Aktuelle Studie Zinswende macht Deutsche reicher: Vermögen auf Rekordhoch
Die Zinspolitik der EU hat deutschen Sparern einen Geldsegen beschert. Ihre Vermögen klettern auf neue Höchstmarken. So viel Geld besitzt ein Privathaushalt.
Die privaten Haushalte in Deutschland bildeten 2023 ein Netto-Geldvermögen in Höhe von 245,6 Milliarden Euro, nach 215,5 Milliarden Euro im Jahr 2022. Die Sparquote stieg von 11,1 auf 11,4 Prozent und liegt weiterhin im oberen Bereich ihres Durchschnitts seit der Wiedervereinigung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e. V. (BVR) zur Geldvermögensbildung der Bundesbürger.
Termingelder sind wieder attraktiv
Nachdem während der Niedrigzinsphase und im Zuge der Corona-Pandemie Aktien und Investmentfonds besonders hohe Zuflüsse verzeichnet hatten, gewinnen der Studie zufolge nun auch die festverzinslichen Anlagen mehr Attraktivität.
Die deutschen Sparerinnen und Sparer bauten ihre Bestände an Termineinlagen und Rentenpapieren 2023 im Vergleich zum Vorjahr um gut die Hälfte aus und verfünffachten das gehaltene Volumen an Sparbriefen.
"Die Sparer reagieren auf die Zinswende mit dem Umbau ihrer Portfolien hin zu größeren Anteilen für Rentenwerte und Termingelder. Wir erleben eine Rückkehr zur Normalität positiver Zinsen, verbunden mit einer stärkeren Diversifizierung der Sparformen", so BVR-Chefvolkswirt Dr. Andreas Bley.
Aufteilung des Geldvermögens
Ein Blick auf die einzelnen Bestandteile der Sparformen zeigt: Sowohl bei Wertpapieren als auch bei Bankeinlagen legten höher verzinste Optionen deutlich zu. So stieg das in Termingeldern angelegte Vermögen mit 194,2 Milliarden Euro per Ende 2023 um gut die Hälfte (55,2 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr.
In Sparbriefen waren zum Jahresende 101,1 Milliarden Euro mehr angelegt als Ende 2022, ein Zuwachs um 453 Prozent – mehr als eine Verfünffachung. Das in Rentenpapieren beziehungsweise Anleihen angelegte Geldvermögen stieg um 51,2 Prozent auf 229,7 Milliarden Euro.
Das gesamte Geldvermögen der privaten Haushalte, zu denen nicht nur Erwerbstätige und sonstige Privatpersonen, sondern auch wirtschaftlich Selbstständige und Organisationen wie etwa Vereine, Gewerkschaften und Kirchen gezählt werden, belief sich Ende 2023 auf 7,9 Billionen Euro. Demgegenüber standen Verbindlichkeiten in Höhe von 2,17 Billionen Euro.
Das Nettogeldvermögen pro Haushalt belief sich damit auf 139.500 Euro, wovon durchschnittlich rund 41 Prozent bei Banken, 30 Prozent in Versicherungen und 29 Prozent in Wertpapieren angelegt sind.
Hohe Sparquote und Konsumzurückhaltung
Das verfügbare Einkommen der Privathaushalte kletterte 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 5,9 Prozent auf 2,36 Billionen Euro und damit im gleichen Maße wie die Inflation. Aufgrund der unsicheren Konjunkturlage und nur langsam zurückgehender Inflationsraten im vergangenen Jahr hielten sich viele Verbraucher beim Konsum zurück. Gleichzeitig stieg die Sparquote privater Haushalte leicht von 11,1 auf 11,4 Prozent.
Laut Statistischem Bundesamt haben nur wenige Staaten eine höhere Sparquote als Deutschland. Dazu gehören die Schweizer mit 18,4 Prozent und die Niederländer mit 12,7 Prozent. Privathaushalte in den USA sparen etwa 2,1 Prozent ihres Einkommens, die Japaner rund 5,4 Prozent und die Italiener 2,1 Prozent.
Immobilien weniger gefragt
Andreas Bley vom BVR sieht die hohen Mittelzuflüsse in Termingeldanlagen zwar positiv, da breite Bevölkerungsschichten attraktive Anlageformen für individuelle Sparziele nutzen. Kritisch sieht der Chefvolkswirt jedoch die hohe Sparquote bei gleichzeitig geringer Kreditaufnahme und damit sinkender Vermögensbildung etwa bei Immobilien.
"Der ausgeprägte Wohnungsmangel und der energetische Sanierungsbedarf erfordern deutlich höhere Investitionen nicht nur der Wohnungsunternehmen, sondern auch der Privathaushalte und damit verbunden eine stärker wachsende Kreditaufnahme", erklärt Bley.
- Pressemitteilung des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) zur Geldvermögensbildung
- destatis.de: "Sparquote in Deutschland im internationalen Vergleich"