Diäten, Vitamine, Lebensmittel Fibromyalgie: Hilft eine andere Ernährung?
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Wer Fibromyalgie hat, fragt sich vielleicht, ob die Ernährung die chronischen Schmerzen beeinflusst. Bessern sich die Symptome mit dem richtigen Essen?
Beim Fibromyalgie-Syndrom (FMS) bestehen in verschiedenen Körperbereichen anhaltende Schmerzen in Muskeln und Gewebe. Das kann den Alltag stark beeinträchtigen. Im Verlauf der Erkrankung nehmen die Schmerzen häufig an Stärke zu und es entwickeln sich weitere Beschwerden wie Erschöpfung und nicht-erholsamer Schlaf.
Was genau eine Fibromyalgie verursacht, ist noch unbekannt. Sicher scheint jedoch, dass bei den Betroffenen die Schmerzwahrnehmung im Gehirn verändert ist. Als Folge rufen bereits leichte Reize schmerzen hervor.
Zwar lässt sich die Erkrankung bislang nicht heilen, die Symptome lassen sich mit der richtigen Behandlung jedoch lindern – auch wenn es manchmal dauern kann, bis die Wirkung einsetzt.
Viele Menschen mit Fibromyalgie suchen aber auch außerhalb der üblichen Therapie nach Möglichkeiten, die Erkrankung positiv zu beeinflussen, etwa über die Ernährung. Egal ob im Internet oder Buchladen – schnell finden sich zahlreiche Empfehlungen und Ratgeber. Erfahren Sie, warum man solchen Heilsversprechen eher mit Skepsis begegnen sollte.
Wichtig zu wissen:
Wer Fibromyalgie hat und die Ernährung auf Dauer umstellen oder Nahrungsergänzungsmittel einnehmen möchte, sollte das zur Sicherheit am besten immer mit dem Arzt oder der Ärztin absprechen.
Fibromyalgie und Ernährung: Was Studien sagen
Eines steht fest: Wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse zum Thema Fibromyalgie und Ernährung gibt es bislang nicht. Und es ist zurzeit keine spezielle Diät bekannt, welche die Fibromyalgie bei allen Betroffenen deutlich lindert oder gar heilt.
Wer sich mit Forschungsarbeiten zu Fibromyalgie und Ernährung beschäftigt, findet zahlreiche Studien. In diesen wurde der Einfluss verschiedener Ernährungsweisen, Nahrungsmittel oder Nahrungsergänzungsmittel unter die Lupe genommen. Untersucht wurde beispielsweise, wie sich eine vegane oder vegetarische Ernährung, Heilfasten, Eliminationsdiäten, glutenfreie Ernährung, Nährstoffe wie Magnesium oder Vitamin D, die Aminosäure L-Carnitin sowie Zusatzstoffe auf Fibromyalgie auswirken.
Betrachtet man diese Forschungsarbeiten näher, sind die Ergebnisse jedoch nicht aussagekräftig – aus unterschiedlichen Gründen: Die Studien sind größtenteils zu klein, nicht gut aufgebaut und/oder die Ergebnisse widersprüchlich. In manchen Studien etwa besserten sich die Fibromyalgie-Symptome durch vegetarische Ernährung, in anderen nicht.
Aus wissenschaftlicher Sicht geben die bisherigen Forschungsergebnisse für verlässliche Empfehlungen nicht genug her. Dass Menschen mit Fibromyalgie in ihrer Ernährung bestimmte Nahrungsmittel oder Nährstoffe vermehrt zu sich nehmen sollten oder andere weglassen, lässt sich nicht allgemeingültig raten.
Fibromyalgie und Nahrungsergänzungsmittel
Bisher gibt es keine gesicherten Hinweise dazu, dass die Einnahme bestimmter Nahrungsergänzungsmittel (wie Vitamin D, Magnesium oder L-Carnitin) sich ohne einen bestehenden Mangel positiv auf eine Fibromyalgie auswirken kann. Im Gegenteil, die übermäßige Zufuhr bestimmter Nährstoffe über den täglichen Bedarf hinaus kann sich langfristig sogar schädlich auswirken.
Besteht allerdings nachweislich ein Nährstoffmangel, sollte dieser ausgeglichen werden. Am besten, indem man vermehrt Nahrungsmittel zu sich nimmt, die diesen Nährstoff enthalten. In manchen Fällen können auch Nahrungsergänzungsmittel ratsam sein, um den Mangel zu beseitigen. Ob das notwendig ist, kann einem der Arzt oder die Ärztin sagen. Auf eigene Faust sollte man diese besser nicht langfristig einnehmen.
Ernährungsumstellung: Wann sie bei Fibromyalgie sinnvoll ist
Eine Ernährungsumstellung kann bei Fibromyalgie dann ratsam sein, wenn neben der chronischen Schmerzerkrankung Gesundheitsprobleme auftreten, die sich durch Ernährung beeinflussen lassen.
Liegt beispielsweise nachweislich eine Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) vor, ist eine glutenfreie Ernährung sinnvoll.
Beim Reizdarm-Syndrom kann es (in Absprache mit dem Arzt oder der Ärztin) ratsam sein, Lebensmittel wegzulassen, die die Beschwerden verstärken. Welche das sind, lässt sich zum Beispiel mit einem Ernährungstagebuch herausfinden. Ob beispielsweise eine sogenannte FODMAP-Diät bei Reizdarm-Beschwerden helfen kann, lässt sich nicht pauschal sagen. Bisherige Studien zu dem Thema lassen keine eindeutige Aussage zu.
Schon gewusst?
Die Abkürzung FODMAP stammt aus dem Englischen und steht für "fermentable oligo-, di-, monosaccharides and polyols". Das bedeutet übersetzt so viel wie "vergärbare (fermentierbare) Mehrfach-, Zweifach-, Einfachzucker und mehrwertige Alkohole", bezeichnet also verschiedene Kohlenhydrate, die in manchen Lebensmitteln vermehrt vorkommen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Pagliai, G., er al.: Nutritional Interventions in the Management of Fibromyalgia Syndrome. Nutrients, No. 12, Art. 2525 (2020)
- Lowry, E., et al.: Dietary Interventions in the Management of Fibromyalgia: A Systematic Review and Best-Evidence Synthesis. Nutrients. No. 12, Art. 2664 (2020)
- Was hilft bei Reizdarm – und was nicht? Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG): www.gesundheitsinformation.de (Stand: 25.9.2019)
- Leitlinien der Deutschen Schmerzgesellschaft: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie des Fibromyalgiesyndroms (PDF). AWMF-Leitlinien-Register Nr. 145/004 (Stand: Februar 2017)
- Joustra, M. L., et al.: Vitamin and mineral status in chronic fatigue syndrome and fibromyalgia syndrome: A systematic review and meta-analysis. PLoS One No. 12, Iss. 4. Art. e0176631 (2017)