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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Brustamputation Was eine Mastektomie für Betroffene bedeutet
Die Brustamputation bei Frau und Mann heißt fachsprachlich Mastektomie. Wann eine solche OP sinnvoll ist, wie sie abläuft und welche Folgen sie haben kann.
Am häufigsten ist eine Mastektomie wegen Brustkrebs notwendig – etwa, wenn eine brusterhaltende OP nicht möglich ist. Doch auch andere Umstände können eine Brustentfernung erfordern. Auf die Betroffenen kommt damit ein großer Eingriff zu, der weitreichende Auswirkungen haben kann.
Was ist Mastektomie?
Mastektomie ist eine Brustamputation, also die operative Entfernung des männlichen oder weiblichen Brustdrüsengewebes. Der Fachbegriff leitet sich ab von den griechischen Wörtern
- mastos für Brust und
- ektome für herausschneiden.
Der häufigste Grund für die Anwendung einer Mastektomie ist Brustkrebs. Lange Zeit war es bei bösartigen Tumoren der Brust üblich, die gesamte Brust und benachbarte Lymphknoten zu entfernen. Inzwischen besteht jedoch oft die Möglichkeit, auf die Brustamputation zu verzichten und den Krebs brusterhaltend zu operieren.
Teils raten Ärztinnen und Ärzte bei Brustkrebs aber auch heute noch zur Mastektomie – etwa wenn sich der Tumor durch eine brusterhaltende OP nicht vollständig entfernen lässt, wenn eine Bestrahlung nach der OP nicht möglich oder nicht gewünscht ist sowie bei entzündlichem (inflammatorischem) Brustkrebs.
Dabei ist die Vorgehensweise allerdings meist weniger radikal als früher: Die "klassische" radikale Mastektomie mit Entfernung der gesamten Brust – einschließlich des darunterliegenden Brustmuskels – sowie von Lymphknoten und Fettgewebe der Achselhöhle ist heutzutage nur die Ausnahme. Sie kann beispielsweise nötig sein, wenn der Tumor bereits in den Muskel eingewachsen ist.
Bei den heute gängigen OP-Verfahren entfernt das OP-Team neben dem gesamten Drüsenkörper unterschiedliche weitere Anteile der Brust. Weitverbreitet ist die sogenannte subkutane Mastektomie (subkutan bedeutet unter der Haut). Der Eingriff kann erfolgen als
- hautsparende Mastektomie (engl. Skin Sparing Mastektomy, SSM): Hierbei wird die Brustdrüse mitsamt Brustwarzenhof und Brustwarze vollständig entfernt, aber die Haut der Brust bleibt größtenteils erhalten.
- brustwarzenerhaltende Mastektomie (engl. Nipple Sparing Mastektomy, NSM): Dieses Verfahren entspricht weitgehend der SSM, doch zusätzlich zur Haut bleiben auch der Brustwarzenhof und die Brustwarze erhalten.
Überdies gibt es noch die einfache und die modifizierte radikale Mastektomie. Beide Verfahren sind abgeänderte Formen der veralteten vollständigen Brustamputation:
- Bei der einfachen Mastektomie entfernt das OP-Team die Brustdrüse mitsamt Brustwarzenhof, Brustwarze und umgebender Haut in einem ellipsenförmigen Schnitt ("Hautspindel"), aber nur die äußerste Hüllstruktur (Faszie) des Brustmuskels. Der Muskel bleibt also erhalten.
- Bei der modifizierten radikalen Mastektomie entfernt das OP-Team zusätzlich Lymphknoten in der Achselhöhle.
Gut zu wissen
Brustamputationen sind nicht nur Frauensache: Grundsätzlich kann eine Mastektomie auch beim Mann zur Behandlung von Brustkrebs infrage kommen. Denn die Brustkrebstherapie bei Männern unterscheidet sich kaum von der bei Frauen.
Neben der Behandlung von Brustkrebs ist eine Brustamputation auch vorbeugend anwendbar. Vor allem Frauen, deren Brustkrebsrisiko aufgrund einer Veränderung (Mutation) in einem Brustkrebsgen (BRCA1 oder BRCA2) erblich bedingt stark erhöht ist, entscheiden sich manchmal für eine beidseitige prophylaktische Mastektomie.
Außerdem kann die Mastektomie bei einem Transmann der körperlichen Geschlechtsangleichung dienen. Die OP zielt darauf ab, die Brust zu verkleinern und ein flaches Brustprofil zu formen, um das äußere Erscheinungsbild zu vermännlichen (sog. Maskulinisierung).
Ablauf der Mastektomie – mit und ohne Sofortrekonstruktion
Eine Mastektomie findet in der Regel unter Vollnarkose statt. Der Eingriff selbst beginnt mit einem ellipsenförmigen Schnitt um die Brust herum. Dann entfernt die Ärztin oder der Arzt das gesamte Brustdrüsengewebe sowie – je nach Verfahren – weitere Teile der Brust.
Werden bei der Mastektomie auch benachbarte Lymphknoten entfernt, geschieht dies über den gleichen Operationsschnitt. Das entnommene Gewebe mitsamt Lymphknoten kommt dann sofort zur Untersuchung in ein Labor.
Danach vernäht die Ärztin oder der Arzt die OP-Wunde – meist mit Fäden, die sich selbst auflösen und nicht später gezogen werden müssen. Dabei wird womöglich auch gleich eine sogenannte Wunddrainage gelegt, um das sich ansammelnde Wundsekret aus der Wunde abzuleiten.
Die Drainage besteht aus einem oder zwei kleinen Saugschläuchen. Ein Ende des Schlauchs legt die Ärztin oder der Arzt in die Wunde und näht es unter die Brusthaut ein. Das andere Ende wird an einem kleinen Beutel befestigt. Rund drei Tage nach der Mastektomie werden die Drainageschläuche wieder gezogen.
Direkt nach der Mastektomie – also noch im Krankenhaus – erhalten brustamputierte Frauen zur Erstversorgung eine besonders weiche Stoffprothese, die den Brustverlust optisch ausgleicht und die Wunde gut abheilen lässt. Erst später, wenn die OP-Wunde ganz verheilt ist, können sie sich eine Silikonprothese anpassen lassen.
Zudem ist es in den meisten Krankenhäusern üblich, bereits am Tag nach der Mastektomie mit einer Physiotherapie zu beginnen. Die Übungen zielen vor allem auf die Arm- und Schultermuskulatur ab, um die Beweglichkeit der Schulter auf der operierten Seite zu verbessern oder zu erhalten.
Wiederaufbau der Brust – wann und wie?
Statt nach einer Mastektomie dauerhaft eine Brustprothese zu tragen, können Frauen die abgenommene Brust auch wiederaufbauen lassen. Oft ist eine solche Rekonstruktion in derselben Operation wie die Brustamputation möglich.
Für Frauen, die nach dem Eingriff noch weitere Brustkrebsbehandlungen erhalten (wie eine Strahlen- oder Chemotherapie), kommt eine Mastektomie mit Sofortrekonstruktion jedoch nicht infrage. Sie können den Wiederaufbau erst später machen lassen, wenn die Behandlungen abgeschlossen sind.
Wichtiger Hinweis
Wer schon vor der Mastektomie entschlossen ist, später eine Brustrekonstruktion machen zu lassen, bespricht dies am besten noch vor der OP mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten: Denn so lässt sich der geplante Wiederaufbau bereits bei der Brustamputation berücksichtigen. Grundsätzlich können sich Frauen aber auch erst danach für eine Rekonstruktion entscheiden.
Es gibt zwei Möglichkeiten, eine amputierte Brust wiederaufzubauen: mit Fremdmaterial in Form eines Implantats oder durch körpereigenes Gewebe. Der Brustaufbau mit einem Implantat ist das einfachere Verfahren. Als Brustimplantat dient dabei meist ein silikongefülltes Kissen mit rauer Oberfläche aus Silikon.
Bei einer Mastektomie mit Sofortrekonstruktion wird das OP-Team die Haut möglichst erhalten: Dann lässt sich das Implantat sofort einsetzen. Geht das nicht – etwa weil die Haut von Brustkrebs befallen ist –, kann vorübergehend ein auffüllbares Kissen (Expander) unter dem Brustmuskel eingesetzt werden, um Haut und Muskel langsam zu dehnen. Später lässt sich dieser Expander in einem weiteren Eingriff durch das Implantat ersetzen.
Um die Brust nach der Mastektomie mit körpereigenem Gewebe zu rekonstruieren, ist eine größere OP nötig: Dabei entnimmt das OP-Team Eigengewebe aus Bauch, Rücken, Oberschenkel oder Gesäß der brustamputierten Frau, um eine kleine neue Brust zu bilden. Wäre die neue Brust deutlich kleiner als die der anderen Seite, kann die Frau zusätzlich ein Implantat in die wiederaufgebaute Brust einsetzen oder die andere Brust verkleinern lassen.
Wurde bei der Mastektomie die Brustwarze mit entfernt, lässt diese sich ebenfalls operativ nachbilden. Hierzu ist aber meist ein weiterer Eingriff nötig. Normalerweise findet dieser erst mehrere Monate nach der Brustrekonstruktion statt, wenn die neue Brust gut verheilt ist. Alternativ sind auch selbsthaftende Brustwarzenprothesen verfügbar.
Gut zu wissen
Frauen und auch Männer, bei denen wegen Brustkrebs eine Mastektomie oder eine brusterhaltende OP ansteht, wenden sich dazu am besten an ein sogenanntes zertifiziertes Brustzentrum: Das ist eine spezialisierte Frauenklinik, deren Behandlungsteam viel Erfahrung mit Eingriffen an der Brust hat.
Mastektomie: Wer trägt die Kosten?
Bei einer wegen Brustkrebs oder aus anderen Gründen medizinisch notwendigen Mastektomie müssen die Kosten der OP von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Auch den Wiederaufbau der Brust brauchen gesetzlich Versicherte dann in der Regel nicht selbst zu zahlen.
Das gilt allerdings nur für die Brustrekonstruktion selbst: Für eher kosmetische Leistungen, wie die eventuelle Anpassung der anderen Brust oder ein medizinisches Tattoo der neu aufgebauten Brustwarze, ist die Kostenübernahme nicht genau geregelt. Wer die Brust wiederaufbauen lassen möchte, klärt daher am besten schon vor der Mastektomie ab, welche Kosten die Krankenkasse trägt.
Auch ohne Brustrekonstruktion fallen nach der Mastektomie meist weitere Kosten an: nämlich für äußerliche Brustprothesen – auch Epithesen genannt – sowie für spezielle BHs und Badeanzüge beziehungsweise Bikinis. Diese Hilfsmittel sind nach der Brustoperation notwendig, um das Fehlen der Brust zu verbergen und um einseitige Belastungen der Wirbelsäule zu vermeiden.
Die direkt nach der Mastektomie verwendete Erstversorgungsprothese sowie die später ärztlich verordneten Brustepithesen zahlen die gesetzlichen Krankenkassen in der Regel vollständig. Die Kosten für Spezial-BHs und -badeanzüge müssen viele brustamputierte Frauen hingegen anteilig selbst tragen. Welche Zuzahlungen wofür anfallen, können Betroffene bei ihrer Krankenkasse erfragen.
Mastektomie: OP- und Heilungsdauer
Bei einer Mastektomie kann die OP-Dauer recht unterschiedlich sein. Wie lange das Operationsteam benötigt, hängt beispielsweise davon ab,
- ob es eine ein- oder beidseitige Mastektomie durchführt,
- ob Haut und/oder Brustwarze bei der Brustamputation erhalten bleiben sollen oder
- ob und wie viele Lymphknoten mit entfernt werden.
Auch bei einer Mastektomie mit sofortigem Wiederaufbau der Brust ist die OP-Dauer normalerweise länger als bei einer alleinigen Brustamputation. Das gilt vor allem für Brustrekonstruktionen mit Eigengewebe: Dies ist mit einer großen Operation verbunden, die entsprechend mehr Zeit erfordert. Verglichen damit ist ein Brustwiederaufbau mit einem Implantat ein kleinerer operativer Eingriff.
Wie umfangreich und belastend die OP ist, beeinflusst auch die Dauer des Krankenhausaufenthalts. Bei alleiniger Brustamputation können die Betroffenen normalerweise nach wenigen Tagen wieder nach Hause. Wer beispielsweise beide Brüste entfernt bekommt oder sich einer Mastektomie mit Sofortrekonstruktion der Brust unterzieht, muss möglicherweise einen Tag länger im Krankenhaus bleiben.
Schon zwei Wochen nach einer Brustamputation verspüren die meisten Betroffenen keine Schmerzen mehr. Die Wundheilung nach einer Mastektomie dauert allerdings etwas länger: Im Schnitt ist die OP-Wunde nach rund sieben Wochen vollständig abgeheilt. Ein sofortiger Wiederaufbau der Brust mit einem Implantat verzögert die Heilung dabei kaum.
Hingegen kann eine Brustrekonstruktion mit Eigengewebe direkt im Anschluss an die Mastektomie die Heilungsdauer verlängern. Hinzu kommt, dass die Betroffenen neben der Wunde im Brustbereich eine weitere Wunde an der Stelle haben, von der das Gewebe für die neue Brust stammt. Handelt es sich dabei um Muskelgewebe, kann das zudem die Muskulatur an der Entnahmestelle schwächen und somit die Beweglichkeit vorübergehend einschränken.
Mastektomie: Mögliche Risiken und Folgen
Die Mastektomie ist wie jede Operation mit gewissen Risiken verbunden. So verspüren viele Betroffene nach einer Brustamputation Schmerzen im Bereich der OP-Wunde. Daneben können direkt nach dem Eingriff folgende Komplikationen auftreten:
- Nachblutungen und Blutergüsse
- Ansammlung von Wundflüssigkeit
- Wundinfektionen
- Probleme bei der Wundheilung
- Spannungsgefühl in der Haut
- Blutgerinnsel
Verletzte Muskeln, Nerven oder Blutgefäße infolge einer Mastektomie kommen hingegen seltener vor. Das Risiko für Verletzungen und dadurch bedingte langfristigere Probleme ist allerdings umso höher, je umfangreicher der Eingriff ist. Das betrifft vor allem die Anzahl der entfernten Lymphknoten im Achselbereich.
Denn beim Entfernen von Lymphknoten durchtrennt die Operateurin oder der Operateur auch Lymphbahnen. Die mögliche Folge: Lymphflüssigkeit fließt schlechter aus dem Gewebe ab und staut sich dauerhaft an, sodass der Arm anschwillt. Dieses sogenannte Lymphödem kann sich bis in die Hand oder in die Brustwand ausdehnen.
Werden bei einer Mastektomie mit Lymphknotenentfernung Nerven verletzt, kann dies außerdem das Gefühl oder die Beweglichkeit im betroffenen Bereich einschränken. Typische Folgen einer solchen Nervenverletzung sind ein vorübergehendes oder dauerhaftes Taubheitsgefühl in der Schulter und im Oberarm (besonders unter dem Arm) sowie Bewegungsstörungen oder Kraftlosigkeit im Arm.
Doch auch ohne Verletzungen kann eine Mastektomie körperliche Folgen haben. Für Frauen im gebärfähigen Alter bedeutet eine Brustamputation beispielsweise, dass sie nur noch mit einer Brust stillen können. Überdies kann es – je nach Körperproportionen – durch einseitige Belastung der Wirbelsäule zu Haltungsschäden, Schulterschmerzen und/oder Rückenschmerzen kommen.
Ohne Wiederaufbau der Brust verspüren viele Frauen zudem schwere psychische Folgen einer Mastektomie. Wo vorher die Brust war, ist nachher nur noch eine Narbe. Zwar ist im Dekolleté davon für gewöhnlich nichts zu sehen, da die Narbe meist waagerecht über die betroffene Brust verläuft.
Doch das Fehlen der Brust ist ohne Hilfsmittel normalerweise gut sichtbar – erst recht in unbedecktem Zustand. Entsprechend kann eine Mastektomie psychisch stark belasten, das Selbstbewusstsein beeinträchtigen und teils mit massiven Einschnitten ins Sexualleben verbunden sein.
Mildern lassen sich manche körperlichen und seelischen Auswirkungen der Mastektomie mit einer äußerlichen Brustprothese: Eine solche Epithese kann einer Fehlhaltung entgegenwirken und dafür sorgen, dass das Fehlen der Brust zumindest unter Kleidung äußerlich nicht zu erkennen ist.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 5.6.2024)
- "Mammakarzinom". Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Stand: 28.5.2024)
- "Mastectomy". Online-Informationen der Mayo Clinic: www.mayoclinic.org (Stand: 3.11.2023)
- "Operation bei Brustkrebs". Online-Informationen des Krebsinformationsdiensts des Deutschen Krebsforschungszentrums: www.krebsinformationsdienst.de (Stand: 24.1.2022)
- Bergmeister, K. D., et al.: "Brustrekonstruktion nach Mammakarzinom". Wiener Klinische Wochenschrift, Vol. 132, Iss. 15-16, pp. 475-489 (August 2020)
- "Brustkrebs". Online-Informationen der Stiftung Deutsche Krebshilfe (Hrsg.): www.krebshilfe.de (Stand: Januar 2019)
- Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung e. V. (DGfS): "Geschlechtsinkongruenz, Geschlechtsdysphorie und Trans-Gesundheit: Diagnostik, Beratung, Behandlung" (PDF). AWMF-Leitlinien-Register Nr. 138/001 (Stand: 9.10.2018)
- Weyerstahl, T., Stauber, M. (Hrsg.): Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013