Auswirkungen aufs Herz Tägliches E-Bike-Fahren hat überraschend positive Effekte
Gegnerinnen und Gegner halten E-Fahrräder für kleine Mopeds ohne einen positiven Effekt auf den Körper. Ein Forscher widerspricht.
Es fährt sich leichter als ein Fahrrad, weil es motorisiert ist. Dafür braucht es weniger körperliche Anstrengung. Gerade deshalb würden sogenannte Pedelecs oder E-Bikes keinen gesundheitlichen Mehrwert schaffen. Sie seien lediglich bequem. So lauten die gängigen Klischees. Das Bundesverkehrsministerium, die Leibnitz-Universität und die Medizinische Hochschule Hannover wollten es jedoch genau wissen.
Für ihre Studie haben die Forscherinnen und Forscher um den Sportmediziner Uwe Tegtbur für ein Jahr etwa 2.000 Probanden in die Pedale treten lassen. Dabei maßen die Wissenschaftler jeweils die Daten von Menschen, die mit einem E-Fahrrad unterwegs waren, und jene, die ein normales Fahrrad fuhren. Nach knapp 59.000 Messungen zeigten sich besondere Effekte.
Für Herz gesünder als gedacht
Wie Sportmediziner Uwe Tegtbur dem "Spiegel" erklärt, habe ihn das Ergebnis ebenfalls überrascht. Der Erkenntnisgewinn aus der Studie, so Tegtbur, sei eindeutig: E-Bike-Fahren ist ein Sport – und ein äußert gesunder noch dazu. Die Messungen ergaben, dass die durchschnittliche Herzfrequenz eines E-Bike-Fahrers nur fünf Schläge unter der eines Radfahrers liege.
Dieses Ergebnis widerlege für den Wissenschaftler das Vorurteil, die Fahrt mit einem E-Fahrrad würde keinen sportlichen Effekt erzielen. Die Studie ergab, dass E-Bike-Fahrer bei einer täglichen Fahrt von 12 bis 15 Kilometer ihr Herzinfarktrisiko um 40 Prozent senken können. Das Risiko für Übergewicht, Bluthochdruck sowie Zucker- und Fettwechselstörungen würde um 50 Prozent zurückgehen.
Und auch das Krebsrisiko kann laut Tegtbur durch tägliches Fahren um 30 Prozent sinken. Wie auch das Laufen senkt E-Bike-Fahren den Cholesterinwert und das Demenzrisiko.
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Die ideale Linie
Die Forscherinnen und Forscher stufen das E-Bike-Fahren als gesund ein. Die Studienteilnehmer nutzten den Motor ihres elektrisierten Fahrrads nicht als Beschleunigungs- oder Trethilfe. Modi wie "Eco" oder "Tour" seien nur während Steigungen und Gegenwind zum Einsatz gekommen, so der Sportmediziner. Und das hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber einem herkömmlichen Fahrrad.
Denn während der Radfahrer bei Gegenwind und Steigungen gewöhnlich stärker in die Pedale tritt, können E-Bike-Fahrer nicht nur leichter, sondern auch gleichmäßiger treten. Eine gleichmäßige Trittfrequenz ist am Förderlichsten. Vom sogenannten GA1-Bereich ist hier die Rede. Er markiert mit einer durchschnittlichen Herzsequenz von 110 quasi die Ideallinie, um einen gesunden Effekt für den Körper zu erzielen.
Wer sich nicht verausgabe und gleichmäßig trete, würde laut dem Sportmediziner seine Knochen und Knorpel stimulieren. Eine höhere Knochendichte senke das Osteoporose-Risiko und damit auch das Risiko für Knochenbrücke im Alter. Positiver Nebeneffekt: Längere und gleichmäßige Kraftanstrengung ohne Verausgabung sollen beim Abnehmen helfen.
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Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch Institut (RKI) empfiehlt eine jährliche Auffrischung der Corona-Schutzimpfung für Personen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Das gilt für Personen ab 60 Jahren, Bewohner von Pflegeeinrichtungen, Personen mit erhöhtem SARS-CoV-2 Infektionsrisiko wie medizinisches und pflegerisches Personal sowie Personen ab 6 Monaten mit relevanten Grunderkrankungen.
E-Bikes als Hilfe
Die Nutzerinnen und Nutzer von E-Bikes waren in der Regel älter als die Versuchspersonen auf herkömmlichen Fahrrädern. Außerdem wies diese Gruppe durchschnittlich einen höheren Body-Mass-Index (BMI) und eine geringere körperliche Aktivität bei der Freizeitgestaltung auf. Das lag jedoch weniger an der Bequemlichkeit dieser Gruppe, sondern vielmehr an körperlichen Einschränkungen.
Beide Gruppen gaben an, ein Fahrrad oder eine E-Bike aus gesundheitlichen Gründen zu kaufen. So spiele das Motiv einer erhöhten Bewegung die größte Rolle. Ein bequemeres Fahren sei für viele Befragte das zweitwichtigste Argument.
Laut der Studie nutzt E-Biking vor allem Menschen, die bereits durch körperliche Beschwerden in ihrer Bewegung eingeschränkt sind. Der Sportmediziner ist davon überzeugt, dass E-Bike-Fahren gesund und glücklich mache.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Studie: "Impact of electrically assisted bicycles on physical activity and traffic accident risk: a prospective observational study"
- spiegel.de: "Tägliches Fahren mit dem E-Bike senkt das Herzinfarktrisiko um 40 Prozent"