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Ex-Juror über Dieter Bohlen: "Das von Hyaluron vollgespritzte Altersgesicht von DSDS"


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Ex-DSDS-Juror mahnt
"Dieter, jetzt ist gut!"

InterviewVon Nicole Morgenstern

Aktualisiert am 14.07.2022Lesedauer: 4 Min.
Dieter Bohlen: Der Künstler kehrt wieder zu DSDS zurück.Vergrößern des Bildes
Dieter Bohlen: Der Künstler kehrt wieder zu DSDS zurück. (Quelle: IMAGO / Eventpress)

DSDS wird nach 20 Jahren abgesetzt. Wie einer über Dieter Bohlen denkt, der neben ihm in der Jury saß.

Der Schock sitzt tief bei den Fans und potenziellen Superstars. Freute man sich gestern noch über Bohlens Rückkehr zu DSDS, herrscht heute Trauerstimmung. Nach der 20. Staffel endet ein erfolgreiches Format, das die besten Jahre hinter sich hat.

Mit Dieter Bohlen begann der Erfolg. Letztes Jahr musste er gehen. Nun darf er wieder mit dabei sein. Mega! Der Musikproduzent aus Tötensen hat sich seinen Jury-Stuhl zurückerobert. Einer, der 2008 neben Bohlen in der DSDS-Jury saß, ist Fanta-4-Manager Andreas "Bär" Läsker. Im Gespräch mit t-online erzählt der 58-Jährige, wie er zum DSDS-Aus und Comeback von Dieter Bohlen steht.

t-online: Herr Läsker, welche Meinung haben Sie als ehemaliger Juror zur Absetzung der Castingshow?

Andreas Läsker: Ich persönlich finde es gut, dass DSDS eingestellt wird. In den letzten Jahren wurde das Format immer mehr zu einem Boulevard-Ding. Am Anfang war es für RTL-Verhältnisse noch ganz seriös. Der Fokus lag damals mehr auf Musik und Talent. Aber das ist schon länger vorbei. Die Kandidaten werden vermehrt vorgeführt. Die skurrilsten von ihnen rausgesucht, mit denen man die Schadenfreude des Volkes schürt. Bevor Bohlen gehen musste, wurde die Sendung immer mehr von ihm gesteuert. Wenn Dieter gesagt hat, wir machen das so, dann wurde es auch so gemacht.

Trotzdem musste er letztes Jahr das Format verlassen.

RTL hat wahrscheinlich gemerkt, dass der Punkt da war, wo es zu viel wurde. Dieter verfolgt ja immer nur seine eigenen Interessen, zieht seine Fäden im Hintergrund. Da war der Sender wahrscheinlich irgendwann genervt, weil sie ihren Griff aufs eigene Format verloren hatten. Also musste Bohlen gehen.

Nun setzt man Bohlen doch wieder zurück auf den Jury-Stuhl.

Weil das Format wohl Quote braucht. Du kannst die Menschen ja nicht jahrelang in die Verblödung treiben, aber dann auf einmal sagen: "Oh, die wollen ja gar nichts Blödes." Die Leute wollen auch in der "Bild"-Zeitung kernige Sprüche lesen, die in große, fetten, schwarzen Buchstaben gedruckt sind. Und wenn RTL jetzt die letzte Staffel plant, dann ist das halt "the final countdown". Da ist es für mich mehr als logisch, dass der Sender Bohlen zum Abgesang von DSDS zurückholt. Macht Sinn.

Also ist Dieter Bohlen auch ein bisschen das Gesicht von DSDS?

Was heißt ein bisschen. Er ist das Gesicht des Formates! Aber er ist halt auch das von Hyaluron vollgespritzte Altersgesicht von DSDS. Aber irgendwann ist halt vorbei. Ich würde sagen: "Dieter, jetzt ist gut."

Würden Sie auch sagen, 20 Jahre DSDS ist genug?

Ja, definitiv!

Ist DSDS denn wirklich eine Show für potenzielle Superstars?

In erster Linie ist eine Castingshow dazu da, um Werbung zu verkaufen und dem Sender Geld einzuspielen. Da werden weder "die Stimmen aus Deutschland", noch Superstars geboren. Das ist Quatsch. Aber einige Kandidaten haben es immerhin geschafft, erfolgreich ihren Weg zu gehen. In meiner Staffel von 2008 hat Thomas Godoj gewonnen. Er war damals Hartz-4-Empfänger und konnte nach seinem Sieg von der Musik leben. Das ist bis heute so geblieben. Oder Alexander Klaws. Er ist schon lange ein sehr erfolgreicher Musicaldarsteller. Beatrice Egli ist auch gut im Geschäft. Mark Medlock hingegen ist nie wieder aus der Versenkung herausgekommen. Andere DSDS-Teilnehmer sind nachher genauso unbekannt geblieben, wie sie es vorher schon waren.

Sie waren 2008 in der fünften Staffel mit in der Jury. Was war Ihre Motivation, bei dem Format mitzuwirken?

Ich fand es aus purem Eigeninteresse spannend. Bereits Mitte der Achtzigerjahre habe ich als DJ recht erfolgreich vor 2000 Leuten aufgelegt. Aber ich hatte immer extremes Lampenfieber. Für mich war DSDS ein Experiment, ob ich die Liveshows packe. Die Aufzeichnungen waren kein Ding. Doch ich wollte wissen, ob ich in der Lage bin, vor 7,5 Millionen Zuschauern am Abend zu performen. Und das habe ich hingekriegt. Es war für mich ein ganz, ganz großer Schritt. Seitdem habe ich meine Kameraangst komplett überwunden. Außerdem wurde es auch gut bezahlt. Und aufgrund der Popularität, die man mit so einem Format erlangt, hat es mir natürlich im Nachgang jede Menge Türen geöffnet.

Was war vor 14 Jahren anders?

Es war natürlich auch damals schon RTL-Boulevard. Aber es lag – wie bereits erwähnt – mehr der Fokus auf Musik und Talent. Es war spannend. Der Zuschauer konnte noch was erwarten. Heute weiß man doch von vornherein, wie es läuft.

Und wie haben Sie sich mit Bohlen verstanden?

Wir sind im Großen und Ganzen gut miteinander klargekommen. Ich habe mich halt ziemlich schnell abgesetzt, indem ich sagte, dass Thomas Godoj ein "fucking Rockstar" ist. Das hat sehr schnell dazu geführt, dass die Nummer eigentlich klar war, dass Godoj auf jeden Fall ins Finale kommt. Insofern war es für Dieter eine verlorene Staffel. Da er keine Ahnung von Rock hat, wusste er, es ist nichts, was er produzieren kann. Kein Rockmusiker würde sich von Bohlen produzieren lassen. Deswegen war ich auch nach nur einer Staffel raus. Die Produktion ist sehr zeitaufwendig, deshalb habe ich dem auch nicht nachgetrauert. Außerdem duldet ein Dieter Bohlen keine anderen Götter neben sich.

Verwendete Quellen
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