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Hertha BSC: Pál Dárdai muss gehen – die passende Alternative steht parat


Hertha vor ungewisser Zukunft
Seine Zeit ist um – der passende Trainer steht parat


Aktualisiert am 13.05.2024Lesedauer: 4 Min.
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Pál Dárdai: Der Ungar steht bei Hertha BSC vor einer ungewissen Zukunft.Vergrößern des Bildes
Pál Dárdai: Der Ungar steht bei Hertha BSC vor einer ungewissen Zukunft. (Quelle: IMAGO/Sebastian Bach)

Pál Dárdai ist eine Vereinslegende bei Hertha BSC. Dennoch ist der Ungar nicht der richtige Mann für den Aufstieg. Es braucht einen Wechsel. Die Alternative steht parat.

Für Hertha BSC geht es nach Jahren des dramatischen Bundesliga-Abstiegskampfs bis zum bitteren Ende im letzten Heimspiel der Saison ausnahmsweise um nichts mehr. Wenn die Berliner am Samstag den 1. FC Kaiserslautern empfangen (ab 13 Uhr im Liveticker bei t-online), kann der Absteiger weder auf- noch absteigen. Hertha steht auf Rang neun der Zweitliga-Tabelle. Der direkte Wiederaufstieg war lediglich eine Hoffnung, kein Saisonziel.

In der kommenden Saison, dem zweiten Zweitliga-Jahr, muss die Hertha aber aufsteigen. Das stellte Geschäftsführer Thomas Herrich Anfang des Jahres klar. Ein Aufstieg sei "alternativlos", so der 60-Jährige im Podcast "Hertha Base". Grund dafür ist die finanzielle Lage der Hertha.

So klar das Ziel für die kommende Saison ist, so unklar ist die Frage, mit welchem Trainer man in die Saison gehen will. Der Vertrag von Pál Dárdai, aktuell im Amt, läuft im Sommer aus. Laut Informationen von t-online wird der Vertrag nicht verlängert. Das wurde dem Ungarn am Freitag mitgeteilt. Auch die "Bild" berichtet über die Trennung nach Saisonende.

Die richtige Entscheidung. Denn die Entwicklung der Mannschaft unter Dárdai fehlt. Und muss sich für eine passende Lösung gar nicht groß umschauen, denn die steht in den eigenen Reihen.

Das wilde Auf und Ab gibt Rätsel auf

Vor etwas über einem Jahr rief der inzwischen verstorbene Vereinspräsident Kay Bernstein den "Berliner Weg" als Vereinsphilosophie aus. Das Ziel: mehr junge Spieler aus der eigenen Akademie in den Profibereich integrieren, mehr Identifikation zwischen Fans und Mannschaft kreieren, nahbarer sein. Das ist der Hertha in diesem Jahr gelungen. Auch dank Pál Dárdai, der mutig junge Berliner Talente aufstellte und die Stimmung im Kader positiv hielt.

Doch der "Berliner Weg" soll auch zurück in die Bundesliga führen. Dafür bräuchte es eine Entwicklung der Mannschaft, ein Fundament für das zweite Jahr, die geplante Aufstiegssaison. Diese Entwicklung ist Pál Dárdai jedoch nicht gelungen. War der wechselhafte Saisonstart angesichts des Kaderumbruchs noch nachvollziehbar, gibt das Auf und Ab seit Mitte der Hinrunde Rätsel auf.

Auf starke Partien wie im Pokal gegen Mainz (3:0) oder im Liga-Heimspiel gegen Rostock (4:0) folgten oft ernüchternde Auftritte. Mehr als zwei Siege am Stück gab es kein einziges Mal. Teilweise klare Führungen wurden leichtfertig aus der Hand gegeben, mehrfach erst spät in der Nachspielzeit wie gegen Kiel (2:2) oder Hannover (1:1).

"Gefühlt eine verschenkte Saison"

Nur wenn Hertha gegen Kaiserslautern und Osnabrück (34. Spieltag) gewinnt, haben die Berliner in der Rückrunde mehr Punkte geholt als in der Hinserie. Defensiv sind die Hauptstädter statistisch sogar jetzt schon schwächer (26 Gegentreffer in der Hinrunde, 30 in der Rückrunde). Auch fußballerisch ist kaum eine Entwicklung zu sehen. Gegen tief verteidigende Teams tut sich Dárdais Elf schwer. Beide Partien gegen Aufsteiger Wehen Wiesbaden gingen verloren, auch in Rostock und Braunschweig tat sich Hertha gegen Abstiegskandidaten damit schwer, anders als durch Flanken in den gegnerischen Strafraum zu gelangen.

Und wenn die Berliner, die mit 65 Toren die zweitbeste Offensive der Liga stellen, mal ins Toreschießen kamen, wackelte oft die Defensive. Dárdai selbst konstatierte nach dem jüngsten 2:4 in Elversberg: "Wir haben das ganze Jahr eine ähnliche Situation wie heute. Wir machen genug Tore, haben genug Torchancen, aber verteidigen schlecht."

Kapitän Toni Leistner sprach Ende April von einer "gefühlt verschenkten Saison", Teamkollege Andreas Bouchalakis war sich im "Kicker" auch sicher, dass "definitiv mehr möglich" gewesen wäre. Publikumsliebling Fabian Reese wählte sogar einen Vergleich aus der Mythologie. "So muss sich Sisyphus gefühlt haben. Wenn ich Tag für Tag alles gebe und wir es zusammen doch nicht schaffen, den Stein bis zur Bergspitze zu tragen, sondern gefühlt immer wieder von vorn anfangen müssen", schrieb er auf Instagram.

Der "Berliner Weg" geht auch ohne Dárdai

All das sollte für Geschäftsführer Herrich und Sportdirektor Benjamin Weber Grund genug gegeben haben, die Personalie Pál Dárdai zu hinterfragen. Gleichzeitig ist der "Berliner Weg", den die Vereinsführung eingeschlagen hat, der richtige. Und der geht auch ohne Dárdai, selbst wenn der Ungar ihn mit Leben gefüllt hat.

 
 
 
 
 
 
 

Medienberichten zufolge prüft das Berliner Management mehrere Optionen. Die "Bild"-Zeitung brachte Thomas Stamm (SC Freiburg U23) und Cristian Fiél (1. FC Nürnberg) ins Spiel, Sky nannte zudem Christian Eichner (Karlsruher SC) als Kandidaten.

Doch für eine passende Trainerlösung muss sich Hertha gar nicht groß umschauen. Denn die steht mit dem vergleichsweise unbekannten Oliver Reiß bereits parat. Der aktuelle Coach der Berliner U19-Auswahl zählt zu den besten Jugendtrainern des Landes, hat gerade zum zweiten Mal in Serie die Bundesliga Nord/Nordost gewonnen und sich gegen namhafte Konkurrenten wie den VfL Wolfsburg oder RB Leipzig durchgesetzt. 2019 gelang ihm das bereits mit den B-Junioren.

Es braucht den richtigen Assistenten

Reiß spielt den offensiven und kreativen Fußball, den Hertha für den Aufstieg braucht. Die Spitzenteams der 2. Liga, Holstein Kiel und FC St. Pauli, zeichnet aus, dass sie stets Lösungen mit dem Ball parat haben, das Spiel selbst gestalten können und nicht auf den Gegner reagieren müssen. Genau das, was auch Reiß' Mannschaften so erfolgreich gemacht hat.

Zudem kennt er die vielen Talente im Berliner Profikader. Hoffnungsträger wie Pascal Klemens oder Ibrahim Maza entwickelten sich unter ihm entscheidend weiter. Innenverteidiger Linus Gechter bezeichnete Reiß aufgrund seiner taktischen Kenntnisse schon als "Pep Guardiola der Hertha-Jugend".

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Was ihm fehlt, ist die Erfahrung im Profibereich, sowohl als Spieler als auch als Trainer. Die kann Hertha mit einem passenden Assistenten ausgleichen. Holstein Kiels Marcel Rapp bekam zu seiner Anstellung den erfahrenen Dirk Bremser an die Seite gestellt, Dortmunds Edin Terzić im Sommer 2022 den routinierten Peter Hermann.

Mit einem klaren Plan, dem passenden Kader und einem sich gut ergänzenden Trainerteam kann der "Berliner Weg" in die Bundesliga führen und den "alternativlosen" Aufstieg ermöglichen. Auch ohne Pál Dárdai.

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