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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Jasna Fritzi Bauer "Tatort"-Star übt Kritik: "Viele hatten Angst um ihre Jobs"
Jasna Fritzi Bauer ermittelt heute im "Tatort". Mit t-online spricht sie über persönliche Ängste und verrät, wie sie mit Unsicherheiten im Beruf umgeht.
Drei Freundinnen wollen im neuen Bremer "Tatort" ohne technische Hilfsmittel zurück aus dem Wald finden. Das angedachte Abenteuer endet im Horror. Für Jasna Fritzi Bauer, die Ermittlerin Liv Moormann spielt, wäre das nichts. Sie hat Angst vor dem Wald und könnte auch nur schlecht ohne ihr Handy leben
Mehr Mut beweist sie dagegen als Schauspielerin: Den anfänglichen Bedenken ihrer Eltern zum Trotz verfolgte sie ihren Berufswunsch. Jasna Fritzi Bauer weiß mit den Unsicherheiten, die damit einhergehen, umzugehen. Und stellt sich auch den unbequemen Themen ihrer Branche.
Mit t-online spricht die 35-Jährige über Frauen in der Fernsehindustrie und wird bei ihren Ängsten, Schwächen und ihrer Kindheit sehr privat.
t-online: Survival-Trainings sind aktuell angesagt. Wäre das auch was für Sie privat?
Jasna Fritzi Bauer: Nicht zwingend. Ich würde mich nicht unbedingt freiwillig dazu melden.
Was ist Ihre größte Angst?
Ich bin nicht so gerne im Wald, weil ich es dort gruselig finde. Ich habe auch viel Angst vor Dunkelheit, weil ich im Dunkeln nicht sehr gut sehe.
Gibt es irgendeine Angst, der Sie sich schon mal gestellt haben?
Meiner Höhenangst habe ich mich erst vor Kurzem auf einem Jahrmarkt gestellt: in einem Riesenrad. Da waren mehrere Kinder beteiligt, die mich gezwungen haben.
Im "Tatort" versuchen drei Freundinnen, ohne technische Hilfsmittel aus dem tiefen Wald zurück nach Hause zu finden. Wie abhängig sind Sie von Ihrem Handy?
Ich bin schon sehr viel am Handy. Dummerweise. Ich würde meinen Konsum gerne einschränken, aber das funktioniert einfach nicht. Durch die Arbeit bin ich auch einfach an mein Handy gebunden. Natürlich habe ich auch schon mal Digital Detox ausprobiert und habe dann angekündigt: Ich bin jetzt zehn Tage im Urlaub und bin nicht erreichbar. Und trotzdem habe ich dann mal kurz meine Arbeits-E-Mails geprüft.
Die drei Freundinnen im Wald merken bald, dass sie doch nicht so gut miteinander befreundet sind. Möchte unsere Gesellschaft manchmal noch, dass sich Frauen eher bekriegen als unterstützen?
Ich glaube schon. Man erwartet von Frauen fast schon, dass sie sich anbiesten. Natürlich können Frauen wahnsinnig gemein sein, vor allem wenn sie sich nicht mögen. Dann reden sie schon anders übereinander als Männer. Aber grundsätzlich müssen sich Frauen mehr unterstützen. Wir leben immer noch in einer sehr patriarchalen Gesellschaft.
Welche prominente Frau ist Ihnen eine große Freundin?
Mit Anna Maria Mühe bin ich sehr, sehr eng befreundet. Wir haben uns vor Jahren in Wien kennengelernt und als ich damals dann zurück nach Berlin gegangen bin, lebte sie direkt um die Ecke. Seitdem sind wir wie eine Familie. Sie ist meine Wahlfamilie.
Mit dem Netzwerk "Frauen30" haben Sie sich gemeinsam mit Kolleginnen in Berlin dafür eingesetzt, dass Mädchen ihren eigenen Weg gehen und nicht den Träumen anderer folgen. Haben Sie immer Ihren Traum verfolgt, Schauspielerin zu werden?
Meine Eltern haben sich am Anfang viele Sorgen gemacht, weil der Beruf der Schauspielerin schon eher unsicher ist. Man weiß nie, wie es weitergeht und lebt auch eher von der Hand in den Mund. Aber sie haben dann sehr bald gesehen, dass ich mich mit dem Beruf ernähren und meine Miete zahlen konnte.
Ich finde es sehr anstrengend, wenn Kinder überbehütet und verhätschelt werden.
Jasna Fritzi Bauer
Haben Sie vor Ihrem Erfolg kurz ans Aufhören gedacht?
Gar nicht. Mit meinen Eltern im Nacken hatte ich mir damals bei Durststrecken schon manchmal die Frage gestellt, ob das jetzt alles sein muss und wie es weitergeht. Aber mir fielen einfach nicht viele andere Berufe ein, die ich gerne gemacht hätte [lacht].
Ihre Eltern ließen Ihnen also freien Lauf. Was halten Sie vom genauen Gegenteil – von Helikopter-Eltern wie im neuen Tatort?
Ich finde es sehr anstrengend, wenn Kinder überbehütet und verhätschelt werden. Oftmals ist das auch sehr maßlos. Wie sollen Kinder eigenständig werden und irgendwann ihren eigenen Weg gehen? Das ist nicht sehr lebensvorbereitend und geht später dann so weit, dass viele gar nicht wissen, wie man eine Waschmaschine anmacht.
Wie sind sie aufgewachsen?
Ich bin sehr frei aufgewachsen und war mit meinen größeren Geschwistern sehr viel draußen. Unsere Eltern haben uns sehr viel Vertrauen geschenkt, weshalb wir sehr viele Dinge machen durften.
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Können Sie sich daran erinnern, was Sie mit einer Ihrer ersten Gagen gemacht haben?
Ich habe damals meiner Mutter einmal einen Fernseher mit einer meiner ersten Gagen gekauft. Mir habe ich dann auch mal das eine oder andere teure Kleidungsstück gegönnt.
Wie haben Sie sich als Schauspielerin finanziell für die Zukunft abgesichert?
Gar nicht [lacht]. Ich habe eine Immobilie, darauf setze ich.
Haben Sie in Ihrem Beruf nicht mal Angst vor finanziellen Engpässen?
Das hat man immer. Weil man als Schauspielerin und Schauspieler nie weiß, ob und welche Angebote hereinkommen. Man lebt eher in den Tag hinein. Und in unserer Branche spielt man eh, bis man tot umfällt. Es gibt viele Kolleginnen und Kollegen, die bis ins hohe Alter arbeiten.
Vor einem Jahr haben Sie gesagt, dass sich in der Film- und Fernsehbranche noch viel verändern muss. Welche Zwischenbilanz ziehen Sie?
Dieser Prozess wird länger dauern als ein Jahr, weil er auch so wichtige Dinge wie den Arbeitsschutz und die Arbeitssicherheit betrifft. Solange Schauspielerinnen und Schauspieler in Deutschland noch keine richtige Gewerkschaft haben, wird es noch viel Zeit brauchen.
Wären Sie bei einem Streik wie in Hollywood dabei?
Sicherlich. Natürlich kommt es darauf an, worum es geht. Aber in Hollywood war der Streik notwendig.
Sie waren neben Nora Tschirner auch eine der wenigen, die nach den Vorwürfen gegen Til Schweiger die Missstände in der deutschen Filmindustrie angesprochen haben. Warum gab es damals nicht mehr Stimmen, die sich zu Wort gemeldet haben?
Weil viele Angst um ihre Jobs hatten und es dabei auch um Machtmissbrauch geht. Noch dazu verdient hier keiner so horrende Summen wie prominente Hollywood-Stars, viele konnten sich das schlichtweg nicht leisten.
Hatten Ihre öffentlichen Worte damals Konsequenzen für Sie?
Das war nicht bemerkbar für mich. Ich würde alles wieder so machen, ich bereue nichts.
Der Bremer Tatort: Angst im Dunkeln ist am Ostermontag, 1. April, um 20.15 Uhr im Ersten und in der ARD Mediathek zu sehen.
- Interview mit Jasna Fritzi Bauer
- ARD: Presseservice
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