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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Fliesen, Metall, Glas Checkliste: Welcher Klebstoff taugt wofür am besten?
Von Alleskleber bis Sekundenkleber: Im Haushalt finden sich Klebstoffe in vielen Varianten.
Egal ob Sie mit Papier basteln, Omas Sammeltasse kitten oder einen wackligen Holzstuhl reparieren möchten: Für diese und andere Arbeiten gibt es spezielle Klebstoffe. Doch welcher kommt für welches Material infrage? Hier ist eine Übersicht der gängigsten Kleber, ihre Vorteile – aber auch ihre Grenzen.
Alleskleber
Er ist vielseitig einsetzbar: der Alleskleber. Er klebt Papier, Pappe und Karton, aber auch Holz, Filz, Stoff, Leder und Kork untereinander sowie auf Metall, Porzellan und Glas. Aber der sprichwörtliche Kleber für alles ist er nicht. "Den wahren Alleskleber gibt es nicht. Tatsächlich erfordern bestimmte Materialien bestimmte Spezialklebstoffe", erläutert Ansgar van Halteren, ehemaliger Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands Klebstoffe in Düsseldorf.
Nachteil: Auf Kunststoffen, wie beispielsweise Styropor oder Polyethylen (PE), haftet Alleskleber weniger stark. Wichtig zu wissen ist zudem, dass viele Alleskleber bei großer Hitze oder Feuchtigkeit ihre Haftkraft verlieren: Nutzen Sie ihn deshalb nur im Innenbereich.
Holzleim
Bei Reparaturen an Holz ist Holzklebstoff gut. "Holz ist ein lebendes Material. Es dehnt sich bei Wärme aus und zieht sich bei Kälte zusammen", sagt van Halteren. "Ein Holzklebstoff kann die entstehenden Schub- und Scherspannungen bis zu einem gewissen Grad aufnehmen."
Er ist auch der geeignete Kleber, wenn Holz mit einer anderen, saugenden Oberfläche wie Textilien oder Pappe verbunden werden soll. Wann immer Holz geklebt wird, sollte man mit Schraubzwingen arbeiten, um konstanten Druck auf die Klebestelle auszuüben. Bis der Leim getrocknet ist, dauert es rund 30 Minuten.
Nachteil: Einige Holzarten wie Eiche können sich verfärben, wenn sie mit Holzleim in Kontakt kommen.
Zwei-Komponenten-Kleber
Er eignet sich, wenn Holz, Pappe oder Textilien mit einem Material verbunden werden sollen, das eine starre Oberfläche besitzt – wie Metall, Kunststoff oder Keramik. Auch zwei starre Materialien fügt der Kleber zusammen. Zwei-Komponenten-Kleber besteht aus zwei voneinander getrennten Substanzen. Dafür muss der Heimwerker die beiden Komponenten direkt vor der Anwendung in dem vorgeschriebenen Verhältnis mischen.
Nachteil: Der Klebstoff ist nur für eine begrenzte Zeit verwendbar. Und seine Endfestigkeit erreicht er erst nach einer temperaturabhängigen Aushärtezeit.
Sekundenkleber
Er macht seinem Namen alle Ehre und härtet sehr schnell aus. Besonders gut haftet Sekundenkleber auf Metall, Glas und Keramik. Er eignet sich eher für kleine Flächen oder Gegenstände, die nicht fixiert werden können. Ein großflächiges Auftragen ist wegen der schnellen Aushärtung nicht möglich.
Sekundenkleber sollte besser nicht mit ungeschützten Händen aufgetragen werden: "Tragen Sie am besten Gummi- oder OP-Handschuhe", rät DIY-Academy-Experte Michael Pommer. Denn ein kleiner Tropfen reicht aus – und schon kleben die Finger zusammen.
Kommt es doch zum Klebe-Malheur, helfen Geduld oder Aceton: "Setzen Sie sich in einen bequemen Stuhl und warten Sie ab. Denn auch die Haut an den Fingern sondert Schweiß und Fett ab und löst so nach ein, zwei Stunden den Kleber."
Wer nicht so lange warten will oder kann, hat zwei weitere Möglichkeiten: Im Baumarkt gibt es spezielle Lösemittel dafür zu kaufen. "Aber auch Nagellackentferner funktioniert meist sehr gut, denn da ist Aceton drin", sagt Pommer.
Was tun, wenn Sekundenkleber ans Auge kommt?
Sollte der Kleber ans Auge geraten, sollten Betroffene auf keinen Fall selber versuchen, die Verklebung lösen. Pommer rät: "Die Verpackung und Tube einstecken und sofort einen Arzt oder ein Krankenhaus aufsuchen."
Auf der Packung stehen oft wertvolle Informationen zu den genauen Inhaltsstoffen, die sich je nach Hersteller durchaus unterscheiden können. Oft finden Sie darauf auch eine Notfallnummer des Herstellers. "Dort können die Ärzte dann anrufen, um hilfreiche Hinweise zu den Inhaltsstoffen und dem weiteren Vorgehen zu erhalten."
Wie lagert man Sekundenkleber?
Damit Sekundenkleber lange geschmeidig bleibt, lagern Sie ihn am besten im Kühlschrank, rät Pommer. Der Kleber reagiert mit der Luftfeuchtigkeit – je höher diese ist, umso schneller härtet er aus. Daher immer den Deckel wieder schnell drauf und die Tube gut zuschrauben. Eine angebrochene Packung verbrauchen Sie am besten innerhalb von zwölf Monaten.
Nachteil: Hautkontakt sollte unbedingt vermieden werden. Wenn doch die Finger zusammenkleben, helfen Fette und Hautfeuchtigkeit. Nach dem Ablösen sind die betroffenen Hautpartien gut einzucremen. Gelangt der Kleber ans Auge, muss sofort ein Arzt aufgesucht werden.
Heißkleber
Er ist unter Hobbyhandwerkern beliebt, weil er zum Basteln und Verkleben vieler Dinge verwendbar ist. Dabei werden in einer Klebepistole Schmelzkleber-Sticks erhitzt, die sich daraufhin verflüssigen. Die zu verklebenden Materialien sollten deshalb hohe Temperaturen aushalten, ohne dass sie sich verformen oder (ab-)brechen. Glas, Holz, Stoff und verschiedene Kunststoffe kommen deshalb für Heißkleber infrage. Für großflächige Arbeiten eignet er sich nicht. Auch wärmeleitende Materialien wie Metall können damit nicht verklebt werden.
Nachteil: Besondere Unfallgefahr besteht aber auch beim Arbeiten mit einer Heißklebepistole. Bei falscher Handhabung drohen schwere Verbrennungen, denn die Klebesticks werden auf bis zu 200 Grad Celsius erhitzt, erklärt Ludwig Popp, Trainer der DIY Academy in Köln. "Wer damit in Berührung kommt, hat sofort eine furchtbare Brandblase."
Kontaktkleber
Er ist auch als Kraftkleber bekannt und lässt sich sowohl für elastische Materialien wie Gummi, Leder oder Schaumstoffe als auch für Keramik, Kunststoff oder Glas verwenden. Und: Kontaktkleber ist punktuell und großflächig einsetzbar. Bei der Verwendung müssen beide zu verbindende Materialien mit dem Klebstoff bestrichen werden. Sobald der Kontaktkleber trocken ist, drücken Sie beide Klebeflächen sehr fest zusammen.
Nachteil: Korrekturen sind aufgrund der starken Klebekraft nicht mehr möglich.
Montagekleber
Er wird immer dann verwendet, wenn Schrauben, Nageln, Bohren und Dübeln nicht möglich ist. Zum Beispiel, wenn Sie im Bad auf den Fliesen einen Handtuchhalter befestigen möchten. Montagekleber eignet sich für Metall, Keramik oder Holz, aber auch als Abdichtungsmittel statt Silikon.
Nachteil: Einige Montage-Klebstoffe können nur im Innenbereich verwendet werden.
Was ist beim Kleben zu beachten?
Für alle Klebstoffe gilt gleichermaßen: Nur auf gut gereinigtem, fettfreiem Untergrund haften sie optimal. "Dazu kann der Untergrund zum Beispiel mit einem Lappen oder Küchenpapier und etwas Aceton abgewischt werden", empfiehlt van Halteren. Keinesfalls dürfe die Oberfläche aber mit Nagellackentferner vorbehandelt werden. Dieser enthält Lösungsmittel, die die Haftung des Klebers beeinträchtigen.
Wer nicht an einer Werkbank arbeitet, sollte beim Umgang mit Kleber eine glatte, strapazierfähige Unterlage verwenden. "Außerdem wird ein Lappen benötigt, um Verunreinigungen aufzunehmen und die Spitze der Tube oder Kartusche zu säubern", rät Popp. Bei Holzklebe-Arbeiten sollte außerdem eine Schraubzwinge bereitliegen.
Wie gefährlich sind Lösungsmittel?
Vorsichtig muss man auch beim Umgang mit Kleber mit organischen Lösemitteln sein. Diese verdunsten beim Verarbeiten und lassen den Kleber an der Luft fest werden. Dabei können die frei werdenden Stoffe die Schleimhäute belasten sowie in den Augen brennen oder im Hals kratzen. Die Alternative sind lösemittelfreie Kleber, in denen Wasser die Funktion der Lösemittel übernimmt. Sie binden zwar etwas langsamer, kleben jedoch genauso gut.
- Nachrichtenagentur dpa-tmn
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