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FC Bayern: Finale dahoam? Wunschdenken statt Realität


Bayerns Mission Impossible
Die Real-Niederlage hilft Bayern

MeinungVon Julian Buhl

12.05.2024Lesedauer: 3 Min.
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Max Eberl (l.) und Jan-Christian Dreesen: Die beiden Bayern-Bosse wollen zeitnah einen Trainer präsentieren.Vergrößern des Bildes
Max Eberl (l.) und Jan-Christian Dreesen: Die beiden Bayern-Bosse wollen zeitnah einen Trainer präsentieren. (Quelle: IMAGO/Bernd Feil/M.i.S.)

Nach einer titellosen Saison erklärt der FC Bayern das Champions-League-Finale 2025 in München zum neuen Ziel. Nur auf einen "Mia-san-mia"-Reflex zu hoffen, wäre aber fatal.

Nach dem auf dramatische Art und Weise bei Real Madrid geplatzten Champions-League-Traum ist der FC Bayern hart in der Realität gelandet. Dort angekommen gilt es zunächst, die Saison, die nun endgültig als eine titellose feststeht, mit noch zwei ausstehenden Pflichtaufgaben in der Bundesliga zu beschließen.

Schon jetzt heißt es beim FC Bayern aber, dem eigenen Selbstverständnis entsprechend: Nach dem geplatzten Finaltraum ist vor dem Finaltraum. Dass Jan-Christian Dreesen noch im Moment der schmerzhaften Halbfinal-Niederlage (1:2) in Madrid den Blick nach vorne richtete und ein neues großes Ziel formulierte, war nur logisch. Ebenso, dass er das Endspiel der Königsklasse, das in der kommenden Saison zum zweiten Mal nach 2012 in der Münchner Allianz Arena ausgetragen wird, konkret als solches benannte.

Sich dafür zu qualifizieren, ist schließlich genau das, was den gesamten Verein ab sofort antreibt. Da wollen, um nicht zu sagen, müssen die Bayern dabei sein. Aber wie soll das gelingen?

"Mia-san-mia"-Reflex? Nur darauf zu hoffen, wäre fatal

Nach derart bitteren Niederlagen wie dieser wieder stärker als zuvor zurückkommen, so sagte es Dreesen, sei genau das, was den FC Bayern auszeichne, "was wir als unseren 'Mia-san-mia'-Reflex bezeichnen".

Genau darin liegt jetzt aber auch die große Gefahr. Nur auf einen automatischen Reflex zu hoffen, wäre fatal. Das Erreichen des ersehnten Endspiels in München wird schließlich alles andere als ein Selbstläufer.

Der von Dreesen beschworene Effekt war vor zwölf Jahren nach der bislang letzten titellosen Saison zwar am Ende tatsächlich zu beobachten. Und nun stehen die Bayern erstmals wieder ohne Trophäe und erneut mit dem größtmöglichen Drang nach Wiedergutmachung da. Das dürfte jetzt aber ungleich schwerer werden.

Dreesen zitiert Müller

Die Spielzeit 2012 endete in Meisterschaft, Pokal und Champions League mit drei zweiten Plätzen für die Bayern. Das im Königsklassenfinale gegen Chelsea erlittene (Elfmeter-)Drama dahoam war ein Schlüsselerlebnis und eine Art Initialzündung für das, was ein Jahr später folgte: der Triple-Triumph – inklusive des Champions-League-Siegs.

Daran erinnerte freilich auch Dreesen und zitierte eine Nachricht von Thomas Müller, die der Vizekapitän am 20. Mai 2012, am Tag nach dem verlorenen Endspiel in den Mannschaftschat geschrieben hatte: "Kopf hoch, Jungs. Das, was gestern passiert ist, tut extrem weh. Aber nächstes Jahr schlagen wir zurück." Genau das gelang dem Rekordmeister.

Allerdings standen mit Jupp Heynckes damals bereits ein erfahrener Welttrainer sowie eine auch in Sachen Hierarchie funktionierende, hungrige Mannschaft unter Vertrag. Mit sinnvollen Transfers von Javi Martinez als "Holding Six", Dante, Mario Mandžukić und Claudio Pizarro, musste die nur noch punktuell verstärkt werden.

All das fehlt den Bayern aktuell

All das fehlt den Bayern aktuell. Die Vorzeichen sind damit grundlegend andere und erheblich schwierigere. Dass die aktuelle Mannschaft auf vielen Ebenen unausgewogen zusammengestellt ist und dringend einen umfassenden Umbruch benötigt, wurde in dieser in der Bundesliga und Pokal enttäuschenden Saison noch einmal überdeutlich.

Darüber täuscht nun auch ein möglicher Finaleinzug in der Champions League nicht mehr hinweg. Die bittere Niederlage in Madrid könnte für Bayern am Ende also durchaus auch eine heilsame werden. Und die Bereitschaft, das Gesicht der Mannschaft zu verändern, deutlich vergrößern. Tuchel hat aus ihr – zumindest in der Champions League – fast das Maximale rausgeholt. Weil ihm das in den anderen Wettbewerben nicht gelang, wird er sich im Sommer trotzdem vom FC Bayern verabschieden müssen.

Auf nationaler Ebene haben die Münchner mit Leverkusen, das Bayerns Dauerdominanz nach elf Meisterschaften in Folge beendet hat, auch in der kommenden Saison wieder einen mehr als ernst zu nehmenden Gegner. Mindestens. Denn auch Borussia Dortmund hat mit dem Erreichen des Endspiels der Champions League gezeigt, dass man den BVB als Bayern-Herausforderer nicht abschreiben sollte.

Einen neuen Trainer und mit ihm eine Spielidee müssen die Münchner nun erst noch finden. Die Suche danach gestaltet sich nach wie vor äußerst kompliziert. Die Zeit drängt, denn der Trainingsstart zur neuen Saison ist schließlich schon wieder in Sicht – der neue Chefcoach dagegen noch nicht. All das lässt bereits erahnen, dass Dreesens wuchtige Worte mehr sein Wunschdenken als die Realität beschrieben. Bayerns Mission Finale dahoam 2.0 beginnt zwar jetzt, momentan ist es aber eher eine Mission impossible.

Verwendete Quellen
  • Eigene Einschätzung
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