Nicht immer nur gesund Welche Tees ein Gesundheitsrisiko bergen können
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Tee hat den Ruf, gesund zu sein. Doch einige Inhaltsstoffe können bedenklich sein und eine gesundheitsschädliche Wirkung haben.
2021 wurden in Deutschland etwa 50 Milliarden Tassen Tee getrunken, davon knapp 19 Milliarden Tassen Schwarz- und Grüntee sowie gut 31 Milliarden Tassen Kräuter- und Früchtetee. Tee-Weltmeister bleiben übrigens weiter die Ostfriesen. Sie trinken 300 Liter pro Kopf und Jahr.
Gerade die Wintersaison ist die Hochzeit für das wärmende Getränk. Doch so gesund wie häufig angenommen ist Tee nicht immer.
Zu diesem Ergebnis kam das Bundesamt für Risikobewertung bereits im vergangenen Jahr. Nun hat es seine Einschätzung aktualisiert. Im Kern geht es um eine bestimmte heikle Stoffgruppe: Pyrrolizidinalkaloide (PA). Sie werden von Pflanzen gebildet, kommen also in der Natur vor.
Wo sind PA zu finden?
Pflanzen, die PA bilden, wachsen meist als Beikraut von Kräutern oder Salaten und entwickeln giftige Stoffe, um sich vor Fressfeinden zu schützen, erläutert die Verbraucherzentrale. Vor allem bei einer mit Maschinen betriebenen automatischen Ernte können sie mitgeerntet werden und daher in Lebensmitteln auftauchen.
Sie gelangen häufig in Tee, Gewürze, Kräuter und Salat. Besonders hohe Werte wurden in Gewürzkräutern wie Rucola, Oregano oder Borretsch, in Blütenpollen, Rooibos - und Kräutertee entdeckt. Auch in Honig wurden PA nachgewiesen.
Allerdings beobachten Experten eine Abnahme der Konzentrationen in den vergangenen Jahren. Die Verbraucherzentrale teilt mit: "Vor allem bei Grünem Tee, Schwarzem Tee, Pfefferminz-, Kamillen-, Kräuter- und Rooibostee sind die Mengen der enthaltenen PA stark gesunken." Wie hoch eine Konzentration ist, hängt unter anderem aber auch davon ab, welche Teile der Pflanzen – Wurzeln oder Blätter – in das Lebensmittel gelangen.
Welche Wirkung können Pyrrolizidinalkaloide haben?
Schädlich sind nicht die Pyrrolizidinalkaloide selbst, sondern deren Abbauprodukte. Sie greifen die Leber an. Neben der Leber könnten bei langfristiger Exposition auch andere Organe, insbesondere die Lunge geschädigt werden, heißt es vom Bundesamt für Risikobewertung.
In Langzeitstudien an Nagern hat sich zudem gezeigt, dass bestimmte 1,2-ungesättigte PA ein krebserzeugendes Potenzial aufweisen. Es wird dabei angenommen, dass die krebserzeugende Wirkung durch erbgutschädigende (genotoxische) Effekte bedingt ist. Vermutet wird, dass diese Wirkung auch im menschlichen Körper eintreten kann.
Vor allem für Menschen, die über einen längeren Zeitraum große Mengen an PA-haltigen Lebensmitteln zu sich nehmen, sowie für Kinder, Stillende und Schwangere könne also durchaus eine Gefahr für die Gesundheit bestehen, so die Verbraucherzentrale. Seit Juli 2022 gelten in der EU Höchstgehalte für PA in Tee, Kräutern und bestimmten Nahrungsergänzungsmitteln.
Wie gefährlich ist dann die Tasse Tee?
Die Stiftung Warentest erläutert dazu: "Die PA-Gehalte in Schwarztees und grünen Tees sind (...) meist niedriger als die in Kräutertees. Kräuter wie Kamille können leichter mit Wildkräutern verwechselt werden. Im Kräutertee-Test von 2017 hatten vor allem einige Kamillentees hohe PA-Gehalte." Kritisch werde es dann, wenn Teefans Tag für Tag dauerhaft hochbelastete Produkte trinken. Dann seien negative Folgen für die Gesundheit möglich. Ein akutes Gesundheitsrisiko bestehe aber nicht.
Die Warentester verweisen jedoch auch darauf, dass auch andere Schadstoffe im Tee zu finden sein können – etwa Pestizide, Mineralölbestandteile oder Aluminium. Doch nicht alle im Labor nachgewiesenen Stoffe gehen auch tatsächlich in den Teeaufguss über. Pyrrolizidinalkaloide können allerdings vollständig übergehen.
Was empfehlen die Verbraucherschützer?
Wer häufig oder viel Tee trinkt, sollte nicht nur nicht zu Kräuter- oder Rooibostee greifen, sondern bewusst mit anderen Getränken abwechseln. Bei der Verbraucherzentrale heißt es weiter: "Außerdem ist es sinnvoll, zwischen verschiedenen Teesorten und Herstellern abzuwechseln. Bioprodukte sind nicht besser, da es sich bei den PA um einen natürlichen Inhaltsstoff der Pflanzen handelt und dieser deshalb auch in Bioprodukten vorkommen kann."
Speziell Eltern sollten ihren Kindern nicht nur Kräutertees geben, sondern mit Mineralwasser oder Fruchstsaftschorlen alternieren. Babys sollten abgekochtes Leitungswasser oder Mineralwasser mit der Kennzeichnung "zur Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet" bekommen.
Auch Schwangere und Stillende sollten Kräutertee und Tee besser abwechselnd mit anderen Getränken trinken. Um eine PA-Belastung durch Salat zu minimieren, sollten beim Waschen und Zubereiten darauf geachtet werden, Pflanzen, die fremd aussehen, auszusortieren.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Bundesamt für Risikobewertung: "Fragen und Antworten zu Pyrrolizidinalkaloiden in Lebensmitteln" (aktualisiert am 16.12.2022)
- Stiftung Warentest: "Tee trinken – und gesund genießen" (23.03.2022)
- NDR: "Ostfriesen bleiben Weltmeister im Teetrinken" (17.09.2022)
- Lebensmittelmagazin: "Wie viel Liter Tee trinken die Deutschen?" (16.09.2022)