Das sagen Experten Funktionieren sogenannte Stoffwechseldiäten?
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Stoffwechseldiäten sollen den Verbrauch ankurbeln, die Fettverbrennung steigern oder Krankheiten bekämpfen. Was bringen diese Programme wirklich?
Sogenannte Stoffwechseldiäten gibt es eine ganze Reihe. Gemeinsam haben sie, dass sie den Stoffwechsel, also die Gesamtheit der Verdauungs- und Verbrennungsprozesse im Körper, verbessern sollen, sodass auf diese Weise die Pfunde purzeln sollen. Einige sind auf zwei bis drei Wochen angelegt, andere dauern deutlich länger.
Die meisten Konzepte schränken dabei stark die Zufuhr von Kohlenhydraten ein. Dafür gibt es bei den meisten Varianten viel Eiweiß aus tierischen Quellen wie Fleisch, Fisch und Eiern sowie Gemüse. Einige schließen bestimmte Lebensmittel aus, andere wiederum basieren auf der Idee, dass jeder einen individuellen Stoffwechsel hat und sich je nach Typ ernähren muss. Doch wie gesund sind Stoffwechseldiäten – und funktionieren sie überhaupt? Wir geben einen Überblick zu den gängigsten Konzepten:
Blutgruppendiät
Die sogenannte Blutgruppendiät wurde vom US-Amerikanischen Alternativmediziner Peter J. d'Adamo entwickelt. Sie basiert auf der Idee, dass die jeweilige Blutgruppe eines Menschen (A, B, AB, 0) vorgibt, auf welche Art er sich ernähren muss, weil er "evolutionär bedingt" nicht alle Lebensmittel gleich gut verträgt.
Der Erfinder ist überzeugt, dass sich die Blutgruppen in unterschiedlichen Phasen der Menschheitsgeschichte herausgebildet haben. Je nach Blutgruppe sollen die Betroffenen entweder "Jäger" (Blutgruppe 0) sein und deshalb Fleisch besonders gut vertragen. Menschen mit der Blutgruppe A werden als "Landwirte" eingestuft und sollen sich daher vegetarisch ernähren. Inhaber der Blutgruppe B gelten demnach als "Nomaden" und können alles essen, während diejenigen, welche die Blutgruppe AB haben, als "Rätselhafte" eingestuft werden. Sie sind demnach für eine Mischkost prädestiniert, bei der es viel Getreide und Milchprodukte gibt, jedoch wenig Fleisch. Wenn man sich an diese Vorgaben hält, wird man gesünder und verringert sein persönliches Risiko für verschiedene Erkrankungen – so das Versprechen.
Der Diät fehlt allerdings jede wissenschaftliche Grundlage. Man kann mit ihr Gewicht verlieren, wenn die aufgenommenen Kalorien unter denen des persönlichen Bedarfs liegen. Darüber hinaus bietet eine Ernährungsweise nach solchen Kriterien aber keine Vorteile. Im Gegenteil: Die Einschränkung auf bestimmte Lebensmittel ist nicht empfehlenswert, weil der Speiseplan damit nicht mehr ausgewogen ist.
Metabolic Balance
Bei dieser Diätform handelt es sich um ein kommerzielles Programm. Abnehmwillige können sich kostenpflichtig beraten lassen. Der Preis variiert je nach Modul und Dauer von 300 bis knapp 850 Euro. Die Krankenkassen erstatten die Kosten nicht.
Die Besonderheit bei der Stoffwechseldiät Metabolic Balance liegt darin, dass Berater auf Grundlage von verschiedenen Blutwerten einen individuellen Plan für jeden Teilnehmer entwickeln. Bei den Werten, die ermittelt werden, handelt es sich im Wesentlichen um ein großes Blutbild, das auch jeder Hausarzt bei einem Check-up vornimmt.
Den Entwicklern der Diät zufolge hat jeder einen individuellen Stoffwechsel, dem man mit bestimmten Lebensmitteln gerecht werden müsse. Bestimmte Enzyme und Hormone geben dabei die Stoßrichtung des Programms vor. Details dazu halten die Macher allerdings geheim. Sie behaupten, dass Blutwerte, individuelle Vorlieben, Unverträglichkeiten, Krankheiten oder Vorerkrankungen zusammengenommen eine maßgeschneiderte Ernährungsweise erfordern – dem individuellen Stoffwechsel angepasst.
Für die Erstellung eines individuellen Speiseplans zum Abnehmen haben die Urheber ein Computerprogramm entwickelt, das aus 36 Blutwerten und den sonstigen körperlichen Rahmenbedingungen (Gewicht, Körpermaße, Medikamente etc.) bestimmte Verhaltensregeln generiert. Dieser Rahmenplan wird von einem Berater überprüft.
Mit Blick auf den Gewichtsverlust funktioniert Metabolic Balance. Man nimmt ab, denn die Kalorienzufuhr während dieser Diätform ist stark gedrosselt. In den ersten zwei Wochen dürfen Teilnehmer täglich nur rund 1.000 Kalorien zu sich nehmen. Es handelt sich um eine Mischkost mit sehr wenigen Kohlenhydraten, viel Gemüse, etwas Obst und einem leicht erhöhten Eiweißanteil. Insofern ähnelt die Diät verbreiteten Empfehlungen zur Gewichtsreduktion. Eine negative Energiebilanz führt bei jedem dazu, dass er abnimmt. So weit, so logisch.
Es fehlt bislang an wissenschaftlichen Nachweisen, dass die individuellen Kriterien, die auf bestimmten Blutwerten basieren eine Grundlage haben. Unabhängige Experten raten von der Diät ab. So konstatiert die Verbraucherzentrale NRW: "Der Speiseplan erscheint sowohl in der Lebensmittelauswahl als auch kalorisch sehr eingeschränkt (nach Anbieteraussage wird lediglich der Grundumsatz abgedeckt). Die Ernährungsregeln sind sehr streng, die strikten und mengenmäßig sehr detaillierten Zuweisungen an Lebensmitteln (grammgenau in der strengen Phase) für uns nicht nachvollziehbar."
Ein zentraler Kritikpunkt, den die Verbraucherschützer dabei äußern, ist , dass es zudem "wissenschaftlich nicht nachzuvollziehen" ist, warum bei der Diät persönliche Empfehlungen vorgenommen werden. Ein Teilnehmer des Programms soll etwa Mozzarella und Papaya essen, ein anderer wiederum Ricotta und Rhabarber. Die Begründung der Macher des Programms ist, dass die unterschiedlichen Stoffwechselvorgänge dies erforderten.
Abnehmprogramme der Krankenkassen
Gesetzliche wie private Krankenkassen erstatten oder bezuschussen ihren Versicherten Programme zur Gewichtsreduktion. Voraussetzung ist teilweise ein ärztliches Attest, das etwa Adipositas, Diabetes oder Stoffwechselstörungen wie erhöhte Blutfette (Cholesterin, Triglyzeride) bescheinigt. Häufig bieten die Kassen aber auch kostenlose Online-Kurse zum Abnehmen für jeden Interessierten an, ganz unabhängig vom Gewicht. Bei Diätprogrammen, die von Krankenkassen finanziert werden, können sich die Versicherten darauf verlassen, dass sie von zertifizierten Ernährungsberatern betreut werden.
Metabolic Typing
Auch dieses Abnehmkonzept zählt zu den sogenannten Stoffwechseldiäten, bei denen je nach Typ nur bestimmte Sachen gegessen werden dürfen. Das Programm liegt der Auffassung zugrunde, dass der eine von Nährstoffen wie Kohlenhydraten dick wird und der andere von Fetten. Dabei soll sowohl das Verbrennungstempo, das Nervensystem und der jeweilige Drüsentyp relevant sein. So soll die individuelle Aktivität des Nervensystems "Schnellverbrenner" und "Langsamverbrenner" hervorbringen. Die Drüsentypen werden gegliedert in "Schilddrüsentyp", "Nebennierentyp", "Hypophysentyp" und Frauen können zudem zum "Eierstocktyp" gehören.
Die Zugehörigkeit zu den jeweiligen Stoffwechseltypen richtet sich nach den individuellen Nahrungsmittelvorlieben und anhand der Fettverteilung. Dabei werden die einen zu den Kohlenhydrattypen, die anderen zu den Eiweißtypen gezählt und wieder andere gelten als Mischtypen.
Wer diese Diät machen möchte, muss sie bezahlen und erhält dann einen Speiseplan, der über ein PC-Programm erstellt wird und individuell zugeschnitten sein soll.
Experten der Verbraucherzentralen schreiben einen Abnehmerfolg bei dieser Diät vor allem der Tatsache zu, dass einerseits viele hochkalorische Lebensmittel nicht gegessen werden sollen. Eine Verbesserung des Stoffwechsels ist demnach nicht der Grund für die Gewichtsabnahme. Es fehlen auch bei dieser Ernährungsform wissenschaftliche Belege. Zudem ist "Metabolic Typing" nicht ausgewogen, weil bestimmte "Stoffwechseltypen" gesunde Nahrungsmittel wie Obst meiden sollen.
Genotyp-Diät
Dieses Konzept geht davon aus, dass bestimmte Gene vorgeben, welche Nahrung zu welcher Person passt. Rund 30 Genvarianten werden dabei über eine Speichelprobe analysiert und dienen der Einstufung. Die Kosten liegen bei mindestens 200 Euro. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht.
Die Ernährungswissenschaft geht davon aus, dass es durchaus individuelle Ernährungsmuster gibt, die dem einen besser bekommen und dem anderen weniger gut. Jedoch stecken entsprechende Gen-Analysen und die daraus abgeleitete individuelle Ernährungsweise noch in den Kinderschuhen. Noch wissen wir nicht, welche Gene welche Auswirkungen auf Nahrungsmittelverwertung jedes Einzelnen haben. Die kommerziellen Programme, die Gentests anbieten und entsprechende Einstufungen in Ernährungstypen vornehmen, sind deshalb als nicht seriös anzusehen.
Die Verbraucherzentrale NRW hat zu Gentests eine sehr kritische Stellungnahme veröffentlicht: "Anbieter von Gentests, die ihren Kunden keine persönliche, fachlich fundierte oder ärztlich begleitete Beratung anbieten, handeln grob fahrlässig: Denn ohne Einordnung der Ergebnisse können diese die Betroffenen verunsichern und überfordern", heißt es auf der Internetseite der Verbraucherschützer.
Man kann mit der Diät genauso abnehmen, wie mit jeder anderen, wenn man für eine negative Energiebilanz sorgt. Das heißt, wenn man weniger zu sich nimmt als man verbraucht.
Max-Planck-Diät
Dieses Programm stammt nicht von der Max-Planck-Gesellschaft. Der Forschungsverbund distanzierte sich bereits vor Jahren von dieser Diät.
Bei dem Abnehmprogramm, das nur zwei Wochen dauert, stehen vor allem Eiweiße mit Fleisch und Eiern aber auch Gemüse auf dem Speiseplan. An Kohlenhydraten wird massiv gespart, die Diät ist zudem fettarm gestaltet. Es ist also ein strenges Low-Carb-Programm, bei dem die Kalorienzufuhr insgesamt extrem eingeschränkt wird. Am Tag sind nur noch durchschnittlich 600 Kalorien erlaubt. Schwarzer Tee und Kaffee mit Zitrone sind ebenfalls zentraler Bestandteil dieses Konzeptes. Auch hier soll durch die veränderte Ernährungsweise der Stoffwechsel angekurbelt werden – sogar für mehrere Jahre noch nach der Diät, weshalb man dann drei Jahre lang nicht zunehme.
Die Gewichtsabnahme funktioniert bei der sogenannten Max-Planck-Diät schlicht, weil die tägliche Aufnahme von Kalorien weit unter dem durchschnittlichen Grundumsatz liegt. Empfehlen können seriöse Ernährungsexperten die Reduktionsdiät nicht. Sie ist extrem einseitig und führt nur deshalb nicht zu Mangelerscheinungen, weil sie nicht auf Dauer angelegt ist.
Fazit zu Stoffwechseldiäten
Sogenannte Stoffwechseldiäten gibt es viele. Der Artikel erhebt dahingehend keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Was all diese Programme gemeinsam haben, ist, dass ihnen die wissenschaftliche Grundlage fehlt. Abnehmen kann man mit den hier genannten Diäten durchaus, ein gesundheitlicher Nutzen, der über normale Diätprogramme von anerkannten Ernährungsexperten hinausgeht, besteht nach derzeitigem Stand nicht. Im Gegenteil: Sind die Diäten zu einseitig, schaden sie, zumindest wenn man sich längerfristig danach richtet.
Abnehmprogramme sollten nicht einseitig sein, sondern eine Vielfalt an gesunden Lebensmitteln einbeziehen. Wer auf Dauer schlank bleiben möchte, muss seine Ernährung grundsätzlich anpassen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Konsument: Metabolic Balance Diät
- Techniker Krankenkasse: Gesundheitskurse, Ernährungskurse
- Krankenkasse AOK: Abnehmen mit Genuss
- Krankenkasse DAK: Gewicht reduzieren
- eigene Recherche