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Körper-Geruch: So entsteht er, das hilft | Kolumne von Dr. med. Yael Adler


Unangenehmer Körpergeruch
Was Sie tun können – und besser lassen sollten

Eine Kolumne von Dr. med. Yael Adler

05.05.2024Lesedauer: 4 Min.
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Schweißflecken: Männerschweiß riecht anders als der von Frauen.Vergrößern des Bildes
Schweißflecken: Männerschweiß riecht anders als der von Frauen. (Quelle: SadDoggDesign/getty-images-bilder)

Müffelnde Menschen möchte niemand um sich herum haben. Wie unangenehme Gerüchte entstehen und wie Sie sie verhindern können, erklärt Dr. Yael Adler.

Achtung, "Körpergeruch": Sobald dieses Wort fällt, beginnen wir unauffällig an uns herumzuschnuppern. Es sind doch nicht etwa wir, die hier …? Der ursprünglich neutrale Begriff ist längst negativ besetzt und steht inzwischen für Mangel an Körperhygiene und Angst vor sozialer oder zumindest sexueller Ausgrenzung. Die Werbespots der Kosmetikindustrie haben Schwitzflecken unter den Achseln zu den großen Katastrophen der Neuzeit stilisiert.

In der Tat ist der Geruch unseres Körpers eine höchst persönliche und ganz individuelle Angelegenheit, die im Ernstfall über das Bestehen oder Scheitern einer Partnerschaft entscheiden kann. Dann nämlich, wenn man feststellt, dass man den Partner, so liebenswert er auch ist, einfach nicht riechen kann und sein Duft dem Fortbestand umfassender Zweisamkeit schlicht im Wege steht. Auch nehmen wir unbewusst wahr, ob wir jemanden nicht riechen können, egal wie beeindruckend die Persönlichkeit sein mag.

Yael Adler
(Quelle: Markus Höhn)

Zur Person

Dr. med. Yael Adler ist Fachärztin für Dermatologie, Venerologie, Phlebologie und Ernährungsmedizin (DGEM). Seit 2007 praktiziert sie in ihrer eigenen Praxis in Berlin. Ihr Talent, komplexe medizinische Sachverhalte anschaulich und unterhaltsam zu vermitteln, stellt sie seit Jahren in Vorträgen, Veranstaltungsmoderationen und den Medien unter Beweis. Über Prävention und Therapien spricht sie regelmäßig in ihrem Podcast "Ist das noch gesund?". Ihre Bücher "Haut nah" und "Darüber spricht man nicht" standen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Mit ihrem letzten Buch "Genial vital! – Wer seinen Körper kennt, bleibt länger jung" durfte sich die leidenschaftliche Ärztin erneut über diese Spitzenplatzierung freuen.

Ein Bakterienzoo auf der Haut

Frischer, also soeben über die Poren ausgeschiedener Schweiß, riecht eigentlich erst einmal gar nicht. Er besteht zu 99 Prozent aus Wasser, den Rest machen Eiweiß, Fett, Harnsäure und Milchsäure unter sich aus – eine Mischung, die die Bakterien auf unserer Haut in freudige Erwartung versetzt. Dazu gesellt sich das Sekret aus den Duftdrüsen, die ab der Pubertät hormonell bedingt aktiv werden. Erst dann mischt sich der Geruch zurecht, wenn sich bestimmte Stoffe im Laufe des Verdunstungsprozesses zersetzen. Hier trägt jeder von uns einen bunten, vielfältigen Bakterienzoo mit ganz unterschiedlichen Bewohnern mit sich herum.

Welche und wie viele Arten unser Zoo beherbergt, hängt von vielen Faktoren ab, etwa dem Geschlecht, der Absonderung unterschiedlicher Geschlechtshormone und der Frage, ob unsere Haut schwitzig, fettig oder trocken ist. Natürlich spielt auch unser Alter eine Rolle, einfach, weil die Aktivität unserer Talgdrüsen und unsere spezielle Hormonkomposition Veränderungen durchlaufen.

Die Gene spielen eine Rolle

Und auch unsere genetische Ausstattung redet ein gewichtiges Wort mit, ebenso wie der Gesundheitszustand und die Ernährung. So haben Asiaten in aller Regel einen dezenteren Körpergeruch als Europäer, weil bei ihnen das Transport-Protein ABCC11 (schleust geruchsförderliche Stoffe an die Hautoberfläche) nicht aktiv ist, und Stoffe, die bei der Geruchskomposition mitschwingen könnten, gar nicht über die Duftdrüsen an die Hautoberfläche gelangen.

Auch gibt es unbewusst wahrnehmbare Duftpartikel, die Pheromone, bekannt aus dem Tierreich, von denen man aber auch beim Menschen annimmt, dass sie eine soziale Rolle spielen könnten und möglicherweise über Sinneszellen im vorderen Teil der Nasenscheidewand wahrgenommen werden.

Jungs schwitzen oft stärker als Mädchen, besonders durch das Hormonkarussell, das bei beiden Geschlechtern in der Pubertät heftig rotiert (der Schulflur und das Jugendzimmer gleichen allgemein öfter mal eher einem Pumakäfig). Außerdem schwitzen größere Menschen mehr als kleine, weshalb meist Männer mehr schwitzen als Frauen. Ab der Pubertät prägt sich auch der charakteristische Geruch im Intimbereich, und die Geschlechtshormone verkünden über die Duftdrüsen das Herannahen eines potenziellen Geschlechtspartners. Schamhaar dient ganz nebenbei auch als Duftwedel für denselben – so hat es die Natur erdacht.

Tatsache ist: Man muss zwischen unangenehmem Körpergeruch und dem zarten Duft der eigenen Haut oder des geliebten Menschen, dem wohligen Duft des Babyhaut-Kopftalgs und der Babykäsefüßchen unterscheiden.

Frauen riechen anders als Männer

Die Wissenschaft versucht, unseren Körperduft, der dem erotischen Duftmarketing dient, zu umschreiben. Demnach riechen Männer eher nach Mischungen aus Urin, Sandelholz, Moschus und Käse, Frauen eher nach Zwiebel, Hering, Sauerrahm und Blumen. Okay, ja, liest sich nicht ganz sexy. Aber das ist der Natur egal. Wenn das zunächst stimulierende Bouquet jedoch kippt, dann entstehen unangenehme biogene Amine und kurzkettige flüchtige Fettsäuren, die chemisch gesehen nicht anderes sind als ätherische Öle und Duftmoleküle. Leider kommt es dann aber nicht zu Aromen wie Minze oder Eukalyptus, sondern zu Essenzen von Butter-, Ameisen- oder Essigsäure, welche auch im Limburger Käse, ranziger Butter, Ziegenstall oder Erbrochenem zu finden sind. Bei Männern dominiert unter den Stinkebakterien das Corynebakterium, das stechende Geruchsstoffe abgibt. Bei Frauen wird es dann eher säuerlich durch Mikrokokken.

Nicht nur der Körper kann müffeln

Stinkbakterien kleben gerne auch in Synthetik-Shirts, wie man sie beim Joggen trägt. Sie werden bei 40 Grad in der Waschmaschine auch nicht ausreichend eliminiert und beginnen, schon nach den ersten Minuten des Laufens trotz frisch gewaschener Kleidung wieder zu riechen.

Einfache Pflege für einen angenehmen Hautduft

Die Werbung formulierte es in Sachen Männerduft beim Verkauf von Körperpflegemitteln einst so: "Ein Duft, der Frauen provoziert!" Erlauben Sie also ein paar Gedanken zur optimalen Körperpflege für guten Hautduft:

Je stärker und gesünder das Mikrobiom unserer Hautbakterien zusammengesetzt ist, umso besser. Dafür brauchen Sie Wasser, ein Handtuch und an schwitzigen Stellen einen sauren pH-Wert, den Sie mit sauren seifenfreien Waschsubstanzen oder Essigwasser erzielen können (1 Liter Wasser plus 1-2 Esslöffel Apfelessig). Ein starker Säureschutzmantel gibt duften Bakterien ein Zuhause, Stinker werden vertrieben.

Gerüche zu übertünchen, ist hingegen eher keine sinnvolle Idee. Für uns Hautärzte erfüllt das Duftstoffgemetzel inklusive obsessivem Reinheitskult den Tatbestand der Körperverletzung. Wer Deos, Eau de Cologne, Eau de Toilette, parfümierte Seifen, duftende Lotions und alles andere weglässt, kann – zumindest olfaktorisch – eines Tages durchaus zu sich selbst finden. Vermeiden sollten Sie alkalische Seifen, sie fördern Gerüche eher, als sie zu vermeiden. Nutzen dürfen Sie auch Deos, gern Antitranspirantien, auch die mit Aluminium sind erlaubt und voll rehabilitiert. Ein Antitranspirant steigert nach aktuellem Stand weder Demenz- noch Brustkrebsrisiko.

Tragen Sie eher Baumwolle oder Leinen und trinken Sie ab und an eine Tasse Salbeitee, der wirkt schweißhemmend – oder, noch effektiver, Salbeiextrakt aus der Apotheke. Wechseln Sie oft genug die Garderobe: Wenn sie schon leicht riecht, bitte an die Mitmenschen denken und lieber frische Wäsche anziehen. In Fellstiefeln und Lederhosen kleben übrigens keine Stinkbakterien.

Bleiben Sie duftneutral und kommen Sie gesund durch die Zeit!

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung
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