Risiko Resistenzen Wenn Kopfläusemittel nicht mehr wirken
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kopfläuse nisten sich im Haar ein, stechen in die Haut ihres Wirts und ernähren sich von dessen Blut. Vor allem auf dem Kopf fühlen sich die Parasiten wohl.
Alle vier bis sechs Stunden genehmigen sich Kopfläuse eine Blutmahlzeit und vermehren sich, gut genährt, schnell: Im Laufe ihres etwa vier Wochen währenden Lebens kann eine Kopflaus 90 bis 140 Eier produzieren. Es ist wichtig, Kopfläuse möglichst schnell wieder loszuwerden. Doch die Parasiten scheinen gegen immer mehr Kopfläusemittel resistent zu werden.
Wie Kopfläuse behandeln?
Nach heutigem Stand werden Kopfläuse idealerweise mit einer Kombination aus chemischen und mechanischen Maßnahmen behandelt. Zu den Utensilien gehört vor allem ein Läusekamm – dieser sollte am besten aus Metall sein – und ein spezielles Anti-Kopflausmittel.
Mit dem Kamm werden Läuse und ihre Eier, die am Haaransatz haften, herausgekämmt und so die Anzahl der Läuse auf dem Kopf reduziert. Ein spezielles Insektengift (Insektizid) tötet die Läuse ab.
Resistenzen gegen bestimmte Wirkstoffe
Mittlerweile haben Kopfläuse gegen einige der Insektizide Resistenzen entwickelt. Die Mittel wirken weniger gut. Mittlerweile sollen 77 Prozent aller Läusepopulationen resistent gegen bestimmte Wirkstoffgruppen sein, so das Ergebnis einer Übersichtsstudie aus dem Jahr 2021, veröffentlicht in der Fachzeitschrift "Parasite".
Die höchste Resistenz, die in diesen Studien verzeichnet wurde, war gegen Permethrin aus der Gruppe der Pyrethroide. Das Nervengift wirkt weniger gut, da sich durch eine Mutation eine Resistenz ausgebildet hat, die die Nerven der Parasiten unempfindlich gegenüber dem Wirkstoff macht. In Australien, England, Israel und der Türkei waren alle untersuchten Läusepopulationen resistent.
In Deutschland bislang kein Problem
Werden Kopfläuse zunehmend resistent gegenüber bestimmten Wirkstoffgruppen, ist die Behandlung weniger wirksam und es kann zu einem verstärkten Befall kommen. Zugelassene Wirkstoffe in Deutschland mit Nervengift, welche zu Lähmungen der Kopfläuse und ihrem Tod führen, sind Pyrethrum, Allethrin oder Permethrin "Sollte diese Wirkstoff nicht wirken,, stehen alternative Mittel zur Verfügung, beispielsweise Isopropylmyristat oder Silikonöl.
Isopropylmyristat lässt die Läuse austrocknen, Silikonöl erstickt sie", sagt die Dermarologin Dr. Uta Schlossberger. "In Deutschland werden Resistenzen von Kopfläusen gegenüber Pyrethroiden zwar vermutet, sie stellen in der Behandlung bislang aber kein Problem dar. Allerdings ist es nicht auszuschließen, dass in einigen Jahren auch in Deutschland Resistenzen gegenüber dieser Wirkstoffgruppe zunehmen."
Silikonöl gegen Läuse
Silikonöl ist laut Schlossberger ein effektives Mittel zur Bekämpfung von Kopfläusen und hat den großen Vorteil, dass sich keine Resistenzen entwickeln können. Das Öl schließt die Läuse ein, verklebt ihre Atemwege und lässt sie ersticken.
"Dimeticon ist in Studien gut untersucht. Von anderen Ölen sollte man besser die Finger lassen. Die Wirkung ist nicht gut belegt. Es ist bei einem Befall ratsam, zu den Mitteln zu greifen, die zur Bekämpfung zugelassen sind und auf Selbstversuche zu verzichten – auch um eine Ausbreitung auf den gesamten Körper zu vermeiden", so Schlossberger.
Dr. Uta Schlossberger ist Hautärztin mit eigener Praxis in Köln. Neben der Dermatologie und Venerologie gehören die Bereiche Allergologie, Lasermedizin, Ästhetische Dermatologie und Anti-Aging zu den Schwerpunkten der Fachärztin.
Wann ist der Kopf wieder frei von Parasiten?
Wie die Mittel angewendet werden, können Betroffene in der Packungsbeilage lesen oder bei ihrem behandelnden Hautarzt oder in der Apotheke erfragen. Wichtig ist, dass die Kopflaus-Behandlung konsequent und ausreichend lange durchgeführt wird. Sonst vermehren sich die verbliebenen Läuse und es kommt zu einem erneuten Befall kurz nach Absetzen der Mittel.
Das Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt, unbedingt eine Wiederholungsbehandlung mit dem Kopflausmittel durchzuführen, da Kopflausmittel bei der Erstbehandlung nicht zuverlässig alle Eier abtöten und Larven nachschlüpfen können: optimal an Tag neun oder zehn. Dieser enge zeitliche Rahmen ergibt sich laut dem RKI, da bis zum siebten beziehungsweise achten Tag noch Larven nachschlüpfen und ab dem elften Tag junge Weibchen bereits wieder neue Eier ablegen können.
Ergänzt werden soll die Behandlung durch nasses Auskämmen der Haare mit einem Läusekamm: nach der Erstbehandlung mit dem Insektizid sowie an Tag 5, 9, 13 und 17. Hierzu sollte eine handelsübliche Haarspülung aufgetragen und das Haar Strähne für Strähne ausgekämmt werden. Nach jedem Durchkämmen sollte der Läusekamm auf einem Küchenpapier ausgestrichen werden. Nach 17 Tagen unter konsequenter und richtig durchgeführter Behandlung ist der Kopflausbefall in der Regel erfolgreich bekämpft.
Kopfläuse behandeln: Diese Fehler vermeiden
Im Rahmen der Kopflaus-Behandlung kann es zu Fehlern kommen, welche dazu führen, dass Läuse, Larven und Eier überleben. Für eine wirksame Behandlung ist es wichtig, dass:
- die Haare feucht, aber nicht triefend nass sind, damit das Mittel nicht zu stark verdünnt wird.
- das Mittel gleichmäßig auf dem Kopf verteilt wird.
- eine ausreichende Menge des Mittels aufgetragen und es nicht zu sparsam verwendet wird.
- die Einwirkzeit eingehalten wird.
- eine Wiederholungsbehandlung zum richtigen Zeitpunkt erfolgt.
Wann zum Hautarzt?
Bei einem Kopflausbefall ist nicht zwingend ein Arztbesuch notwendig. Die vom Umweltbundesamt zugelassenen Mittel gegen Kopfläuse sind in der Apotheke erhältlich. Diese sind gründlich auf ihre Wirksamkeit und Verträglichkeit untersucht worden. Ein Arztbesuch ist bei einem starken Kopflausbefall anzuraten, etwa wenn die Körperbehaarung wie Achselhaare, Brusthaare und Schambehaarung betroffen ist.
Auch wenn sich durch den Kopflausbefall entzündete Stellen auf der Kopfhaut bilden, sollte ein Hautarzt aufgesucht werden. Ein Arztkontakt ist auch während der Schwangerschaft, in der Stillzeit sowie bei bestehenden Allergien anzuraten. Ist ein Säugling oder ein Kleinkind betroffen, sollte der Kinderarzt aufgesucht werden. Nicht alle Präparate sind für diese Altersgruppe geeignet.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Parasite-journal.org: "Frequency of pyrethroid resistance in human head louse treatment: systematic review and meta-analysis". Online-Information des Fachjournals "Parasite". (Stand: 22. Dezember 2021)
- rki.de: "Kopflausbefall". Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI) (Stand: 19. September 2022)
- gesundheitsinformation.de: "Kopfläuse". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 30. Juni 2021)
- umweltbundesamt.de: "Liste der geprüften Mittel und Verfahren zur Bekämpfung von Gesundheitsschädlingen, Krätzmilben und Kopfläusen gemäß § 18 Infektionsschutzgesetz". Online-Information des Umweltbundesamts. (Stand: 1. November 2022)
- shop.bzga.de: "Kopfläuse… was tun?". Informationsbroschüre (PDF) der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). (Stand: Oktober 2019)
- aerzteblatt.de: "Kopfläuse. Epidemiologie, Biologie, Diagnostik und Therapie". Online-Information des Deutschen Ärzteblatts. (Stand: 2016)