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Neuroathletik: Training für's Gehirn zur Leistungssteigerung


Training für Körper und Gehirn
Neuroathletik: Mehr leisten, weniger leiden

Stress entsteht nicht nur durch persönliche Konflikte oder Belastungen im Job, sondern auch durch fehlerhafte Körperhaltungen und Bewegungsabläufe. Wie Neuroathletik Fehler korrigieren kann.

Aktualisiert am 07.09.2023|Lesedauer: 3 Min.
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Es soll die Leistungsfähigkeit steigern, Verspannungen lösen und Schmerzen lindern – und zwar auf individueller Ebene: neuroathletisches Training. Der Grundgedanke dahinter ist, dass Bewegung nicht über die Muskeln entsteht. Die Muskulatur stellt lediglich den Bewegungsapparat.

Gina Lückenkemper: Sie hat die Verhältnisse vor Ort kritisiert.Vergrößern des Bildes
Gina Lückenkemper: Die Sprinterin setzt im Training auf Neuroathletik. (Quelle: IMAGO/CHAI)

Bewegung und Schmerz entstehen im Gehirn

Bewegung entsteht im Gehirn, ebenso verhält es sich mit Schmerzen und Emotionen. Im Neuroathletiktraining wird also eine verbesserte Verbindung von Reizen, die im Gehirn entstehen, und der muskulären Ausführung angestrebt.

Trainiert werden in der Neuroathletik drei Bereiche:

  1. Das Gleichgewicht ist verantwortlich für die Regulation der Körperhaltung, Raumorientierung und Blickstabilisation.
  2. Die visuelle Wahrnehmung ist die Fähigkeit, Informationen zu interpretieren, die über die Augen empfangen werden.
  3. Die taktile Wahrnehmung (Schmerz-, Tast- und Temperatursinn) kann durch Reize Verspannungen lösen und Schmerzen lindern.

Mit Erkenntnissen aus der Neuroathletik arbeitet auch das Team rund um den Gesundheitsexperten Arlow Pieniak. Auf Instagram teilt das Team kurze Videos von Übungen, mit denen Schmerzen und Stress reduziert werden sollen, um das allgemeine Wohlbefinden zu steigern.

"Endlich richtig Stress"

Pieniak gründete mit seiner Partnerin und Inken Roß, die als systemische Coachin tätig ist, "Work it Training". Mit verschiedenen Online-Angeboten und Personal Training in ihrem Studio vor Ort in Hamburg wollen sie "das Leben der Menschen nachhaltig verbessern".


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"Der Körper ist konstant gestresst. Wenn Stress reduziert wird, ist plötzlich auch der Job weniger anstrengend oder der Partner weniger doof. Bei manchen ist der Job auch immer noch nervig, aber dann ist zumindest der Körper nicht mehr das Problem."


Arlow Pieniak


Das Team setzt auf die Verbindung der Muskeln mit dem zentralen Nervensystem. "Gibt es eine Lücke oder einen Fehler auf der Karte vom Gehirn in den Muskel, kommt es zu unterbrochenen oder fehlerhaften Bewegungsabläufen im Bewegungsapparat," so der Gesundheitsexperte. Die Folge: Dauerhafter Stress für den Körper. Durch gezieltes Training könne die Karte aber wiederhergestellt und der Stress verringert werden.

Wie funktioniert neuroathletisches Training?

Gezieltes Training heißt, dass zuerst durch verschiedene Tests individuell geschaut wird, wo die Verknüpfungen zwischen Gehirn und Muskeln nicht richtig funktionieren. Dabei werden auch folgende Fragen geklärt:

  • Wann gerät der Körper aus dem Gleichgewicht?
  • Wie gut klappt das räumliche Sehen?
  • Was sind besondere Stressauslöser im Alltag?
  • Bei welchen Bewegungen nimmt der Körper eine Schutzhaltung ein?

Im Anschluss an die Tests wird eine daran angepasste Routine aufgestellt. So kann eine Kombination aus Gleichgewichts-, Kraft-, Geruchs- und Atemübungen ein Beispiel für ein neuroathletisches Trainingsprogramm sein.

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Beliebt ist die Neuroathletik, weil sie unmittelbare Effekte verspricht. Einige Trainer gehen davon aus, dass bei der Neuroathletik direkte Rückmeldungen beobachtet werden können. Wenn die Beweglichkeit eingeschränkt sei, könne man nach bereits einer Übung aus der Neuroathletik sehen, wie sich die Beweglichkeit verbessert. Dasselbe gelte für die Verminderung von Schmerzen.

Mehr Leistung durch neuronale Reize – nur Humbug?

Neuroathletisches Training wird darüber hinaus nicht nur für das persönliche Wohlbefinden und für die Minderung von körperlichen Beschwerden angewendet. Auch Profisportler setzen auf diese Trainingsform, weil sie die Leistungsfähigkeit erheblich steigern soll – so zum Beispiel Tennisspieler Alexander Zverev, Sprinterin Gina Lückenkemper oder auch die Fußballer Serge Gnabry und Mario Götze.

Dass das Gehirn an der Bewegung maßgeblich beteiligt ist, dass Muskeln Impulse brauchen, auf die sie reagieren können, ist allerdings keine neue Erkenntnis. So erklärt Prof. Dr. Dr. Stefan Schneider, Professor am Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft der Deutschen Sporthochschule Köln, dass es zwar kaum wissenschaftliche Literatur zum Thema gibt, es aber im Grunde simpel sei:


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"Ohne neuronale Verschaltungen geht im menschlichen Körper gar nichts."


Prof. Dr. Dr. Stefan Schneider


Neuroathletik ist ein gezieltes Training der sensorischen Wahrnehmung und Integration der Sinnes-Rückmeldungen in die Planung und Ausführung von Bewegung. Das sei bereits seit den 1960er-Jahren unter dem Begriff der Sensomotorik bekannt. "Das heißt, ich nutze meine sensorischen Fähigkeiten, etwa den Blick, um meine Motorik zu beeinflussen", so Schneider.

"Es ist kein Humbug, sondern es funktioniert tatsächlich, sich Gedanken zu machen: Wo sind die Leistungsdefizite eines Athleten? Und die kann ich gezielt trainieren, um dann über Gleichgewichtsregulation und über die anderen Sinne die Leistung des Athleten oder der Athletin positiv zu beeinflussen." Schaden können der individuelle Ansatz und sensomotorisches Training also nicht.

Verwendete Quellen
  • instagram.com: Profil von Work it Training
  • neuronendünger.de: Neuroathletik
  • aok.de: Was ist Neuroathletik?
  • die-sportpsychologen.de: Lars Lienhard: Neuroathletik – Wie das Gehirn die sportliche Leistung beeinflusst
  • Eigene Recherchen
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