"Profit-Hunger" der Hersteller Studie offenbart: Lebensmittel sind teurer als nötig
Hinter den explodierenden Lebensmittelpreisen stecke zum Teil ein Profit-Hunger der Produzenten, warnen Experten. Einige Produkte könnten deutlich günstiger sein.
Die deutschen Konsumenten brauchen sich einer Studie zufolge keine großen Hoffnungen auf sinkende Lebensmittelpreise zu machen. "Durchgesetzte Preiserhöhungen werden erfahrungsgemäß nur selten zurückgenommen", sagte der Inflationsexperte des Kreditversicherers Allianz Trade, Andy Jobst, zu der am Montag veröffentlichten Untersuchung.
Demnach werden die Nahrungsmittelpreise in diesem Jahr um durchschnittlich mehr als zwölf Prozent steigen, nachdem sie im ersten Quartal sogar um 22 Prozent zugelegt hätten. "Wir gehen davon aus, dass Lebensmittelpreise noch mindestens ein weiteres Quartal hoch bleiben, bevor dann eine rasche Normalisierung einsetzt", sagte Jobst.
Experte sieht "Anzeichen für Gewinnmitnahmen"
Für das nächste Jahr seien die Aussichten bei der Teuerung von Lebensmitteln besser. "Allerdings bedeutet das in vielen Fällen eher eine Stagnation der Preise", so der Experte.
Dabei sind die globalen Rohstoffpreise zuletzt stark gefallen. Weizen und Sojabohnen etwa kosten der Studie zufolge wieder so viel wie 2021, also vor Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine, in dessen Folge sich Energie und Lebensmittel stark verteuerten.
"Mehr als ein Drittel des jüngsten Anstiegs der Lebensmittelpreise hierzulande können nicht mit den traditionellen Risikotreibern erklärt werden", sagte Jobst. "Es scheint zunehmend Anzeichen für Gewinnmitnahmen zu geben sowie unzureichenden Wettbewerb in den Bereichen mit besonders starken Preissteigerungen wie zum Beispiel bei Herstellern von Milchprodukten und Eiern aber auch bei nicht-saisonalem Gemüse und Obst.
"Insbesondere Lebensmittelhersteller sind hungrig nach Profiten"
Der Branchenexperte bei Allianz Trade, Aurélien Duthoit, fügte hinzu: "Wir beobachten auch, dass insbesondere Lebensmittelhersteller hungrig nach Profiten sind. Sie haben die Preise wesentlich stärker erhöht als die Einzelhändler." Rund zehn Prozent der Kostensteigerung in Europa gingen auf den "Profit-Hunger" der Hersteller zurück.
Die Teuerungsrate bei Lebensmitteln in Europa dürfte in diesem Jahr mit durchschnittlich acht Prozent deutlich niedriger liegen als in Deutschland mit mehr als zwölf Prozent. Allianz Trade begründet das mit unterschiedlichen strukturellen Faktoren. In Deutschland sei die Inflation durch die hohe Dichte an Discountern und dem hohen Anteil an verarbeiteten und verpackten Lebensmitteln wesentlich höher als beispielsweise in Frankreich, Italien oder Spanien.
- Nachrichtenagentur Reuters