Lichter werdendes Haar Haarausfall in der Menopause: Das hilft betroffenen Frauen
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.In jungen Jahren noch voll und kräftig, mit zunehmendem Alter dünner und lichter: Viele Frauen bemerken in den Wechseljahren deutliche Veränderungen auf dem Kopf.
Manche Frauen haben in der Menopause gar mit Haarausfall zu kämpfen. Die hormonellen Einflüsse spielen dabei eine bedeutende Rolle. Was gegen das Ausdünnen helfen kann – und wann Medikamente eine Option darstellen.
Warum ist Haarausfall in der Menopause so häufig?
Ein Haarverlust von bis zu 100 Haaren pro Tag ist normal. Jede Frau weiß ungefähr, wie viele Haare sie täglich in der Bürste und im Abflusssieb der Dusche findet. Werden es plötzlich mehr und zeigen sich möglicherweise sogar lichte Stellen, sind die meisten Frauen beunruhigt. Häufig beginnt die Veränderung der Haarfülle in der Menopause, also mit der letzten Menstruation einer Frau um das 50. Lebensjahr herum.
"Ein vorübergehend verstärkter Haarverlust in den Wechseljahren hängt mit der sich verändernden Hormonsituation der Frau zusammen. Dabei handelt es sich in der Regel um diffusen Haarausfall, der durch allgemein lichter werdendes Haar gekennzeichnet ist", erklärt Dr. Uwe Schwichtenberg, Hautarzt aus Bremen und Mitglied im Vorstand des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen e. V. (BVDD). "Hat sich die neue Hormonsituation schließlich eingependelt, kann sich auch das Haarwachstum wieder stabilisieren, sofern nicht genetische Einflüsse den Haarausfall begünstigen."
Dr. med. Uwe Schwichtenberg
Facharzt für Dermatologie und Allergologie und leitender Arzt der Derma Nord Hautarztpraxen in Bremen. Dr. Schwichtenberg ist Mitglied des Bundesvorstandes des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen e. V. (BVDD) sowie Redakteur und Experte auf www.haarerkrankungen.de
Hormonelle Einflüsse der Menopause auf das Haar
Gemäß Angaben der Deutschen Menopause Gesellschaft e. V. kommt es mit dem Eintritt in die Menopause zu einem Abfall der Östrogene. Dieser führe häufig zu einem Ungleichgewicht zwischen den in der Nebennierenrinde produzierten männlichen Hormonen und den weiblichen Hormonen – was einen Haarausfall in der Menopause begünstigen kann. Gleichfalls könne dieses Missverhältnis im weiblichen Hormonspiegel dazu führen, dass sich Haarwuchs an unerwünschten Stellen zeige, etwa im Gesicht ("Damenbart"). Haarausfall in den Wechseljahren ist kein seltenes Phänomen: Laut dem Berufsverband der Frauenärzte e. V. (BVF) leidet jede zweite Frau in den Wechseljahren unter Haarausfall.
"Die Menopause ist nicht die einzige hormonelle Veränderung, die mit Haarverlust verbunden sein kann. Wie sehr die Hormone das Haarwachstum beeinflussen können, zeigt sich beispielsweise auch während und nach einer Schwangerschaft", sagt Schwichtenberg. "Während der Schwangerschaft haben die meisten Frauen volles, glänzendes Haar und eine weniger fettende Kopfhaut. Nach der Geburt fallen plötzlich verstärkt Haare aus, es können sich lichte Stellen bilden und die Haare sind oft schneller fettig." Ebenso kann die Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln wie der Pille Haarausfall verursachen. Auch bei hormonellen Störungen im Zusammenhang mit einer Schilddrüsenunterfunktion kann Haarausfall auftreten.
Diffusen Haarausfall behandeln: Nährstoffversorgung checken
Der Vorteil von diffusem Haarausfall ist, dass sich der Haarverlust in den meisten Fällen wieder verringert, sobald die Ursache – beispielsweise ein hormonelles Ungleichgewicht – behoben ist. Laut dem Haarexperten könnten Frauen, die Haarausfall in den Wechseljahren haben, einiges dafür tun, um die Haarpracht zu unterstützen, etwa mit einer guten Nährstoffversorgung: "Diffuser Haarausfall in der Menopause kann verstärkt werden, wenn mehrere Risikofaktoren zusammenkommen. Es ist daher ratsam, die Eisenwerte kontrollieren zu lassen. Eisenmangel ist eine häufige Ursache für Haarausfall bei Frauen. Auch sollte der Körper über eine gesunde Ernährung mit wichtigen Nährstoffen versorgt sein. Eine Mangelernährung begünstigt Haarausfall. Auch ist es empfehlenswert, Stress zu reduzieren", sagt Schwichtenberg.
Welche Nährstoffe sind für die Haare besonders wichtig?
Laut dem Haarexperten benötigt die Haarwurzel zur Bildung der Haare Mineralstoffe und Spurenelemente sowie Vitamine und Eiweiß. Bei der Ernährung komme es allerdings nicht auf einzelne Nährstoffe an, sonders auf das Gesamtpaket. Je frischer und ausgewogener man esse, desto besser seien die Haarwurzeln genährt. "Eine gesunde Ernährung mit frischem Gemüse, Obst, Salaten, Vollkornprodukten, Milchprodukten sowie Fisch und auch mal einem Stück Fleisch beugt einem Mangel in der Regel vor und versorgt die Haare mit wichtigen Nährstoffen wie Magnesium, Kalzium, Eisen, Zink, Kupfer, Jod, Vitamin C und B-Vitaminen, aber auch Eiweiß, das für die Keratinbildung von Bedeutung ist."
Hormonersatztherapie gegen Haarausfall in der Menopause?
Ein Grund für eine Hormon(ersatz)therapie ist der Haarausfall auf dem Kopf beziehungsweise ein verstärktes Haarwachstum im Gesicht der Deutschen Menopause Gesellschaft zufolge nicht. Allerdings könne bei Haarausfall und gleichzeitigem Vorliegen einer Indikation für eine Hormonersatztherapie diese so ausgewählt werden, dass den Effekten der männlichen Hormone entgegengewirkt und damit der Haarausfall gebessert wird. Bevor Frauen sich für die Einnahme von künstlichen Hormonen entscheiden, sollten Sie sich über die möglichen Vor- und Nachteile informieren.
Androgenetische Alopezie: Wenn die Haarwurzeln auf Sexualhormone reagieren
Nimmt der Haarausfall im Verlauf der Wechseljahre zu und bringt auch ein gesunder Lebensstil keine Verbesserung der Situation, liegt möglicherweise kein diffuser Haarausfall, sondern ein anlagebedingter Haarausfall vor, androgenetische Alopezie genannt. Diese Form des Haarausfalls gehört zu den häufigen Ursachen für Haarausfall bei Frauen. Bei dieser genetisch vorbestimmten Form des Haarausfalls reagieren die Haarfollikel gegenüber männlichen Sexualhormonen zunehmend empfindlich. Die Androgene zerstören die Haarfollikel. Die Haare können verstärkt ausfallen und/oder unzureichend nachwachsen.
"Ungefähr 20 Prozent der Frauen entwickeln im Laufe ihres Lebens einen anlagebedingten Haarausfall. Die Empfindlichkeit der Haarfollikel gegenüber Androgenen nimmt meist mit dem Alter zu", sagt Schwichtenberg. "Rückgängig machen lässt sich der durch die Hormoneinwirkung verursachte Haarverlust nicht. Bereits zerstörte Haarfollikel können nicht regenerieren. Aus diesem Grund ist bei androgenetischer Alopezie eine frühe Diagnose und Behandlung wichtig, um weiteren Haarausfall zu verhindern." Bei Haarausfall sollten sich betroffene Frauen daher immer an einen Hautarzt oder eine Hautärztin wenden und die Ursache abklären lassen. Während bei diffusem Haarausfall der Haarverlust den gesamten Kopf betrifft, zeigt sich der anlagebedingte Haarausfall bei Frauen vor allem am Haaransatz und in der Scheitelregion.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Interview mit Dr. med. Uwe Schwichtenberg
- gesundheitsinformation.de: "Wie sind Haare aufgebaut und wie wachsen sie?". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 2. Januar 2023)
- frauenarzte-im-netz.de: "Jede zweite gesunde Frau leidet in den Wechseljahren unter Haarausfall". Online-Information des Berufsverbands der Frauenärzte e. V. (BVF). (Stand: 25. April 2022)
- menopause-gesellschaft.de: "Haare in den Wechseljahren". Online-Information der Deutschen Menopause Gesellschaft e. V. (Stand: 19. November 2019)
- bvz-info.de: "Haarausfall bei Frauen". Online-Information des Bundesverbands der Zweithaar-Spezialisten e. V. (BVZ). (Stand: Aufgerufen am 9. November 2023)
- bvdd.de: "Wenn Hormone das Haarwachstum stören". Online-Information des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen e. V. (BVDD). (Stand: 21. Juni 2019)
- verbraucherfenster.hessen.de: "Haarausfall – hat die Ernährung darauf Einfluss?" Online-Information des Verbraucherfensters Hessen. (Stand: Januar 2020)
- aerztezeitung.de: "Was hinter dem Haarausfall bei Stress stecken könnte" Online-Information der Ärztezeitung. (Stand: 15. August 2021)
- dge.de: "Eisen". Online-Information der Deutschen Gesellschaft für Ernährung E. V. (DGE). (Stand: Aufgerufen am 9. November 2023)