Beule am Handgelenk Wie ein Überbein entsteht und behandelt wird
Als Überbein (Ganglion) wird ein kirschgroßer, harter Knubbel am Gelenk bezeichnet. Es besteht jedoch kein Grund zur Sorge: Ein Überbein ist gutartig und verschwindet meistens von allein wieder. Wir sagen Ihnen, welche Ursachen und Symptome typisch sind und wann eine OP notwendig ist.
"Bibelzyste" nannte man früher die höckerartigen Geschwulste: Sie treten typischerweise am Handgelenk auf, können aber grundsätzlich an jedem Gelenk entstehen. Denn die älteste überlieferte Therapie, um ein sogenanntes Überbein loszuwerden, bestand darin, mit einer Bibel so fest darauf zu schlagen, dass es zerplatzte.
Anders als der Name Überbein – Mediziner sprechen vom Ganglion – vermuten lässt, handelt es sich dabei nicht um einen Knochen, sondern um eine Aussackung, in deren Innerem sich Flüssigkeit ansammelt.
Wie ist ein Gelenk aufgebaut?
Durch Gelenken sind Knochen miteinander verbunden. Um das Gelenk herum liegt die Gelenkkapsel, die auf festem Bindegewebe besteht. Innen ist die Gelenkhöhle mit einer weichen Bindegewebsschicht und mit einer gallertartigen Flüssigkeit (Gelenkschmiere) gefüllt.
Ursachen: Wie entsteht ein Ganglion?
Seinen Ursprung hat das Ganglion an einer Sehnenscheide oder Gelenkkapsel. "Es bildet sich, wenn bei Belastung Gelenkflüssigkeit aus dem Gelenk herausgepresst wird", sagt Bernhard Rozée von den Orthopädischen Fachkliniken der Hessing Stiftung in Augsburg.
Durch eine Art Ventilmechanismus am Ganglion kann die Flüssigkeit nicht wieder in das Gelenk zurückfließen und formt sich zu einer harten Zyste. Wie Rozée erklärt, sei die Art der Belastung dabei nicht entscheidend.
Betroffen sind häufig Hand, Fuß und Finger
Ganglien können grundsätzlich an jedem Gelenk entstehen. Besonders häufig bilden sie sich in Bereichen, die ständig gereizt und belastet werden, wie an der Hand (am Handgelenk oder Fingerendgelenk) oder am Fuß (Sprunggelenk oder Fußrücken).
Ein besonders hohes Risiko, ein Überbein zu bekommen, haben daher auch Menschen, die viel mit den Händen arbeiten, zum Beispiel am Computer oder in handwerklichen Berufen.
Ausstülpung der weichen Gelenkhäute
Auch eine Entzündung der Sehnenscheide oder ein Kapselriss begünstigen die Entstehung eines Ganglions, da das Bindegewebe in diesem Fall mehr Flüssigkeit produziert. Aus diesem Grund gehören auch Sportler zur Risikogruppe.
Eine genetische Veranlagerung zur Bildung der Zysten wird ebenfall vermutet. Vor allem Menschen mit schwachem Bindegewebe neigen dazu, Ganglien zu bilden. Bei ihnen stülpen sich leicht die weichen Gelenkhäute nach außen. Optisch wirkt das Ganze wie eine Schwellung oder Beule.
Manchmal treten Ganglien auch bei älteren Menschen auf, die einen fortgeschrittenen Gelenkverschleiß haben, also eine Arthrose. In solchen Fällen muss man die Arthrose behandeln, nicht das Ganglion. Besonders in den Fingerendgelenken kommt das häufig vor.
Symptome eines Ganglions am Handgelenk
In den meisten Fällen verursacht ein Handgelenksganglion keine Schmerzen, sondern ist nur ein ästhetisches Problem. Manchmal ist der Knubbel auch nur so klein, dass er nicht einmal bemerkt wird.
Bei größeren Ganglien können Symptome wie Druckschmerzen und Bewegungseinschränkung auftreten. Drückt das Überbein außerdem auf umliegende Nerven kann es zusätzlich zu Kribbeln und Taubheitsgefühlen kommen.
Überbein an der Hand: Was tun?
Kai Megerle, Handchirurg am Klinikum rechts der Isar an der Technischen Universität München, rät von der brachialen biblischen Methode dringend ab. "Erstens besteht die Gefahr, sich zu verletzen, und zweitens kommt das Ganglion danach meistens sehr schnell wieder, da man die Ursache so nicht beseitigt."
Er empfiehlt, erst einmal abzuwarten, ob die Ausstülpung Beschwerden verursacht und ob sie von selbst wieder weggeht. Denn Ganglien sind völlig ungefährlich, verursachen nur selten Schmerzen und verschwinden häufig sogar genau so spontan, wie sie gekommen sind, so dass eine Behandlung beim Arzt gar nicht nötig ist.
Wann zum Arzt?
Wenn die Ausstülpung allerdings auf einen Nerv oder eine Sehne drückt, kann das schmerzhaft sein. Manchmal behindert es auch beim Arbeiten oder beim Schreiben.
"In solchen Fällen muss man etwas unternehmen", sagt Rozée. Eine Entlastung des Gelenks, beispielsweise durch eine Schiene, kann vorübergehend helfen.
Behandlung: Wann ist eine Operation nötig?
Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen und das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen, raten die Ärzte bei Ganglien zu einer Operation. Dabei wird versucht, den Ventilmechanismus des Ganglions zu beseitigen und das Gelenk so dicht zu verschließen, dass keine Flüssigkeit mehr austreten kann.
"Vor einer Operation sollte man aber mindestens drei Monate, besser noch sechs Monate warten, ob das Ganglion nicht doch von allein verschwindet", erklärt Rozée. Denn auch eine Operation kann das Problem nicht in allen Fällen lösen.
Bei 10 bis 20 Prozent der Betroffenen kommt das Überbein anschließend wieder. Wer ein Ganglion aus ästhetischen Gründen entfernen lassen möchte, sollte sich klar darüber sein, dass nach dem Eingriff eine Narbe bleibt.
Behandlung ohne OP: Punktion bringt nichts
Eine sanftere Methode zur Entfernung des Ganglions ist die sogenannte Punktion. Dabei sticht man mit einer Nadel in die Ausstülpung und saugt die Flüssigkeit ab.
"In der Regel kommt das Ganglion danach sehr schnell wieder. Außerdem besteht die Gefahr einer Infektion, wenn von außen Keime in das Gelenk gelangen." Megerle warnt: "Eine Infektion nach einer Punktion kommt zwar sehr selten vor, aber wenn es passiert, drohen dauerhafte Schmerzen und Einschränkungen der Beweglichkeit."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Nachrichtenagentur dpa
- Online-Informationen von Pschyrembel: Ganglion: https://www.pschyrembel.de/Ganglion%20%5BNervensystem%5D/K08EM Abruf: 07/2022)
- Online-Informationen von Deximed: Ganglion: https://deximed.de/home/klinische-themen/orthopaedie/krankheiten/verschiedene-krankheiten/ganglion (Abruf: 07/2022)