"SPECULOOS-3b" Neuer Exoplanet entdeckt – nicht weit von Erde entfernt
Astronomen haben einen neuen Exoplaneten entdeckt, der einen ultrakalten Zwergstern umkreist – und ein spannendes Forschungsobjekt sein könnte.
Gibt es weiteres Leben im Universum? Diese Frage beschäftigt Wissenschaftler seit Langem. Ausschließen kann man das nicht – allerdings müssen auf Planeten ideale Bedingungen herrschen, damit sich Leben überhaupt entwickeln kann.
Und tatsächlich werden auch immer wieder Planeten entdeckt, die theoretisch dafür die richtigen Voraussetzungen besitzen. Zuletzt etwa entdeckten Astronomen der Universität Lüttich in Belgien einen Exoplaneten, der nur etwa 55 Lichtjahre von uns entfernt ist und eine ähnliche Größe wie die Erde hat.
Was diesen Planeten so interessant macht, ist auch der Stern, den er umkreist. Dieser ist nämlich ein ultrakalter Zwergstern. Bei ihnen handelt es sich um sehr kleine Sterne, die nur ungefähr ein Zehntel der Masse unserer Sonne haben. Zudem sind sie mit rund 2.500 Grad Celsius recht kalt und leuchten dementsprechend auch nur schwach.
- Lisa Kaltenegger sucht im All nach Lebenszeichen. Lesen Sie hier ein Interview mit der renommierten Astronomin.
Kandidat für außerirdisches Leben?
Die Forscher haben dem Zwergstern den Namen "SPECULOOS-3" gegeben. Er wurde mithilfe des "SPECULOOS"-Netzwerks entdeckt. Das sind sechs Ein-Meter-Teleskope, die etwa in Chile und auf Teneriffa stehen. Das Netzwerk sei speziell dafür ausgelegt, "Gesteinsplaneten um nahe ultrakalte Zwergsterne zu finden", so Forschungsleiter Michaël Gillon im Fachblatt "Nature Astronomy", wo die Beobachtungen jüngst geteilt wurden.
Und genau das ist den Astronomen auch gelungen, als sie den Exoplaneten fanden, der jetzt den Namen "SPECULOOS-3b" trägt. Das ist in vielerlei Hinsicht interessant. Zum einen ist der Zwergstern nun der zweitkleinste bekannte Stern mit einem eigenen Planeten. Zum anderen könnten Planeten, die ultrakalte Zwergsterne umkreisen, Kandidaten für außerirdisches Leben sein.
Denn die kleinen Sterne haben eine sehr lange Lebenszeit. Unsere Sonne hat eine Lebensspanne von wenigen Milliarden Jahren. Ultrakalte Zwergsterne können aber bis zu 100 Milliarden Jahre alt werden. Damit ist die Zeitspanne, in der sich potenziell Leben auf einem nahen Planeten entwickeln könnte, sehr viel größer.
Trotzdem scheint "SPECULOOS-3b" nicht die Voraussetzungen zu erfüllen, die es für Leben braucht. Der Exoplanet umkreist seinen Stern in einem sehr geringen Abstand. Er benötigt nur rund 17 Stunden, um ihn einmal zu umrunden, so die Forscher. Deswegen erhält "SPECULOOS-3b" wesentlich mehr Strahlung und ist mit etwa 280 Grad Celsius auch wesentlich heißer als die Erde.
Darum ist der Exoplanet für die Forschung interessant
Zudem gibt es auf dem Planeten wohl auch keinen Wechsel von Tag und Nacht, da er seinem Stern immer die gleiche Seite zuwendet, ähnlich wie unser Mond. Das führt dazu, dass es auf der Tagseite immer sehr heiß, auf der Nachtseite hingegen immer sehr kalt ist.
Nichtsdestotrotz könnte der Exoplanet für weitere Forschungen interessant sein. Wegen seiner relativen Nähe zur Erde könnte man ihn sehr gut mit dem leistungsstarken James-Webb-Teleskop beobachten. So wollen die Astronomen etwa herausfinden, ob "SPECULOOS-3b" möglicherweise gar keine Atmosphäre hat. Denn die Nähe zum Zwergstern könnte dazu führen, dass die Atmosphärengase durch starken Sternenwind ins All hinausgezogen werden.
Das eröffnet den Forschern wiederum die Möglichkeit, die Oberfläche des Gesteinsplaneten mit Infrarotstrahlung untersuchen zu können. So könnten sie die Mineralien und Gesteine von "SPECULOOS-3b" entschlüsseln – auch wenn dieser 55 Lichtjahre von uns entfernt ist.