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AfD-Politiker: Daniel Halembas rechtsextreme Burschenschaft vor dem Aus?


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Halembas rechtsextreme Burschenschaft vor dem Aus?


Aktualisiert am 04.03.2024Lesedauer: 5 Min.
AfD-Politiker Daniel Halemba: Seine vom Verfassungsschutz beobachtete "Prager Burschschaft Teutonia" steht vor dem möglichen Aus.Vergrößern des Bildes
AfD-Politiker Daniel Halemba: Seine vom Verfassungsschutz beobachtete "Prager Burschschaft Teutonia" steht vor dem möglichen Aus. (Quelle: Future Image, Montage: Heike Aßmann/imago-images-bilder)

Die Skandal-Burschenschaft Teutonia des bayerischen AfD-Landtagsabgeordneten Daniel Halemba steht mindestens vor der Spaltung. Alte Herren mit Geld steigen aus, weil es nur noch um die AfD gehe.

Es gab eine Razzia, der Verfassungsschutz beobachtet*, Videobilder von Hitlergrüßen im Haus tauchten auf und Mitglieder nutzten sie für Machtspiele in der AfD: Die Würzburger Burschenschaft Teutonia mit dem Landtagsabgeordneten Daniel Halemba zerlegt sich offenbar selbst. Einige Mitglieder erklären den Bruch, weil es nur noch um die AfD gehe.

In einem intern verbreiteten Schreiben rechnen nach eigener Darstellung 25 Alte Herren, also Mitglieder der Burschenschaft nach Abschluss ihres Studiums, mit Entwicklungen in der Verbindung ab. Sie ziehen ein vernichtendes Fazit: "Wir halten die Fortführung des aktiven Betriebs aktuell für aussichtslos."

Die Stellungnahme, die t-online vorliegt, deutet auf einen heftigen Richtungsstreit hin, in dem das AfD-Lager sich durchgesetzt hat. "Alle Initiative wird der parteipolitischen Betätigung untergeordnet." Was steckt hinter dem Schreiben, das nach den Vorfällen um Halemba das Aus für eine der bekanntesten rechtsextremen Verbindungen bedeuten könnte?

Antifa-Seite hat Schreiben öffentlich gemacht

Öffentlich gemacht hat die Stellungnahme die Seite "Autonome Antifa Freiburg". Das linke Portal hat eine lange Vergangenheit, verlässlich Informationen insbesondere über Entwicklungen von Burschenschaften im rechten Spektrum an die Öffentlichkeit zu bringen.

Nach t-online-Informationen soll das Schreiben der Teutonen wie darin angegeben an einen kleinen Kreis von Burschenschaftlern bei Albia Wien und Arminia Graz versendet worden sein, um sich dort quasi vorerst abzumelden. Teutonia und die beiden Burschenschaften in Österreich sind nach eigenem Verständnis so etwas wie unterschiedliche Standorte eines gemeinsamen Bundes, sie bilden zu dritt das Schwarz-Rot-Goldene Kartell.


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Für den Brief sind Alte Herren verantwortlich, die bislang nach eigener Darstellung für die Teutonia eine existenzielle Rolle spielen. Aufgelistet sind 22 Nachnamen ohne Vornamen und zusätzlich Angaben, ob sie in Würzburg, Regensburg oder Nürnberg zu der Teutonia gestoßen seien. In den drei Städten hatte die Teutonia in den vergangenen Jahrzehnten ihren Sitz.

Halemba hatte SS-Befehl im Zimmer hängen

Heute verfügt sie über das "Teutonenhaus", eine frühere Arztvilla im Würzburger Stadtteil Frauenland, die durch Mauern und Tore sichtgeschützt abgeschirmt ist. Hier wohnte auch der heutige AfD-Abgeordnete Daniel Halemba und hatte in seinem Zimmer einen Befehl von Heinrich Himmler hängen, wie sich bei einer Durchsuchung herausstellte. Deutsche Stellen hatten aus Österreich Fotos erhalten, die mutmaßlich verbotene Symbole in dem Haus zeigten. In einem Video ist zu sehen, wie – bereits vor Halembas Zeit im Haus – beim Verlassen des Hauses der Hitlergruß gezeigt wurde (Die Szene sehen Sie hier im Video).

Die Burschenschaft geriet dann endgültig in die Schlagzeilen, als wegen der Vorwürfe Teutone Halemba am Tag der Eröffnung des neuen bayerischen Landtags verhaftet wurde. Eigentlich hatte der 22-Jährige dort als jüngster Abgeordneter reden sollen. Die Staatsanwaltschaft hatte aber bei den laufenden Ermittlungen wegen des Verdachts der Volksverhetzung und der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen Verdunklungsgefahr gesehen: Es habe Hinweise gegeben, dass er Zeugen aus der Teutonia unter Druck setze. Halemba stellte sich, kam schnell wieder auf freien Fuß, durfte aber nun zu anderen Teutonen keinen Kontakt haben.

In der Folge kamen durch t-online-Recherchen neue Vorwürfe an die Öffentlichkeit: Die Adresse des Burschenschaftshauses wurde für Meldebetrug genutzt, um Halemba-Unterstützer rechtzeitig vor seiner parteiinternen Nominierung in die AfD aufzunehmen und ihnen Wahlrecht zu verschaffen. Halemba hatte sich durchgesetzt und schaffte danach den Einzug in den Landtag.

Halemba darf Burschen wieder treffen

Die Ermittlungen wegen der gefundenen Gegenstände im Haus sind inzwischen eingestellt. Die Justiz sieht kein Risiko mehr für ihre Arbeit durch Halemba. Im Januar wurde der Haftbefehl mitsamt der Auflagen komplett aufgehoben. Das heißt: Seither darf Jungpolitiker Halemba seine Bundesbrüder wieder sehen. Und es gibt bestimmt einiges zu bereden bei der "Prager Burschenschaft Teutonia zu Würzburg". Seit Dezember wird sie auch vom Verfassungsschutz beobachtet, nachdem Funde auch eine Unterstützung der "Identitären Bewegung" nahelegten.

Und der Brief der abtrünnigen Teutonen lässt kein gutes Haar an den Aktiven. Die Vorwürfe in dem Brief: "Unehrlichkeit, mangelnde Charakterfestigkeit, Wegbrechen unserer Wertegemeinschaft", dazu werden "Radikalisierung und weltanschauliche Verengung" kritisiert – ohne gegensteuern zu können. Beschlüsse würden schlicht nicht befolgt und unterlaufen.

Der Name des Erstellers des Dokuments führt zu einem im Ausland tätigen renommierten Rechtsanwalt. Sein Name findet sich auch unter den 22 Unterzeichnern, und es gibt starke Belege, dass er tatsächlich mit der Teutonia verbunden ist. Auf Anfragen an seine Kanzlei und sein Facebook-Profil kam am Sonntag keine Rückmeldung. Die angegebenen Unterzeichner bezeichnen sich als "wesentlicher Teil der Altherrenschaft und der Inaktiven", der "über Jahrzehnte die burschenschaftlich-waffenstudentische Tradition bewahrt" und den Bund auch wirtschaftlich getragen haben. Die bisherige Stärke der Altherrenschaft habe zuletzt nur knapp den Erhalt des Hauses ermöglicht. Würde bedeuten: Durch den Abgang der Geldgeber sieht es düster aus.

Wer das eventuell bestätigen oder entkräften könnte, ist der im Vereinsregister eingetragene Vorsitzende des "Teutonenheim zu Würzburg e.V.", ein zumindest früheres AfD-Mitglied aus Nürnberg. Er hat den Brief offensichtlich nicht mitunterzeichnet, zumindest steht sein Name nicht unter dem Brief. Der Mann, der sich am Sonntag unter seiner Telefonnummer meldet, will mit der Presse nicht reden und nicht einmal bestätigen, dass er der Vorsitzende ist.

Dafür antwortet jemand aus dem Umfeld der verbliebenen Aktiven auf eine t-online-Anfrage. Er behauptet, dass die Teutonia "weiterhin ihren Weg als politisch konservative und demokratische Burschenschaft" gehen werde. Er räumt ein, dass es einen zumindest inhaltlich ähnlichen Brief gibt. Nach seiner Darstellung seien von den genannten Unterzeichnern aber einige verstorben, andere würden ihn nicht mittragen, massenweise Austritte gebe es nicht.

Er stellt sogar vage in den Raum, es sei "möglich, dass die Antifa einen Großteil der ihr bekannten Namen" unter das Schreiben gesetzt habe. Er behauptet das nicht, sondern stellt es als Möglichkeit dar. Das lässt sich nicht überprüfen, die Antifa-Seite hat in der Vergangenheit keine Fakes verbreitet.

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Grünen-Politiker: "Druck wirkt"

Der örtliche Grünen-Politiker Sebastian Hansen, der die extreme Rechte im Raum Würzburg intensiv beobachtet, zieht mehrere Schlüsse: "Das kann eine Vorsichtsmaßnahme sein, um bei einem Vereinsverbot das Vermögen zu retten und selbst einer möglichen strafrechtlichen Verfolgung zu entgehen." Schließlich könnte es künftig um die Frage der Unterstützung einer möglichen kriminellen Vereinigung gehen.

Der frühere Sprecher der Grünen Jugend Bayern sagt: "Authentizität vorausgesetzt, sind offenbar Mitglieder der Burschenschaft mit der offenen NS-Verherrlichung der Aktivitas doch nicht ganz einverstanden". Solche Reaktionen seien sicher auch eine Reaktion auf den inzwischen durch Öffentlichkeit und Sicherheitsbehörden erzeugten Druck. Druck sollte trotz des Schreibens aufrechterhalten werden. "Der Vorgang ist selbstverständlich mit großer Vorsicht zu genießen. Über das Ende extrem rechter Strukturen sollte man sich nicht zu früh freuen."

*Wir hatten an dieser Stelle geschrieben, der Verfassungsschutz sei dort gewesen. Es ging aber darum, dass der Verfassungsschutz die Burschenschaft beobachtet.

Verwendete Quellen
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