Bayer-Aktie im Fokus Schnelle Erholung trotz enttäuschender Quartalszahlen
FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Die Anleger von Bayer haben am Dienstag enttäuschende Quartalszahlen und eine allgemein erwartete Kappung der Jahresziele schnell weggesteckt. Die Aktien des Agrarchemie- und Pharmakonzerns waren zu Handelsbeginn zunächst um mehr als drei Prozent abgesackt, erholten sich dann aber schnell und drehten ins Plus.
Beobachter werteten es positiv, dass der erst seit Juni amtierenden Unternehmenschef Bill Anderson nun hoffentlich alle Karten auf den Tisch gelegt haben könnte. Gegen Mittag stand bei den Bayer-Aktien ein Plus von 1,17 Prozent auf 52,09 Euro zu Buche. Zwischenzeitlich waren sie auf den höchsten Stand seit Mitte Juni geklettert. Der deutsche Leitindex Dax kam kaum vom Fleck.
Bayer leidet unter Glyphosat-Preisverfall und schwacher Nachfrage
Die nach einem Boom 2022 mittlerweile deutlich gesunkenen Preise für den Unkrautvernichter Glyphosat sowie eine schwächere Nachfrage nach dem Mittel machten eine Firmenwert-Abschreibung in Milliardenhöhe notwendig. Daher ergibt sich für das zweite Quartal ein Milliardenverlust.
Vor diesem Hintergrund senkte Bayer den Jahresausblick. Der weitere Preisverfall und geringere Volumina wegen des Abbaus von Lagerbeständen insbesondere von glyphosatbasierten Produkten sowie schlechte Witterungsbedingungen haben Bayer zufolge den Druck erhöht. Experten hatten zwar bereits mit einer Kappung der Jahresziele gerechnet, das Ausmaß überraschte aber. Das gilt vor allem für die neue Gewinnprognose.
Analysten gelassen trotz Gewinnwarnung
Analysten äußerten sich dennoch recht gelassen. Bayer reihe sich nun zwar in die lange Liste der Gewinnwarnungen der Branchenunternehmen ein, schrieb der Experte Charlie Bentley von Jefferies. Risiken für die Jahresprognose des Konzerns seien aber schon bei der Vorlage des Berichts für das erste Quartal ersichtlich gewesen.
So hatte ein anhaltender Druck auf die vor Jahresfrist noch außergewöhnlich hohen Preise die Bayer-Führung bereits bei der Vorstellung der Zahlen für das erste Quartal vorsichtiger gestimmt. Zuletzt habe sich der Glyphosatpreis sogar gefangen, sodass der neue Unternehmensausblick hier vorsichtig erscheine, ergänzte Analyst Gunther Zechmann von Bernstein Research. Insgesamt sei die Ausgangslage für den neuen Bayer-Chef Anderson gleichwohl schwierig, sein Vorgänger Werner Baumann habe ihm wenig Puffer gelassen beim Ausblick.
Für Analystin Emily Field von der britischen Investmentbank Barclays signalisieren die neuen Prognosen derweil, dass Anderson wohl erst einmal reinen Tisch machen wollte. Sie moniert allerdings fehlende Details, insbesondere zur Prognose für den freien Mittelfluss.
Ähnlich äußerte sich der Experte Falko Friedrichs von Deutsche Bank Research. Bayer setze vermutlich auf die richtige Strategie, die Erwartungen derart deutlich zurechtzustutzen.
Charttechnisches Bild zeigt solide Entwicklung trotz Herausforderungen
Auch aus charttechnischer Sicht ist das Bild derzeit nicht allzu trüb. Die Bayer-Aktien haben die 21-Tage-Durchschnittslinie als Maß für den kurzfristigen Trend nur kurz unterschritten und schnell wieder überwunden. Aktuell notieren sie sowohl nahe dem wochenlangen Widerstand von 52 Euro als auch über der 50-Tage-Linie, welche die mittelfristige Entwicklung widerspiegelt.
Die Ende Mai gerissene und viel beachtete 200-Tage-Linie hingegen ist noch ein gutes Stück weit entfernt. Sie beschreibt den langfristigen Trend.
Seit Jahresbeginn gerechnet haben die Anteilsscheine von Bayer ein Plus von knapp acht Prozent angesammelt. Der Dax ist in diesem Zeitraum um gut 16 Prozent gestiegen.
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