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Verdauungswunder: Warum Sie öfter bittere Lebensmittel essen sollten


Rucola, Artischocke und Rosenkohl
Warum bitter essen so gesund ist

Von dpa, akl

Aktualisiert am 09.10.2023Lesedauer: 3 Min.
Reich an Bitterstoffen sind Salate wie Endiviensalat, Rucola und Radicchio sowie grünes Blattgemüse wie Spinat und Rosenkohl.Vergrößern des Bildes
Bitteres Gemüse: Die Bitterstoffe regen unsere Verdauung an. (Quelle: dulezidar / Getty Images)

Süß, salzig, sauer: Diese Geschmacksrichtungen sind auf jedem Teller vorhanden. Was oft fehlt ist bitteres Essen. Dabei tut es unserer Gesundheit sehr gut.

Was haben Chicorée, Grapefruit und Rosenkohl gemeinsam? In ihnen stecken Stoffe, die die Bitterrezeptoren unserer Zunge wahrnehmen – und die besonders gesund sind.

Welche Lebensmittel enthalten Bitterstoffe?

"Bitterstoffe zählen zu den sekundären Pflanzenstoffen, die eine Reihe von verdauungsfördernden und immunsystemstärkenden Eigenschaften haben", erklärt Diplom-Ökotrophologin Brigitte Neumann. Sich zu überwinden, lohnt sich also.

Besonders Rucola, Artischocke oder Rosenkohl sollten Ernährungsbewusste immer wieder mal zubereiten ebenso wie Endivie, Löwenzahn und Radicchio. Auch Früchte wie Grapefruits oder Pomeranzen – das sind bittere Orangen – enthalten die positiven Wirkstoffe.

Was macht Bitterstoffe so gesund?

Laut der Ernährungsexpertin fördern die bitteren Komponenten die Produktion der Verdauungssäfte wie Magensaft, Gallenflüssigkeit und Bauchspeicheldrüsensekret, was die Verdauung anregt. Auch das Immunsystem wird durch die bitteren Geschmacksstoffe gestärkt. Und nicht nur das: "Bitterstoffe können sogar Krankheitserreger vernichten", erklärt Neumann.

Und noch einen weiteren Vorteil haben Bitterstoffe: Sie beugen Heißhungerattacken vor. Sobald die Zunge Bitteres schmeckt, wird nicht nur der Stoffwechsel aktiviert, sondern auch eine Sättigungsbremse in Gang gesetzt. "Der Körper möchte verhindern, dass man ein Zuviel der Stoffe aufnimmt", so die Erklärung. Dadurch isst man automatisch weniger – und spart mit der Zeit einiges an Kalorien ein.

Können Bitterstoffe mir auch schaden?

In einigen Fällen schon. Vorsicht ist zum Beispiel dann angesagt, wenn Zucchini, Gurke oder Kürbis bitter schmecken, wie die Deutsche Diabetes-Hilfe warnt. Diese Gemüsesorten sollten nämlich nicht bitter sein – sind sie es doch, stecken unerwünschte giftige Pflanzenstoffe drin. Dann entsorgt man das Gemüse besser.

Wer Grapefruit isst oder als Saft gepresst trinkt, sollte im Hinterkopf behalten, dass sich dadurch die Wirkung von Medikamenten abschwächen oder verstärken kann. Das gilt zum Beispiel für Cholesterinsenker oder Medikamente gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Neumann rät, Bitterstoffe in Maßen zu den Hauptmahlzeiten zu verzehren, etwa als Salat oder Gemüsebeilage zum Essen, dann seien keine Nebenwirkungen zu befürchten und die Stoffe unterstützen die Gesundheit. Kritisch wird es nur, wenn man es übertreibt. Dann droht nicht nur Übelkeit. "Im Falle einer Überdosierung können Nieren und Leber stark strapaziert werden", warnt Neumann.

Neuere Züchtungen sind weniger bitter

Doch dafür müsste man schon eine ordentliche Menge verzehren. Zumal die modernen Endivien- und Chicorée-Salate aufgrund neuer Züchtungen weit weniger bitter sind als die ursprünglichen Arten. "Aus diesem Grund braucht man den Endiviensalat auch nicht mehr zu wässern, um einen Teil der überreichlich vorhandenen Bitterstoffe zu entfernen", sagt die Expertin.

Warum mögen viele Menschen bittere Lebensmittel nicht gern?

"Das ist angeboren und wird als Sicherheitsgeschmack bezeichnet", erklärt Christina Esser, Dozentin an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG). Ein bitterer Geschmack signalisiert uns: Vorsicht, das hier könnte giftig sein. Viele Pflanzen produzieren diese Stoffe, um sich vor Fressfeinden zu schützen.

Aber an Bitterstoffe kann man sich gewöhnen. So lässt sich etwa erklären, dass uns der erste Schluck Kaffee im Leben meist nicht schmeckt – und dass viele Kinder Rosenkohl verabscheuen.

Wer mehr Bitterstoffe in die Ernährung einbauen will, tut das am besten Schritt für Schritt. Tricksen kann man, indem man bittere und süße Komponenten kombiniert. "Feldsalat und Radicchio gemischt mit Granatapfelkernen, dazu ein leckeres, herzhaft-süßes Dressing könnte ein schmackhafter Start sein", rät Christina Esser.

Sind Nahrungsergänzungsmittel mit Bitterstoffen eine Option?

Einige Nahrungsergänzungsmittel basieren auf Extrakten von Pflanzen, die Bitterstoffe enthalten. So gibt es zum Beispiel Kapseln mit Artischocken-Extrakt. Die Ökotrophologin Astrid Tombek empfiehlt, lieber auf das frische Gemüse als auf Tropfen, Kapseln oder Tabletten zu setzen. "Das ist preislich günstiger, schmackhafter und aufgrund der weiteren enthaltenen gesunden Bestandteile besser."

Und: Bei Nahrungsergänzungsmitteln kann es zu Überdosierungen kommen. Setzt man auf die natürlichen Bitterstoffe aus Gemüse, Kräutern und Salat ist das fast ausgeschlossen – allein wegen des bitteren Geschmacks, der uns irgendwann zu viel wird.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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