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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Probleme vorhersehbar Ab welchem Altersunterschied wird es kritisch?
Am Anfang einer Liebe hängt der Himmel voller Geigen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Partner gleichaltrig sind oder ob 20 Jahre zwischen beiden liegen. Ein zu großer Altersunterschied wird aber irgendwann zum Problem. Eine Beziehungs-Expertin verrät, welche Differenz ideal und welche kritisch ist.
"Bei vielen Paaren mit Altersabstand ist oft jahrelang alles in Ordnung. Dabei ist völlig unwichtig, ob der Mann oder die Frau älter ist", erklärt Beziehungs-Coach Silvia Fauck. In ihrer "Lebens- und Liebeskummerpraxis" in Berlin berät sie seit vielen Jahren Paare und Einzelpersonen, die gerade eine Beziehungskrise durchlaufen oder unter Trennungsschmerz leiden.
Ausbruchgedanken in neuer Lebensphase
Aus ihrer Erfahrung weiß Fauck, dass Paare im Laufe ihres Zusammenlebens unterschiedliche Entwicklungswege einschlagen können. Dieses Risiko bestehe auch bei Gleichaltrigen, sei jedoch in einer Beziehung mit einem älteren Partner sehr viel höher. "Wenn beide Partner ein gewisses Alter erreichen, spüren sie plötzlich, dass ihre Lebensentwürfe plötzlich nicht mehr zueinander passen."
Beispiel: Eine Frau mit Anfang 20 kann durchaus jahrelang mit einem Mann in den Vierzigern harmonieren und jahrelang glücklich sein. 20 Jahre später jedoch kann das Ganze völlig anders aussehen: Dann steht sie in der Mitte des Lebens, er dagegen ist bereits im Rentenalter und klagt möglicherweise über erste körperliche Gebrechen.
"Die Bedürfnisse sind plötzlich völlig andere", bringt Fauck das Dilemma auf den Punkt. In solch einer Situation komme es nicht selten vor, dass der jüngere Partner aus der Beziehung ausbreche und sein Glück in einer neuen Liebe suche.
"Alles unter zehn Jahren ist in Ordnung"
Das bedeutet nicht, dass eine Beziehung mit großem Altersunterschied automatisch zum Scheitern verurteilt ist. Schließlich gibt es glückliche Paare, die das widerlegen. "In Beziehungen mit einer starken intellektuellen Basis kann das funktionieren", sagt Fauck. Dennoch sollte man sich vor Augen halten, dass bei einer bestimmten Alterskonstellation das Risiko, dass die Liebe irgendwann zerbricht, grundsätzlich hoch sei. "Alles unter zehn Jahren ist in der Regel im grünen Bereich", so die Expertin. Ideal sei es jedoch, wenn beide Partner maximal fünf Jahre trennen würden.
"Gleichaltrige haben oft eine ähnliche Historie. Sie haben ähnliche Jugenderlebnisse, die gleiche Musik gehört, zur gleichen Zeit eine Ausbildung durchlaufen und auch Freunde im gleichen Alter", sagt Fauck - alles Faktoren, die nachhaltig die Bindung förderten. Auch Familienplanung sei in dieser Konstellation leichter als in Partnerschaften, in denen entweder die Frau oder der Mann bereits in fortgeschrittenem Alter sind.
Studie: Trennungsrisiko steigt mit Altersdifferenz
Faucks Einschätzungen spiegeln sich auch in der Partnerwahl der Deutschen wider. Tatsächlich beträgt der durchschnittliche Altersunterschied bei zusammenlebenden Paaren hierzulande rund vier Jahre. Das geht aus aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervor. In knapp drei Viertel der Partnerschaften (73 Prozent) war der Mann älter als seine Partnerin, bei 17 Prozent war die Frau älter. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung sind Beziehungen mit einem großen Altersunterschied eher selten, denn nur sechs Prozent leben mit einem Partner zusammen, der mehr als zehn Jahre älter ist.
Auch laut einer aktuellen Studie der Michigan University (USA) ist es besser, wenn beide Partner altersmäßig eng zusammen sind. Eine große Altersdifferenz ging mit einem hohen Risiko einer Trennung einher, wie das Studienergebnis zeigt. Die besten Chancen auf eine glückliche und dauerhafte Beziehung hatten demnach gleichaltrige Paare. Der Analyse nach ist eine Beziehung umso gefährdeter, je mehr Jahre die Partner trennen. So bedeuten zehn Jahre Altersunterschied ein um 39 Prozent höheres Risiko, dass die Beziehung in die Brüche geht. Bei 20 Jahren ist das Trennungsrisiko bereits um 95 Prozent erhöht.
Junge Frau, alter Knacker: Steckt ein Vaterkomplex dahinter?
Suchen Menschen im Laufe ihres Lebens immer wieder einen Partner, die sehr viel älter als sie ist, spricht man von einem psychologischen Muster. "Dahinter steckt häufig ein Mutter- oder ein Vaterkomplex", sagt Fauck. Dass die Wahl eines älteren Partners auch finanzielle Vorteile habe, sei dabei weniger relevant. Aus ihrer Beratung kennt die Expertin beruflich erfolgreiche, attraktive junge Frauen, die es nicht nötig hätten, sich einen gut situierten älteren Herren zu angeln. Trotzdem gerieten sie immer wieder an ältere Semester, mit denen sie in der Beziehung nicht glücklich würden.
"Sexuell läuft in diesen Partnerschaften kaum noch etwas und auch ansonsten gehen beide meist getrennte Wege." Eine gefährliche Entwicklung, weiß die Expertin: "Der Verzicht auf guten Sex führt oft dazu, das man das, was einem fehlt, woanders sucht und sich in eine andere Person verliebt."