WM-Viertelfinale Drama im Elfmeterschießen: Kroatien wirft Brasilien raus
Lange tut sich der fünfmalige Weltmeister schwer mit Kroatien, scheint aber überlegen. Dann entwickelt sich großes Drama.
Brasiliens großer Traum vom sechsten WM-Titel beim Turnier in Katar ist ausgeträumt: In einem dramatischen Viertelfinale verlor die Seleção 3:5 (1:1, 0:0) nach Elfmeterschießen gegen Vizeweltmeister Kroatien und ist raus. Die Südosteuropäer stehen dagegen erneut unter den letzten Vier. Brasiliens Superstar Neymar hatte den fünfmaligen Weltmeister in der Verlängerung in Führung gebracht (105.), Bruno Petkovic (116.) schaffte noch den Ausgleich.
Im Elfmeterschießen dann avancierte schon wieder Kroatiens Torhüter Dominik Livakovic zum Helden, schon im Achtelfinale hatte er die Japaner verzweifeln lassen. Nun hielt er den Versuch von Rodrygo, Marquinhos scheiterte zudem am Pfosten.
Für den Vize-Weltmeister Kroatien geht es im Halbfinale gegen die Niederlande oder Argentinien weiter, Brasilien dagegen entwickelt einen ernsthaften Europa-Komplex: Seit dem Final-Triumph gegen Deutschland vor 20 Jahren gab es sechs K.o.-Duelle gegen europäische Teams – und dabei sechs Niederlagen. Der Traum vom "Hexa", vom sechsten Titel, wird sich auch in diesem Winter nicht manifestieren.
So lief das Spiel:
Brasilien war vorab der Inbegriff der Siegesgewissheit. Auf der Busfahrt ins Education-City-Stadion sang die Mannschaft bereits vom Titel, nun wird das Finale am 18. Dezember schon wieder ohne Brasilien steigen. Und Neymar, mittlerweile 30, läuft so langsam die Zeit davon. Denn in den Legendenstatus gelangen von Rio de Janeiro bis São Paulo nur jene, die ihr Land auch mindestens einmal zum Campeao mundial machen – er könnte irgendwann als Unvollendeter abtreten.
Die Probleme wurden früh im Spiel offensichtlich, Kroatiens Trainer Zlatko Dalic ließ seine routinierte Mannschaft mit großem läuferischen Aufwand hoch attackieren. Das war der Favorit bei dieser WM nicht gewohnt. Modric nahm Casemiro zudem in Manndeckung – und der ehemalige Bayern-Profi Ivan Perisic hatte die erste Torchance (13.).
Kroatien verteidigte souverän und hatte sich vorgenommen, den Edeltechnikern mit Konsequenz und Kontern auf die Nerven zu gehen. Eine Prise gesunde Härte, auch gegen Neymar, war Teil der Taktik, Gvardiol organisierte die Abwehr stark. Im rechten Mittelfeld fiel Josip Juranovic sehr positiv auf.
Brasilien machte nach der Pause zunächst mehr Dampf. Gvardiol stand dadurch sofort im Mittelpunkt: Erst hätte er beinahe ins eigene Tor getroffen (47.), dann rettete er mit einer Grätsche gegen Neymar – der stand allerdings im Abseits. Später scheiterte Neymar an Torhüter Dominik Livakovic, dem Helden des Elfmeterschießens im Achtelfinale gegen Japan (55.).
Erstaunlicherweise bekam Kroatien nicht weniger Ballbesitz als der Gegner, dennoch stieg der brasilianische Druck nun. Livakovic musste auch gegen Lucas Paqueta eingreifen (66.), zehn Minuten später rettete er gegen Neymar. Bald ging es torlos in die Verlängerung, erst hier nahm die Begegnung Fahrt auf - und Neymar wirkte nur für ein paar Minuten wie der große Held.
- Nachrichtenagentur SID