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Krebs-Impfung: Biontech startet bald klinische Studien an Patienten


Biontech will Versprechen einhalten
Krebsimpfungen sollen schon in diesem Jahr beginnen


Aktualisiert am 20.02.2023Lesedauer: 3 Min.
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Impfung (Symbolbild): Die mRNA-Technologie gilt in der Krebstherapie als neue Hoffnung.Vergrößern des Bildes
Impfung als Hoffnungsträger (Symbolbild): Die mRNA-Technologie gilt in der Krebstherapie als neue Hoffnung. (Quelle: manaemedia via www.imago-images.de)

Die mRNA-Impfstoffe sollen jetzt auch gegen Krebs eingesetzt und damit auch im großen Stil an Menschen getestet werden. Das ist der Stand.

Vor sechs Wochen hatte t-online darüber berichtet, nun soll es schnell gehen: Um seine Krebsimpfungen auf mRNA-Basis auf den Markt bringen zu können, will Biontech schon dieses Jahr mit den in Großbritannien vereinbarten klinischen Studien an Tausenden Patienten beginnen. Dazu würden derzeit Impfstoffkandidaten, Krebsarten und Standorte ausgewählt, heißt es in einem Bericht des Magazins "Spiegel".

Das Mainzer Pharmaunternehmen wolle das Verfahren gemeinsam mit seinen britischen Partnern zum Behandlungsalltag machen. "Wir glauben, dass dies in größerem Umfang für Patienten vor 2030 möglich sein wird", sagte Konzernchef Uğur Şahin dem Nachrichtenmagazin.

Aber was hat es mit den sogenannten mRNA-Impfstoffen überhaupt auf sich? Und welche Studie hat schon funktioniert?

Die Entwicklung der mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19 gilt als die Erfolgsgeschichte der Corona-Pandemie. Weltweit kamen die Vakzine von Biontech und Moderna über zwei Milliarden Mal zum Einsatz – und verhinderten millionenfach Leiden und Sterben.

Ursprünglich aber waren beide Unternehmen gegründet worden, um Krebstherapien zu entwickeln. Und nun zeigen sich auch hier enorme Fortschritte. So ist die Technik zur Herstellung verschiedener mRNA-Impfstoffe laut Şahin schon weit vorangeschritten. "2014 haben wir drei bis sechs Monate gebraucht, um einen individualisierten Krebsimpfstoff herzustellen, aktuell sind wir bei vier bis sechs Wochen", sagte der Firmengründer. Ziel sei es, deutlich unter vier Wochen zu kommen.

Steckbrief zur Ergreifung von Krebszellen

Weltweit verfolgen Biotech-Unternehmen den Ansatz eines auf den einzelnen Patienten zugeschnittenen Impfstoffes, der die Krebstherapie revolutionieren könnte. Die Mainzer hatten im Januar einen besonderen Deal gemacht: Großbritannien will die Forschung an den maßgeschneiderten Impfstoffen beschleunigen und schloss dazu eine Partnerschaft mit der deutschen Firma. Das Ziel: Bis 2030 soll etwa 10.000 Patienten die personalisierte Behandlung angeboten werden. Geforscht wird unter anderem an Vakzinen gegen Haut-, Bauchspeicheldrüsen- und Darmkrebs. Mehr dazu finden Sie hier.

Biontech-Mitbegründerin Özlem Türeci fasste den Ansatz gegenüber der BBC so zusammen: "Es ist, als würde man ein Kopfgeld aussetzen oder einen Steckbrief aufhängen, was den Körper alarmiert, auf der Hut zu sein und zu kämpfen."

Dem "Spiegel" sagte Türeci jetzt, dass einige der hergestellten mRNA-Krebsimpfstoffe Hinweise auf klinische Aktivität zeigten. Das bedeutet, dass das Immunsystem aktiviert werde, "sodass bei einem Teil der Patienten der Krebs sichtbar kleiner wird oder verschwindet und Rückfälle seltener auftreten".

Studie zeigt Erfolg

Dass die Technologie funktionieren kann, zeigt auch eine Studie des Biontech-Konkurrenten Moderna. Das Unternehmen meldete im Dezember das Ergebnis einer klinischen Erprobung eines Impfstoffes gegen Hautkrebs am Menschen. 157 Probanden nahmen an der Studie teil. Alle waren zuvor an einem Melanom erkrankt – also an schwarzem Hautkrebs, der als die gefährlichste Form aller Hautkrebserkrankungen gilt. Die Studienteilnehmer befanden sich bereits in einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung mit einem Befall der Lymphknoten. Nach der operativen Entfernung des Tumors bestand ein hohes Rückfallrisiko (Rezidiv) für die Patienten.

Für die Studie wurden die Betroffenen in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe erhielt über etwa ein Jahr lang alle drei Wochen ein monoklonales Antikörperpräparat – Pembrolizumab (Handelsname "Keytruda"). Diese Therapie soll den Tumor – der durch seine Tarnung die Erkennung durch das Immunsystem unterläuft – wieder sichtbar für das Immunsystem machen und damit Mechanismen zur Bekämpfung in Gang setzen. Das Immuntherapeutikum ("Immuncheckpoint-Inhibitor") ist bereits für verschiedene Krebsarten zugelassen.

Die Probanden der zweiten Gruppe erhielten zusätzlich zu Pembrolizumab eine individuell auf sie zugeschnittene, von Moderna entwickelte Krebsimpfung in neun Dosen. Dabei wurde das Melanom der Patienten auf bestimmte Merkmale – sogenannte Neoantigene – untersucht. Sie unterscheiden die Krebszellen von gesunden Körperzellen.

Rückfallrisiko sank um 44 Prozent

Diese Neoantigene wurden in eine mRNA-Impfung übersetzt und dem Körper so als fremde Zellen präsentiert. Ähnlich wie bei der Corona-Impfung soll das Immunsystem dann mit der Produktion von spezifischen Abwehrzellen reagieren. Der Vorteil gegenüber einer Chemotherapie liegt auf der Hand: Es werden nicht viele verschiedene körpereigene Zellen attackiert, sondern gezielt die des Tumors.

Das Ergebnis der Zwischenstudie: Die Kombination aus beiden Therapieansätzen senkte das Rückfall- und damit auch das Sterberisiko um 44 Prozent im Vergleich zu jenen Patienten, die nur das Antikörperpräparat erhielten.

Zulassung kann noch einige Jahre dauern

"Die aktuellen Resultate sind sehr ermutigend für das Anwendungsgebiet in der Krebstherapie", erklärte Moderna-Geschäftsführer Stéphane Bancel. Die mRNA-Technologie habe bei Covid-19 die Situation revolutioniert. "Jetzt konnten wir zum ersten Mal das Potenzial der Technik in den Behandlungsergebnissen in einer randomisierten klinischen Studie zum Melanom zeigen."

Zusätzliche Untersuchungen beim Melanom und bei anderen Krebsformen sollen nun verstärkt stattfinden. Das Ziel sind komplett individualisierte Krebstherapien. Da Wirksamkeitsstudien bei Krebs über lange Zeiträume angelegt sind, kann eine Zulassung der Impfstoffe jedoch noch einige Jahre dauern.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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