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Neurodermitis um die Augen: Behandlung und Hausmittel


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Augencreme, Salben, Hausmittel
Was hilft bei Neurodermitis am Auge?


Aktualisiert am 06.07.2024Lesedauer: 7 Min.
Augen reinigen: Menschen mit Neurodermitis sollten ihre Augen zweimal am Tag von Schmutz und Sekret befreien.Vergrößern des Bildes
Augen reinigen: Menschen mit Neurodermitis sollten ihre Augen zweimal am Tag von Schmutz und Sekret befreien. (Quelle: busracavus/getty-images-bilder)

Neurodermitis kann auch das Auge betreffen. Eine mögliche Folge ist dann eine sogenannte atopische Keratokonjunktivitis (AKK). Was dann zu tun ist.

Neurodermitis (atopische Dermatitis) zeigt sich keineswegs immer nur am Körper, auf der Kopfhaut oder auf den Wangen: Oftmals erstreckt sich die Hautkrankheit zudem auf die Augenlider und die Augen.

Bei etwa 25 bis 40 von 100 Betroffenen entwickelt sich eine schwere allergische Bindehautentzündung, die fachsprachlich atopische Keratokonjunktivitis, kurz AKK (oder AKC), heißt. Die Symptome lassen sich zunächst kaum von denen einer "normalen" Bindehautentzündungen unterscheiden.

Sie sind aber meist hartnäckiger und treten immer wieder neu auf. Da dadurch mit der Zeit ernste Schäden an den Augen entstehen können, ist eine rechtzeitige Behandlung wichtig.

So äußert sich Neurodermitis an den Augen

Bei einer Neurodermitis entzündet sich die Haut immer wieder, was sich unter anderem durch gerötete, juckende Hautstellen bemerkbar macht, die Bläschen bilden und nässen können. In der Regel verläuft die Erkrankung in Schüben. In den schubfreien Phasen sind die Hautbeschwerden weniger stark oder kaum noch spür- und sichtbar.

An den Augenlidern sind zudem folgende Symptome möglich:

  • zusätzliche Falten an den unteren Lidern, meist unter beiden Augen
  • unscharf begrenzte gerötete und meist juckende Ekzeme um die Augen herum, häufig in Verbindung mit einer Schwellung der Lider
  • Ausdünnen ("sich Lichten") der Augenbrauen nach außen hin

Bei einer atopischen Keratokonjunktivitis (AKK) kommt es zu wiederkehrenden Augenbeschwerden, insbesondere zu:

  • Juckreiz
  • Brennen
  • Rötung und Schwellung der Bindehaut
  • wässriges, später zähes, schleimiges Sekret, vor allem morgens
  • Entzündung und Schädigung der Hornhaut, bis hin zu Geschwüren

Nicht immer ist es Neurodermitis

Für Ekzeme an den Augen kann es allerdings auch andere Erklärungen geben. Häufiger als eine Neurodermitis steckt eine Kontaktallergie dahinter, also eine allergische Abwehrreaktion, zum Beispiel gegen Inhaltsstoffe von Augentropfen, Pflegeprodukten oder Kosmetika.

In diesem Fall erholt sich die Haut an den Augenlidern meist schnell wieder, sobald sie nicht mehr mit dem problematischen Stoff in Berührung kommt.

Eine Neurodermitis am Auge lässt sich dagegen nicht allein durch den Verzicht auf Kosmetika oder Augentropfen in den Griff bekommen. Zwar haben die Betroffenen häufig auch Allergien. Die allergieauslösenden Stoffe (Allergene) können die Ekzeme auch verschlimmern. Sie sind aber nicht deren einzige Auslöser.

Bei einer Neurodermitis reagiert die Haut empfindlich auf verschiedenste Einflüsse, die sich – anders als ein einzelnes Allergen – nicht ohne weiteres meiden lassen. Zu diesen sogenannten Triggern zählen unter anderem

  • Sonnenlicht,
  • Hitze und Kälte,
  • Rauch und
  • Stress.

Neurodermitis löst somit meist hartnäckigere Hautprobleme aus als eine Kontaktallergie. Zudem beginnt letztere meist recht plötzlich im Erwachsenenalter, während sich eine Neurodermitis oftmals schon in jungen Jahren entwickelt.

Letztlich kann allerdings nur eine Ärztin oder ein Arzt beurteilen, welche Erkrankung hinter den Ekzemen am Auge steckt. Der richtige Ansprechpartner ist in diesem Fall die Hautärztin oder der Hautarzt.

Lidrand- und Bindehautentzündungen durch Neurodermitis

Die entzündlichen Prozesse, mit der Neurodermitis einhergeht, können sich auch auf die Lidränder und die Bindehaut erstrecken. Die Betroffenen neigen daher zu Lidrandentzündungen und Bindehautentzündungen, die bei ihnen oftmals schwerer verlaufen als bei Menschen ohne Neurodermitis.

Die Entzündungen beeinträchtigen die Drüsen in der Bindehaut und an den Lidrändern, also

  • die Becherzellen in der Bindehaut sowie
  • die Talgdrüsen an den Lidrändern (Meibom-Drüsen).

Normalerweise sorgen diese Drüsen dafür, dass die Augen nicht austrocknen:

  • Die Becherzellen bilden Schleimstoffe, die das Wasser der Tränenflüssigkeit an der Augenoberfläche binden.
  • Die Meibom-Drüsen sondern ein fettiges Sekret ab, welches sich über den wässrigen Tränenfilm legt und verhindert, dass dieser verdunstet.

Funktionieren die Drüsen nicht mehr richtig oder sterben sie sogar ab, hat das verheerende Folgen für das Auge. Der Tränenflüssigkeit mangelt es dann an Schleimstoffen und sie wird dünnflüssig und instabil. Der schützende Fettfilm bekommt Lücken, wodurch die Tränenflüssigkeit zu schnell verdunsten kann.

All das mündet schnell in einen Teufelskreis. Denn die Trockenheit führt zum einen dazu, dass sich die Betroffenen ständig die Augen reiben und dabei immer wieder Keime, Reizstoffe und Allergene ins Auge tragen.

Zum anderen sind die Augen durch die Trockenheit schlechter vor solchen Einflüssen und Eindringlingen geschützt, sodass diese rasch zur Gefahr werden. Daher kommt es leicht zu Infektionen mit Bakterien oder Viren und zu allergischen Reaktionen. Beides kann die Entzündung weiter verschlimmern.

Auf Dauer drohen dann im schlimmsten Fall bleibende Schäden an den Augenlidern und an der Bindehaut. Die Lidhaut wird dicker und gröber und die Bindehaut kann vernarben. Zudem können Schäden am Auge selbst entstehen – genauer gesagt: an der Hornhaut. Je nach Ausmaß können sich diese auch auf das Sehvermögen auswirken.

So hat sich gezeigt, dass Menschen mit Neurodermitis anfälliger für verschiedene Augenerkrankungen sind, zum Beispiel für

  • einen Keratokonus, bei dem sich die Hornhaut immer weiter ausdünnt und vorwölbt,
  • Netzhautablösungen und
  • Tumoren an der Augenoberfläche.

Sonderfall Dupilumab-Nebenwirkungen

Nicht immer führt die Neurodermitis selbst zu den Entzündungen am Auge. Es gibt auch ein Neurodermitis-Medikament, das als Nebenwirkung Lidrand- und Bindehautentzündungen hervorrufen kann: Dupilumab.

Dieser Wirkstoff wird als Spritze verabreicht und ist seit 2017 für die Behandlung von Neurodermitis zugelassen. Zum Einsatz kommt er normalerweise nur bei Menschen, die unter sehr stark ausgeprägten Ekzemen leiden, welche sich durch andere Maßnahmen nicht ausreichend unter Kontrolle bringen lassen.

Neurodermitis am Auge: Behandlung und Hausmittel

Wer Anzeichen für eine Neurodermitis bei sich entdeckt, sollte diese ärztlich abklären lassen. Bei Ekzemen auf den Augenlidern kann eine Hautärztin oder ein Hautarzt weiterhelfen. Zeichnet sich ab, dass bereits das Auge selbst betroffen ist, sollte die oder der Betroffene zur Augenärztin oder zum Augenarzt.

Die Behandlung richtet sich dann nach den Beschwerden. Akute Ekzeme an den Augenlidern lassen sich durch Salben mit entzündungshemmenden Wirkstoffen lindern, wie zum Beispiel niedrig dosiertes Kortison oder Ciclosporin.

Darüber hinaus sollte die oder der Erkrankte seine Augen möglichst vor reizenden Stoffen wie Konservierungsmitteln, Farb- und Duftstoffen schützen. Diese können in Make-up, Augencremes, Shampoos und Produkten zur Gesichtsreinigung stecken, aber auch in bestimmten Augentropfen und Pflegemitteln für Kontaktlinsen.

Behandlung von Lidrand- und Bindehautentzündungen

Bei Entzündungen am Lidrand und der Bindehaut gestaltet sich die Behandlung oft schwierig. Bisher ist nicht ausreichend erforscht, welche Mittel und Maßnahmen diese Art von Entzündungen am Auge wirksam und schnell lindern können. Darum erfordert die Therapie meist viel Geduld.

Im besten Fall wird der Körper selbst mit der Entzündung fertig. Um ihn dabei zu unterstützen, sind folgende Maßnahmen empfehlenswert:

  • Schützen Sie Ihre Augen vor allergieauslösenden und reizenden Stoffen.
  • Tragen Sie statt Kontaktlinsen lieber eine Brille.
  • Gegen die Trockenheit und Juckreiz können vorübergehend Gele oder Tränenersatzmittel ohne Konservierungsstoffe helfen.
  • Verwenden Sie – nach Rücksprache mit der Ärztin oder dem Arzt – antiallergische Augentropfen. Allergieauslöser wie Pollen sind zwar nicht die eigentliche Ursache der Entzündung, können diese aber verstärken.
  • Reinigen Sie Ihre Augenlider zweimal täglich gründlich von Schmutz, Sekret und Verkrustungen.

Zur Reinigung der Lider und Lidränder eignen sich feuchte Wattestäbchen oder -pads. Manchmal empfehlen Ärztinnen und Ärzte auch warme Kompressen: Dazu wird ein sauberer Waschlappen mit warmem Wasser befeuchtet und für etwa fünf bis zehn Minuten auf die Augen gelegt. Anschließend werden die Lidränder und Lider mit einem Wattestäbchen vorsichtig abgerieben.

Wichtig: Für jedes Auge ein neues Wattestäbchen verwenden und jedes Wattestäbchen nur einmal verwenden!

Stellt die Ärztin oder der Arzt fest, dass ein bakterieller Infekt die Entzündung verstärkt, können Salben mit keimtötenden Wirkstoffen (Antibiotika) zur Besserung beitragen. Wenn kein Infekt vorliegt, nützen Antibiotika hingegen nichts.

Bei schweren Entzündungen kommen zur Therapie eventuell auch Augentropfen oder Tabletten mit Ciclosporin in Frage. Das ist ein Wirkstoff, der das Immunsystem dämpft und somit Entzündungen lindern kann. Da er Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Probleme und Missempfindungen mit sich bringt, sollte er aber nur bei starken Beschwerden verordnet werden. Zur Dauertherapie ist er nicht geeignet.

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Manchmal führen die Entzündungen – gerade, wenn sie länger bestehen – zu dauerhaften Verformungen an den Lidern und Schäden an der Hornhaut. In diesem Fall können auch chirurgische Eingriffe nötig sein.

Welche Hausmittel gibt es?

Bekannte Hausmittel gegen Neurodermitis am Auge – und auch andere Arten von Entzündungen am Auge – sind Kompressen mit Kamillentee oder schwarzem Tee. Ob sie helfen oder die Beschwerden womöglich sogar verstärken können, ist aber bisher nicht wissenschaftlich untersucht. Empfehlen lassen sie sich daher nicht.

Von Kamillentee am Auge sollten Betroffene vorsichtshalber lieber die Finger lassen, weil es Hinweise gibt, dass er allergische Reaktionen hervorrufen kann. Diese können wiederum die Entzündungen verschlimmern.

Welche Augencreme bei Neurodermitis?

Bei Neurodermitis trocknet die Haut sehr schnell aus, was ihre Barriere schwächt und sie empfindlicher auf Reize reagieren lässt. Das wiederum begünstigt akute Entzündungsschübe mit Ekzemen.

Cremes können dabei helfen, die Haut feucht zu halten und somit zum Schutz vor neuen Schüben beitragen. Das Problem ist, dass viele Cremes selbst reizende Stoffe wie Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe enthalten.

In Drogerien und Apotheken gibt es auch Cremes und Augencremes, die ohne diese Stoffe auskommen. Diese müssen nicht hochpreisig sein. Eine bessere Orientierung bietet das Logo des Deutschen Allergie- und Asthmabunds: Damit werden Produkte gekennzeichnet, die frei von bekannten Reizstoffen und Allergenen sind.

Ein Garant für die Verträglichkeit ist das Logo allerdings auch nicht. Denn Menschen mit Neurodermitis reagieren sehr individuell auf verschiedene Substanzen und Reize. Daher müssen die Betroffenen in der Regel zunächst einige Produkte ausprobieren, bevor sie eines finden, mit dem sie gut zurechtkommen.

In Apotheken gibt es auch Augensalben mit Dexpanthenol zu kaufen, die gegen die Ekzeme helfen sollen. In einer kleinen Studie fanden sich tatsächlich Hinweise darauf, dass diese bei leichter bis mittelschwerer Neurodermitis tatsächlich zuträglich sein könnten.

Da an der Studie aber nur 26 Kinder teilnahmen und es Kritik an den Methoden gab, ist auf das Ergebnis nur bedingt Verlass. Hinzu kommt, dass in vielen dieser Augensalben Wollwachs steckt, was Allergien auslösen kann. Uneingeschränkt empfehlenswert sind sie daher auch nicht.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Abrufdatum: 22.2.2024)
  • Online-Informationen des Deutschen Allergie- und Asthmabunds (DAAB): www.daab.de (Abrufdatum: 22.2.2024)
  • Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: www.gesundheitsinformation.de (Abrufdatum: 22.2.2024)
  • Online-Informationen des Helmholtz Zentrums München: allergieinformationsdienst.de (Abrufdatum: 22.2.2024)
  • "Liddermatitis". Online-Informationen von Altmeyers Enzyklopädie: www.altmeyers.org (Stand: 23.4.2021)
  • Beck, K. M. et al.: "Ocular Co-Morbidities of Atopic Dermatitis". Part I: Associated Ocular Diseases. American Journal of Clinical Dermatology, Vol. 20, Nr. 6, S. 797-805 (Dezember 2019)
  • Online-Informationen von Amboss: www.amboss.com (Abrufdatum: 6.8.2021)
  • Burk, A. et al.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2018
  • Lapp, T. et al.: "Pathophysiologie der atopischen Blepharokeratokonjunktivitis". Ophthalmologe, Nr. 114, S. 504-513 (März 2017)
  • Leitlinien der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG): "Neurodermitis". AWMF-Leitlinien-Register Nr. 013/027 (Stand: 31.3.2015)
  • Subiza, J., et al.: "Allergic conjunctivitis to chamomile tea". Annals of Allergy, Vol. 65, Nr. 2, S. 127-132 (August 1990)
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