"Ausgeprägter Zurückhaltung" Wohnungsneubau in Europa eingebrochen
Der Neubau von Wohnungen in vielen europäischen Ländern ist laut einer Studie zurückgegangen. Auch für Deutschland sind die Prognosen rückläufig.
Nicht nur in Deutschland, sondern in Europa werden einer Studie zufolge werden bis 2025 deutlich weniger Wohnungen fertiggestellt. Verglichen mit 2022 sei ein Rückgang von rund zwölf Prozent zu erwarten, wie die am Mittwoch veröffentlichten Berechnungen der Forschergruppe Euroconstruct zeigen, der das Münchner Ifo-Institut angehört.
"Neben der abrupten Zinswende und dem Kostensprung für Bauleistungen führt die allgemeine Verunsicherung über die mittelfristige Entwicklung der Immobilienpreise bei Bauherren und Interessenten zu ausgeprägter Zurückhaltung", sagte Ifo-Bauexperte Ludwig Dorffmeister zu der Untersuchung von 19 Ländern.
Einbruch beim deutschen Wohnungsneubau um 32 Prozent
Für Europas größte Volkswirtschaft Deutschland wird ein überdurchschnittlich starker Rückgang von 32 Prozent auf rund 200.000 Wohnungen prognostiziert. Einen ähnlich kräftigen Einbruch fertig gestellter Wohnungen haben in den Jahren 2023 bis 2025 auch Schweden (minus 39 Prozent), Dänemark (minus 33 Prozent) und Ungarn (minus 29 Prozent) zu erwarten.
"Über eine attraktive Neubauförderung berichtet derzeit nur rund ein Drittel der Länderexperten", sagte Dorffmeister zu der Prognose der Forschergruppe. Positive Impulse kommen dagegen aus Irland (plus 17 Prozent), Portugal (plus 15 Prozent), Spanien (plus 12 Prozent) und der Slowakei (plus 11 Prozent), so die Vorhersage.
Ifo fordert mehr Ausgaben für sozialen Wohnungsbau
Der Ifo-Konjunkturumfrage zufolge hat sich der Auftragsmangel im deutschen Wohnungsbau zuletzt weiter verschärft. 34,5 Prozent der befragten Firmen berichten im Juni, sie hätten zu wenig Aufträge. Das ist der höchste Wert seit April 2010. Mit 19,2 Prozent wurde bei den Stornierungen bestehender Aufträge ein neuer Rekordwert erreicht.
Um den absehbaren Einbruch der privaten Bauinvestitionen zumindest teilweise auszugleichen, plädiert das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) für eine spürbare Aufstockung der öffentlichen Ausgaben für den sozialen Wohnungsbau. Diese würden von privaten Bauträgern angesichts zu hoher Bau- und Finanzierungskosten zu selten gebaut.
- Nachrichtenagentur Reuters