildern nicht stören.

Ist eine Szintigrafie gefährlich?

Viele Menschen beunruhigt der Gedanke, dass während der Untersuchung eine radioaktive Substanz durch ihre Venen fließt und haben Sorge, dass die Szintigrafie gefährlich ist. Jedoch verwenden die Fachärztinnen und -ärzte in der Nuklearmedizin heute ausschließlich schwach strahlende Radionuklide mit einer kurzen Halbwertszeit. Die Strahlenbelastung ist in etwa vergleichbar mit jener bei einer Röntgenuntersuchung. Manchmal verursacht die Tracer-Substanz leichte Nebenwirkungen wie ein Hitzegefühl oder einen metallischen Geschmack im Mund. Anders als zum Beispiel bei Röntgenkontrastmitteln sind allerdings keine allergischen Reaktionen zu befürchten.

Es ist dennoch ratsam, dass Sie im Vorgespräch erwähnen, ob Sie schwanger sind oder stillen. Um das ungeborene Kind vor der Strahlenbelastung zu schützen, kommt eine Szintigrafie bei schwangeren Frauen nur in Ausnahmefällen zum Einsatz. Wenn Sie stillen, kann es sein, dass die Ärztin oder der Arzt für die Zeit nach der Untersuchung zu einer kurzfristigen Stillpause rät.

Nach der Szintigrafie: Wie lange ist man radioaktiv?

Direkt nach einer Szintigrafie geht von Ihnen eine schwache radioaktive Strahlung aus. Je nach Art und Menge der Tracer-Substanz hat der Körper diese meist innerhalb weniger Stunden – spätestens nach 24 Stunden – vollständig abgebaut. Da die Radionuklide in der Regel über die Niere ausgeschieden werden, können Sie den Prozess unterstützen, indem Sie viel Wasser trinken.

Für die Menschen in Ihrer Umgebung ist Strahlung, die von Ihnen ausgeht, in den meisten Fällen nicht gefährlich. Aus Sicherheitsgründen raten Nuklearmedizinerinnen und -mediziner jedoch dazu, ein bis zwei Stunden nach der Szintigrafie auf engen körperlichen Kontakt zu Schwangeren, Babys und Kleinkindern zu verzichten.

Wie oft darf man eine Szintigrafie machen?

Im Prinzip lässt sich eine Szintigrafie auch wiederholen. Das Verfahren eignet sich jedoch nicht, um Krankheitsverläufe engmaschig zu kontrollieren. Fachleute raten dazu, zwischen zwei Szintigrafien mindestens drei Monate zeitlichen Abstand zu lassen, um die entstehende Strahlenbelastung gering zu halten.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • "Schilddrüsenknoten". Online-Information der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE): www.endokrinologie.net (Abrufdatum: 7.2.2022)
  • "Antworten auf wichtige Fragen". Online-Information des Berufsverbands Deutscher Nuklearmediziner e.V. (BDN): www.berufsverband.nuklearmedizin.de (Abrufdatum: 4.2.2022)
  • Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin e.V. (DGN): "Schilddrüsenszintigrafie". AWMF-Leitlinien-Register Nr. 031 – 011 (Stand: Oktober 2019)
  • Van den Wyngaert, T. et al.: "The EANM practice guidelines for bone scintigraphy". Eur J Nucl Med Mol Imaging. 2016;43(9):1723-38
  • Parker JA, et al.: "SNM Practice Guideline for Lung Scintigraphy 4.0". J Nucl Med Technol. 2012;40(1):57-65
  • Kauffmann, G., et al.: "Radiologie". Elsevier 2011
  • Kuwert, T,. et al.: "Nuklearmedizin". Thieme 2008
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