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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Faktencheck Lässt sich das Nagelwachstum beschleunigen?
Ob brüchig, fleckig oder eingerissen: Über die Ursachen ungepflegter Nägel wird viel spekuliert. Wir haben fünf Nagelmythen einem Faktencheck unterzogen.
Nägel können aus verschiedenen Gründen splittern oder plötzlich Flecken aufzeigen. Veränderungen an Nägeln können harmlos sein, ein Anzeichen für Nährstoffmängel oder auch für eine Erkrankung. Bis ein neuer Nagel nachgewachsen ist, braucht es Geduld. Gerade einmal drei Millimeter wachsen Fingernägel im Schnitt im Monat – und sind dabei noch ziemlich störanfällig. Fünf Nagel-Mythen auf dem Prüfstand.
Mythos 1: Fußnägel wachsen langsamer
Ja, es stimmt: Die Fußnägel wachsen langsamer als die Fingernägel. Während die Fingernägel 0,5 bis 1,2 Millimeter pro Woche wachsen – der Mittelfinger wächst immer etwas rascher als die anderen – legen die Fußnägel pro Woche 0,2 bis 0,5 Millimeter zu.
Sie wachsen langsamer, weil sie dicker sind und die Durchblutung an den Füßen etwas schlechter ist, aber auch, weil sie weniger UV-Licht abbekommen. Während sich ein Fingernagel nach etwa sechs Monaten erneuert hat, braucht ein Fußnagel etwa ein Jahr. Und, was viele nicht wissen: Tagsüber wachsen die Nägel schneller in der Nacht und im Sommer schneller als im Winter.
"Bei jungen Menschen wachsen die Nägel zudem rascher als bei älteren Menschen. Das liegt daran, dass Erneuerungsprozesse im Alter langsamer ablaufen als in jungen Jahren und auch die Durchblutung schlechter wird", erklärt Dr. Ellen Meyer-Rogge, Hautärztin in Karlsruhe und Mitglied im Berufsverband der Deutschen Dermatologen e. V. (BVDD).
So sind Nägel aufgebaut
Nägel werden von Hautzellen gebildet. Der aus harter Hornsubstanz (Keratin) bestehende Nagel wird als Nagelplatte bezeichnet. Sie ist mit dem Nagelbett verwachsen. Links und rechts ist die Nagelplatte vom Nagelwall umgeben, den Hautkanten die den Nagel einfassen. Dort, wo der Nagel geschützt durch die dünne Nagelhaut aus dem Finger beziehungsweise Fußzeh wächst, ist der Nagelfalz. Die Hauttasche, die mit dem Nagelfalz verbunden ist, ist die Matrix. Dort bildet sich die neue Hornsubstanz. Sie lagert sich an die Nagelplatte an und schiebt den Nagel langsam nach vorne. Ein Teil der Matrix ist als weißer Halbmond am Nagelfalz sichtbar.
Mythos 2: Das Nagelwachstum lässt sich beschleunigen
Im Durchschnitt drei Millimeter im Monat – so viel wachsen die Nägel. Mehr lässt sich auch mit der besten Nagelpflege nicht erreichen. Wie schnell Nägel wachsen, ist zum großen Teil genetisch festgelegt.
Bestimmte Erkrankungen können auf das Nagelwachstum Einfluss nehmen. So wachsen bei Schuppenflechte (Psoriasis) die Nägel schneller, da die Zellerneuerung stark beschleunigt ist. Ekzeme und Entzündungen wie sie beispielsweise bei Neurodermitis auftreten, können das Nagelwachstum verlangsamen. Nagelpilz, Herzerkrankungen und Lungenkrankheiten können ebenfalls das Nagelwachstum stören.
Frau Dr. Ellen Meyer-Rogge ist Hautärztin in Karlsruhe und Mitglied im Berufsverband der Deutschen Dermatologen e. V. (BVDD). Der Schwerpunkt der Fachärztin liegt auf der ästhetischen Dermatologie: Sie kombiniert Dermatologie und kosmetische Medizin, insbesondere unter dem Aspekt des modernen Anti-Aging von innen und von außen.
Mythos 3: Gesunde Ernährung macht schöne Nägel
Eine gesunde Ernährung kann ein normales Nagelwachstum unterstützen. Ein plötzliches Längenwachstum kann man aber auch mit der Ernährung nicht herbeizaubern. Dafür kann eine ausgewogene, vollwertige Ernährung die Stabilität der Nägel unterstützen. "Es gibt nicht den einen Nährstoff, welcher die Nägel gesund und kräftig wachsen lässt", sagt Meyer-Rogge.
"Es kommt auf eine allgemein gute Nährstoffversorgung an. Ist der Körper mit Nährstoffen wie Vitaminen, etwa Vitamin A, Vitamin C, Biotin und Folsäure, sowie Mineralstoffen wie Eisen, Zink und Kalzium gut versorgt, unterstützt dies das Nagelwachstum.
Auch Eiweiß ist für das Nagelwachstum wichtig. Bei einer Mangelernährung hingegen, etwa verursacht durch eine Essstörung wie Magersucht, sind auch die Fingernägel meist weich und brüchig und das Nagelwachstum ist stark verlangsamt."
Mythos 4: Weiße Flecken auf den Nägeln deuten auf Kalziummangel hin
Dass weiße Flecken auf den Nägeln auf einen Kalziummangel hindeuten, ist längst widerlegt. In den meisten Fällen sind die weißen Flecken auf den Nägeln auf kleine Verletzungen im Bereich der Nagelfalz, der Nagelhaut oder der Nagelmatrix zurückzuführen.
Das kann beispielsweise bei der Maniküre passieren, wenn die Nagelhaut verletzt oder zu stark zurückgeschoben wird. "In Folge wachsen die Hornschichten nicht mehr richtig zusammen. Es können Hohlräume und Lufteinschlüsse entstehen, die sich als weiße Verfärbungen auf dem Nagel zeigen", sagt Meyer-Rogge.
Mythos 5: Krankheiten kann man an den Nägeln erkennen
Es ist wahr, Nagelveränderungen können auf eine Erkrankung hindeuten. Dann sind die Nagelveränderungen in der Regel mit weiteren Symptomen verbunden. So können brüchige Nägel in Kombination mit Müdigkeit und Erschöpfung, trockener Haut sowie Einrissen in den Mundwinkeln auf einen Eisenmangel/ Blutarmut hindeuten.
Hinweis auf eine Schilddrüsenunterfunktion können brüchige Fingernägel zusammen mit Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, trockener Haut, Haarausfall, Gewichtszunahme, Frieren und Verstopfung geben. Auch die Rheumatoide Arthritis, die häufigste chronisch-entzündliche rheumatische Gelenkerkrankung, kann Nagelwuchsstörungen und brüchige Fingernägel verursachen.
"Wer plötzlich brüchige, splitternde Nägel oder andere Nagelveränderungen bei sich bemerkt, sollte zu einem Arzt gehen. Der Blick auf den Nagel verrät oftmals schon, ob ein Nagelpilz oder eine Hauterkrankung ursächlich ist. Eine Blutuntersuchung kann bei der Diagnose eines Nährstoffmangels unterstützen und Stoffwechselveränderungen und bestimmte Krankheiten erkennen helfen", so Meyer-Rogge.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- gesundheitsinformation.de: "Wie sind die Nägel aufgebaut?" Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 3. November 2021)
- gesundheitsinformation.de: "Nagelpilz" Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 16. November 2022)
- gesundheitsinformation.de: "Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)" Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 2. Juli 2021)
- gesundheit.gv.at: "Rheumatoide Arthritis: Symptome & Diagnose". Online-Information des Öffentlichen Gesundheitsportals Österreich. (Stand: 15. August 2019)
- gesund.bund.de: "Neurodermitis". Online-Information des Bundesministeriums für Gesundheit. (Stand: 18. März 2021)
- gesund.bund.de: "Schuppenflechte (Psoriasis)". Online-Information des Bundesministeriums für Gesundheit. (Stand: 23. Juni 2021)